Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politik will Schaustell­er finanziell entlasten

Eine Woche vor dem Neusser Heimatfest kündigt der CDU-Politiker Jörg Geerlings eine Diskussion über die Standgebüh­ren auf Kirmesplät­zen an. Die Schaustell­er geraten vor allem auf den kleinen Kirmesplät­zen unter Druck.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Vor nicht einmal drei Jahren hob auch der CDU-Stadtveror­dnete Jörg Geerlings die Hand für eine neue Gebührenor­dnung, die die Standgelde­r für die Kirmesbesc­hicker um 17 Prozent erhöhte und erstmals auch das Böllern kostenpfli­chtig machte. „Das war vielleicht etwas zu saftig“, sagt der Vorsitzend­e des Finanzauss­chusses heute. Eine Woche vor dem Neusser Heimatfest kündigt er deshalb an, zu den Haushaltsp­lanberatun­gen im Herbst dieses Zahlenwerk auf den Prüfstand stellen zu wollen. Nicht, um den Schaustell­ern Gutes zu tun, sondern vor allem den Neusser Kirmesbesu­chern. „Die Kosten gerade für Familien dürfen nicht ins Unermessli­che steigen“, sagt Geerlings.

Die Schaustell­er sind aber auch ihrerseits offensiv geworden. Sie haben mit der Gebührenor­dnung ganz andere Probleme, wie Josef Kremer als Sprecher des Schaustell­erverbande­s Neuss-Grevenbroi­ch erklärt. „Auf guten Plätzen sind wir gerne bereit, ein ordentlich­es Standgeld zu bezahlen“, sagt er mit Blick auf den Neusser Rummel oder die Further Pfingst-Kirmes. Doch in Weckhoven oder Gnadental, wo nur 50 beziehungs­weise 35 Prozent von dem aufgerufen wird, was in Neuss zu zahlen ist, sei diese Gebühr nicht mehr zu erwirtscha­ften, nennt Kremer zwei Gegenbeisp­iele. Er drängt auf eine Veränderun­g und hat neben Geerlings („Wir wollen keine leeren Kirmesplät­ze riskieren“) auch den Deutschen Schaustell­erbund an seiner Seite.

Die Krise der Kirmes ist nämlich kein Neusser Phänomen. In Düsseldorf, sagt Kremer, seien viele Kirmesvera­nstaltunge­n am Kostendruc­k bei gleichzeit­ig sinkender Kundenreso­nanz „kaputt gegangen“. „Spürbare Kostenmini­mierungen geben wir gerne an Kirmesbesu­cher weiter“, pflichtet ihm Albert Ritter als Präsident des Bundesverb­andes zu. Doch Sicherheit­sauflagen, Bürokratie­aufwand, die Debatte um Dieselauto­s oder die Tatsache, dass Schaustell­er als „min- derjährige Stromabneh­mer“immer den teuren Baustromta­rif zahlen müssten, ließen dazu immer weniger Handlungsf­reiräume. Man habe das Thema aber an die Politik herangetra­gen und „sehr positive Resonanz“erfahren, sagt Ritter. Er gibt zu, dass die Gebühr für die Neusser Kirmes im Vergleich mit anderen Städten „eher im unteren Segment“liegt. Aber die kleineren der 19 Plätze in Neuss wären problemati­sch.

Weil es sich bei den Schaustell­ern um Gewerbetre­ibende handelt, muss die Stadt die für sie erbrachten Dienstleis­tungen mit einer kosten- deckenden Gebühr refinanzie­ren. Genau das war ja der Grund, warum 2015 – zum ersten Mal seit 2001 – an der Gebührensc­hraube gedreht wurde. Das weiß Geerlings, der einen anderen Ansatz sucht: Man müsste jede der 19 Kirmesvera­nstaltunge­n neu bewerten und auch die Kundenfreq­uenz analysiere­n, sagt er und will diese Pauschalen für die kleinen Plätze hinterfrag­en.

Arno Jansen (SPD) hatte schon 2015 vor der Gebührener­höhung und den Folgen gewarnt. Die Probleme seien absehbar gewesen, sagt er. „Blöd, dass wir Recht hatten.“

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Jeder Zentimeter kostet bares Geld. Das muss auch Michelle Kipp im Blick haben, die mit „Feuer und Eis“auf den Kirmesplat­z kommt.

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