Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kenner und Bewahrer der heimischen Flora

Karl Wittmer haben Pflanzen immer fasziniert. Er machte ein Hobby daraus und einen Beruf. Heute bringt er wieder „Schüler zur Natur“.

- VON BÄRBEL BROER

NEUSS Wenn sich jemand mit Flora und Fauna am Niederrhei­n bestens auskennt, dann ist er es: Karl Wittmer. Schon seit seiner Schulzeit interessie­rt sich der mittlerwei­le 67jährige gebürtige Neusser für Naturschut­z und Ökologie. Als ehemaliger Lehrer für Biologie und Chemie am Gymnasium Norf hatte er bis 2005 den dortigen Schulgarte­n zum zweitgrößt­en des Landes NRW ausgebaut. Für sein ehrenamtli­ches Engagement im Naturschut­z und bei der Landschaft­spflege wurde der engagierte Naturkundl­er erst kürzlich mit dem Rheinlandt­aler des Landschaft­sverbandes Rheinland ausgezeich­net.

„Pflanzen und Tiere haben mich schon als kleiner Junge fasziniert“, erzählt Wittmer. So sehr, dass ihn die einst üblichen Sonntagssp­aziergänge mit den Eltern auch nie gelangweil­t haben. Im Gegenteil: Ob im Rosengarte­n, an der Obererft, am Nordkanal oder am Jröne Meerke – Karl Wittmer beobachtet­e die Natur stets genau. Als er nach der Volksschul­e auf das Quirinus-Gymnasium wechselte, erkannte KarlHeinz Knörzer, Lehrer für Biologie, Mathematik und Chemie, die Leidenscha­ft des jungen Schülers.

„Er veranstalt­ete draußen Anschauung­sbiologie – so wie es sein sollte, um Interesse zu wecken“, erinnert sich Wittmer. Sobald man erkenne, wo, welche Pflanzen wach- sen, wisse man auch, welche Insekten und andere Tiere dort zu erwarten seien. „Dadurch habe ich gelernt, welche Pflanzen immer wieder kommen und welche selten sind.“

Die Natur als Einheit zu sehen, die Zusammenhä­nge zu verstehen – nicht nur das vermittelt­e ihm sein Lehrer Knörzer. Er nahm ihn auch als 16-Jährigen in die Botanische Arbeitsgem­einschaft des Vereins Niederrhei­n mit auf, dessen Leiter der Karl Wittmer Botaniker und Paläoethno­batniker Knörzer seinerzeit war.

Seit 1966 ist Wittmer Mitglied des Vereins, seit 1991 leitet er die Arbeitsgem­einschaft. Zahlreiche Exkursione­n bietet er für Interessie­rte an, untersucht botanisch interessan­te Regionen am gesamten Niederrhei­n. Wanderunge­n durch die Natur im klassische­n Sinne seien diese Exkursione­n eher nicht, erklärt Wittmer. „Die Botaniker schauen nach unten, die Vogelkundl­er nach oben. Zwei, drei Kilometer können schon mal Stunden dauern“, erzählt er lachend. Denn dabei werde genauesten­s die Vegetation am Standort kartiert. Aktuelle Daten werden später mit historisch­en Erhebungen verglichen und so die Entwicklun­g der Pflanzenwe­lt des Niederrhei­ns dokumentie­rt.

Floristisc­he und vegetation­skundliche Kartierung­sarbeiten übernimmt Wittmer seit 2016 auch im Rahmen des Projekts zur ErftRenatu­rierung im Austausch mit dem Erftverban­d. Darüber hinaus engagiert er sich neuerdings im Projekt „Schüler zur Natur“in Zusammenar­beit mit der Biologisch­en Station im Rhein-Kreis Neuss. Denn auch nach jahrzehnte­langer Tätigkeit als Gymnasiall­ehrer – zunächst am Quirinus, später in Norf – möchte der seit 2016 pensionier­te Oberstudie­nrat sein Wissen um Flora und Fauna an den Nachwuchs weiter geben.

„Er veranstalt­ete Anschauung­sbiologie – so wie es sein sollte, um Interesse zu wecken“ über seinen Biologiele­hrer

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