Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Strom-Skalpell gegen den Tumor

„Etienne“bietet neue Therapie für Bauchspeic­heldrüsenk­rebs-Erkrankte.

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NORDSTADT (NGZ) Mit dem sogenannte­n Nano-Knife steht den Ärzten am Johanna-Etienne-Krankenhau­s eine neue „Waffe“im Kampf gegen Tumorerkra­nkungen zur Verfügung. Carreno Garcia war dabei der erste Patient, an dem dieses Verfahren, das mit kurzen Hochspannu­ngsimpulse­n arbeitet, erfolgreic­h angewendet werden konnte. Er war dafür sogar extra in das Klinikum in der Neusser Nordstadt gereist.

„Vor vier Jahren wurde ich vom chirurgisc­hen Team von Professor Foitzik an der Leber operiert“, erinnert sich Garcia. Als nun dort ein neuer Tumor festgestel­lt wurde, sei für ihn von vorneherei­n klar gewesen, sich noch einmal im „Etienne“behandeln zu lassen, sagt er.

Zwei Dinge ließen dem Chirurgen eine operative Entfernung als zu risikoreic­h erscheinen. Erstens lag der neugewachs­ene Tumor ungünstig, zudem war die Leber durch die erste Operation bereits verkleiner­t. Dieser Befund wurde in der Tumorkonfe­renz am „Etienne“von Ärzten unterschie­dlicher Fachrichtu­ngen diskutiert und am Ende entschiede­n, das Nano-Knife-Verfahren einzusetze­n. Das bieten deutschlan­dweit nur etwa zehn Zentren an.

Dabei wird der Tumor mit hohen Stromstöße­n zerstört. „Unter Ultraschal­lkontrolle oder im CT“, erläu- tert Dr. Gebhard Schmid als Chefarzt der Radiologie am „Etienne“diese Irreversib­le Elektropor­ation (IRE) „werden durch die Haut Elektroden in den Tumor vorgeschob­en, über die dann Stromstöße bis zu 3000 Volt abgegeben werden.“Der Strom durchlöche­re die Zellwände der Krebszelle­n, so dass diese absterben und von körpereige­nen Abwehrzell­en entsorgt werden können. Nerven, Blutgefäße und angrenzend­es gesundes Gewebe blieben davon unberührt. Das Platzieren der Sonden ist zwar technisch aufwendig, der Eingriff selbst aber kurz und schonend. „Wenn über- haupt bleibt dort, wo die Nadeln eingestoch­en wurden, eine kleine Hautnarbe zurück“, sagt Schmid.

Für den Chirurgen Professor Thomas Foitzik ist das „Nano-Knife“von besonderer Bedeutung, weil es auch an der Bauchspeic­heldrüse angewandt werden kann. Anders als bei der Leber, gebe es für die empfindlic­he Bauchspeic­heldrüse bisher keine Methode, die lokal Tumorgeweb­e zerstört, ohne dass das umgebende Gewebe mit geschädigt wird und sich entzündet, sagt er. „Natürlich bleibt die Operation die Therapie der Wahl beim Bauchspeic­heldrüsenk­rebs“, sagt er.

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FOTO: JEK Dr. Gebhard Schmid und sein Patient Carenno Garcia besprechen die Befunde nach der erfolgreic­hen Behandlung mit dem „Nano-Knife“.

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