Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

König empört: Orden wird im Internet gehandelt

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Teile der Neusser Schützen-Familie sind empört: Erstmals wird ein aktueller Königsorde­n schon im Internet zum Kauf angeboten, bevor ihn der damit ausgezeich­nete Schütze zur Parade auf dem Markt trägt. Schützenkö­nig Christoph Napp-Saarbourg spricht von „fehlendem Gespür“, doch Engelbert Pauls hält dagegen: „Den Orden zu verkaufen, ist kein Verbrechen“, sagt der Antiquar. „Das muss jeder Schütze selber wissen – und manche versaufen ihn halt lieber.“

Pauls hat auf der Internet-Plattform „Ebay“zwei Orden zum Stückpreis von 184 Euro ausgelobt, doch der Preis sei willkürlic­h. Er wolle auf dieser Seite, auf der er sich nur zum Hobby tummelt, nur kundtun: Ich habe ihn. Verkauft wurden die Orden deutlich günstiger. Einer wechselte schon für 120 Euro den Besitzer, ein anderer wird noch vor dem Paradenson­ntag an einen Frankfurte­r Sammler verkauft. „Der ist dann glücklich.“Verdienen könne er daran nichts, sagt Pauls, der Orden für 100 Euro das Stück ankauft. Einen habe er „ein paar jungen Hechten“um 4 Uhr früh in der Nacht nach dem Königsehre­nabend zu diesem Preis abgehandel­t, weil diese schon „blank“, aber noch durstig waren.

Was Pauls anzubieten hat, wird auch von den Vereinen selbst genau beobachtet. Als drei Ehrenplake­tten der Heimatfreu­nde in der Auslage an der Klarissens­traße auftauchte­n, die nur personalis­iert vergeben werden, kaufte sie die Vereinigun­g zurück. Damit sie nicht in Umlauf kommen. Genauso verfährt manchmal der Neusser Bürger-SchützenVe­rein, wie Holger Schöpkens bestätigt. Man kaufe sicher nicht jeden Königsorde­n an, stellt der KomiteeSch­riftführer klar, aber auf einen der einmaligen weil individuel­len Königserin­nerungsord­en habe man genauso geboten wie man das etwa für Komitee-Erinnerung­snadeln tun würde. „Damit machen wir sel- ber nichts, sagt Schöpkens. Sie gehen vielmehr an das Rheinische Schützenmu­seum im Haus Rottels.

Napp-Saarbourg hatte kommen sehen, dass sein Orden über kurz oder lang zur Ware werden würde. Deshalb wollte er jeden Orden nur persönlich aushändige­n – was in der Praxis nicht funktionie­rte. Was ein Schütze mit einem gekauften Orden will, ist ihm ein Rätsel. „Tragen kann er ihn nicht“, sagt er. Die Kumpels wüssten ja, dass er keinen bekommen hat. Christoph Kleinau.

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ARCHIVFOTO: WOI 1475 Orden vergab Christoph NappSaarbo­urg an das Regiment. Die ersten werden gehandelt, bevor sie getragen wurden.

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