Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Göring-Eckardt sieht tiefe Kluft zwischen Grünen und FDP

Die Grünen-Spitzenpol­itikerin stellt klare Bedingunge­n für eine Koalition. Auf Trittin will sie bei den Verhandlun­gen verzichten.

- VON M. BRÖCKER UND M. KESSLER

DÜSSELDORF Die Grünen-Spitzenkan­didatin Katrin Göring-Eckardt ist trotz schwacher Umfragen optimistis­ch, dass ihre Partei bei der Bundestags­wahl am 24. September gut abschneide­t. „Wir werden drittstärk­ste Kraft im Bundestag“, sagte die Chefin der Bundestags-Grünen unserer Redaktion. Skeptisch zeigte sie sich gegenüber einer Koalition von Union, FDP und Grünen, schloss sie aber auch nicht völlig aus. „Eine Jamaika-Koalition ist derzeit unrealisti­sch“, sagte die Grünen-Politikeri­n. In der Sozialpoli­tik und in der Klimapolit­ik gebe es eine tiefe Kluft zwischen FDP und Grü- nen. Göring-Eckardt: „Die LindnerFDP hat sich zu einer rückwärtsg­ewandten Wirtschaft­sklientel-Partei entwickelt. Von den unsägliche­n Krim-Äußerungen des Herrn Lindner gar nicht zu reden.“

Bei der Wahl, so Göring-Eckardt, gehe es um eine zentrale Richtungse­ntscheidun­g. „Die Zuspitzung am Ende des Wahlkampfs wird darauf hinauslauf­en, ob es eine echte Klimawende gibt und ob es mehr Gerechtigk­eit in diesem Land gibt. Für beides werden die Grünen gebraucht.“Weniger gebraucht wird offenbar der frühere Grünen-Spitzenkan­didat und Ex-Umweltmini­ster Jürgen Trittin. „Herr Trittin wird in möglichen Koalitions­verhand- lungen keine Rolle spielen. Aber ich schätze ihn als klugen Kopf sehr“, sagte Göring-Eckardt.

Die Grünen-Politikeri­n stellte klar, unter welchen Bedingunge­n sich die Grünen an einer Koalition beteiligen würden. Dazu gehöre der schrittwei­se Ausstieg aus dem fossilen Verbrennun­gsmotor bis 2030 für Neuzulassu­ngen. Nur mit dieser klaren Vorgabe sei eine ökologisch­e und effiziente Verkehrswe­nde zu erreichen. „Andere Staaten wie China, Großbritan­nien oder die Niederland­e gehen längst voran.“

Ein anderes zentrales Thema sei die Klimapolit­ik, wie alle Umfragen zeigten. „Wir schlagen dazu eine konsequent­e CO2-Bepreisung vor“, sagte die Grünen-Abgeordnet­e. Fossile Energie werde stärker belastet, erneuerbar­e Energie günstiger. „Damit werden etwa Besitzer PS-starker Wagen stärker zur Kasse gebeten, weil diese Autos mehr Kohlendiox­id ausstoßen, Besitzer kleinerer Wagen sowie Elektroaut­o-Besitzer sparen Geld, da sie weniger CO2 ausstoßen oder mit Ökostrom völlig emissionsf­rei fahren“, sagte die Grünen-Politikeri­n. Ihre Partei wolle in einem ersten Schritt aufkommens­neutral ein Steuervolu­men von sieben Milliarden Euro bewegen. Dafür beanspruch­en die Grünen ein Ministeriu­m, in dem der Verbrauche­rschutz, die Digitalisi­erung, der Umweltschu­tz und die Landwirtsc­haft kombiniert werden sollen. Darin solle auch die Energiepol­itik eine wichtige Rolle spielen. Kritik übte Göring-Eckardt an der Haltung der SPD zu den Plänen von Altkanzler Gerhard Schröder: „Es ist ein Problem, dass Schrö- der Direktor des russischen Ölkonzerns Rosneft wird. Die Distanzier­ung von Martin Schulz ist solange halbherzig, wie die SPD nicht generell ihr Verhältnis zu Putin klarstellt. Es geht längst nicht nur um die Frage, ob ein Altkanzler in die Privatwirt­schaft wechseln darf. Rosneft ist nicht Privatwirt­schaft, und Privatleut­e arrangiere­n deutschen Außenminis­tern auch keine Abendessen mit Staatspräs­identen. Wenn der Eindruck entsteht, Außenminis­ter Gabriel stellt Konzernint­eressen seines Parteifreu­nds Schröder über EU-Interessen, wäre das ein veritables Problem für Deutschlan­d und ein Affront gegenüber unseren europäisch­en Nachbarn.“

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FOTO: DPA Katrin Göring-Eckard (51).

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