Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Des einen Trainers Leid ist oft des andern Freud’

Im Testspiel gegen TSV Bayer Dormagen zeigt der TV Korschenbr­oich weiter ansteigend­e Form. Bei den Gästen sieht Ulli Kriebel Redebedarf.

- VON VOLKER KOCH

KORSCHENBR­OICH Von einem Klassenunt­erschied war nichts zu sehen. Dabei sollte der eigentlich deutlich werden, wenn ein Drittligis­t mit Aufstiegsa­mbitionen auf einen solchen trifft, dessen einziges Ziel es in dieser Saison ist, die Klasse zu halten.

Entspreche­nd war die Stimmung in den Handball-Lagern von TSV Bayer Dormagen und TV Korschenbr­oich durchaus konträr nach dem Testspiel der beiden Kooperatio­nspartner, das die Gäste vor 200 Zuschauern in der Waldsporth­alle eher glücklich als verdient mit 23:22 (Halbzeit 13:10) für sich entschiede­n. Denn während TVK-Trainer Ronny Rogawska den Aufwärtstr­end seiner Schützling­e vollkommen zu Recht bestätigt sah, meldete sein Dormagener Kollege erhöhten Redebedarf an.

„Wir müssen über einiges sprechen. So geht das nicht weiter“, stellte Ulli Kriebel mit finsterer Miene fest. Gelegenhei­t dazu hat der neue Mann auf der Bayer-Bank am Wochenende reichlich. Denn der TSV muss am Samstag (19.30 Uhr) in der ersten DHB-Pokalrunde beim 520 Kilometer entfernten TSV Altenholz (bei Kiel) antreten. Mit einem Sieg über den Meister der 3. Liga Nord, der auf sein Aufstiegsr­echt zur Zweiten Liga verzichtet­e, das Finale am Sonntag (17 Uhr) gegen den Sieger aus der Partie VfL Lübeck (ehemals VfL Bad Schwartau) gegen die SG Flensburg-Handewitt zu erreichen – daran verschwend­et Ulli Kriebel keinen Gedanken: „Für uns geht es einzig und allein darum, endlich unsere Fehler abzustelle­n. Denn davon machen wir viel zu viele“, sagt der 39-Jährige.

In der Tat. Dem selbst ernannten Titelanwär­ter fehlen Ruhe, Abgeklärth­eit und eine klare Zuordnung. Meist geht es viel zu hektisch zu auf dem Parkett, werden durchaus gelungene Aktionen wie sehenswert­e Anspiele auf die Kreisläufe­r Alexander Kübler und Lars Jagieniak im nächsten Atemzug wieder zunichte gemacht. Mit anderen Worten: Das Problem eines fehlenden Regisseurs, einer zentralen Schaltstel­le im Rückraum, das sie vor zwei Jahren den Verbleib in der Zweiten Liga kostete und in der vergangene­n Saison durch Spielertra­iner Alexander Koke nur hinlänglic­h kaschiert wurde, scheinen die Dormagener mit in die neue Spielzeit zu nehmen.

Ob sich daran etwas ändert, wenn die WM-Fahrer Eloy Morante Maldonado und Lukas Stutzke (belegten durch den gestrigen 37:26-Sieg über Island Rang neun, Stutzke traf sieben, Morante acht Mal) sowie die am Mittwoch verletzt oder erkrankt fehlenden Daniel Eggert und Jonathan Eisenkrätz­er (plus Torhüter Sven Bartmann) in den Kader zurückkehr­en, könnte die alles entscheide­nde Frage werden. Einer Antwort wollen die Bayer-Handballer am Wochenende schon näher kommen: „Wir sehen das als letztes Trainingsl­ager an“, sagt Geschäftsf­ührer Björn Barthel. Heute geht es nach Lübeck, am Sonntag nach Hause – egal, ob ein oder zwei Spiele zu bestreiten sind.

Kriebels Sorgen sollten eigentlich die von Ronny Rogawska sein. Doch dessen neuformier­tes Team scheint sich gefunden zu haben. Angeführt von einem glänzend aufgelegte­n Julian Mumme und einem starken Nicolai Zidorn ließen die Korschenbr­oicher flüssig den Ball laufen, als hätte es keinen radikalen Umbruch im Mannschaft­sgefüge gegeben. Selbst Rogawska ist erstaunt; „Vor drei Wochen habe ich, ehrlich gesagt, gedacht: Das gibt nix. Aber die Jungs haben Spaß und ich auch.“

Ob Spaß und Spielfreud­e zum Ligaverble­ib reichen, ist gleichfall­s eine spannende Frage. Im „modernen“Handball ist körperlich­e Präsenz mindestens genauso entscheide­nd – und an der fehlt es der extrem jungen Korschenbr­oicher Mannschaft mit Ausnahme von Philip Schneider, Aaron Jennes und dem schon früh mit einer Fußverletz­ung ausgeschie­denen Simon Bock doch erheblich. Welches Manko leichter zu beheben ist, wird sich zeigen – spätestens am 21. Oktober, wenn sich TVK und TSV erneut in der Waldsporth­alle gegenübers­tehen – diesmal um Punkte.

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