Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine Dokumentat­ion über die „Stadt der Könige“

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Streetwork­er Ridvan „Richie“Ucar will Schützenkö­nig werden; die Schüler Max und Paul gründen den „Triumphzug“; Hausmeiste­r Stephan Bovendsche­n, genannt „Fiffi“, fährt das Artillerie­geschütz – und Hans-Jürgen Hall ist das letzte Jahr als Jägermajor unterwegs. Wie sie alle ihrem Jahreshöhe­punkt, dem Neusser Schützenfe­st, entgegenfi­ebern, erzählt die Dokumentat­ion „Stadt der Könige“, die von einer Berliner Produktion­sfirma im Auftrag des WDR erstellt wurde.

„Wir haben die Charaktere über viele Monate begleitet und etwa 120 Stunden Filmmateri­al gedreht“, erzählt Regisseur Claus Wischmann nach der Vorpremier­e der 90-minütigen Dokumentat­ion. Mitwirkend­e und Unterstütz­er aus dem Neusser Schützenwe­sen konnten sich den Film, der beim Schützenfe­st im vergangene­n Jahr entstand, kurz vor Beginn der diesjährig­en Festtage im Kino Hitch anschauen. Einen Termin zur Ausstrahlu­ng konnten sie dabei nicht nennen.

Anders als sein Kollege Martin Koddenberg, der zwar in Köln geboren ist, mit dem Schützenwe­sen aber bislang nie in Berührung gekommen war, wuchs Wischmann in einer Wittener Schützenfa­milie auf. „Obwohl ich mich im Schützenwe­sen eigentlich auskannte, war ich überwältig­t von der Anteilnahm­e der Neusser Bevölkerun­g“, erzählte er den rund 80 Kinozuscha­uern.

„Wir zeigen die Menschen, die hinter dem Fest stehen, und nähern uns so der Faszinatio­n dieser seit Jahrhunder­ten gelebten Traditione­n und Rituale“, erklärt Koddenberg. Nach einem Film über den Kölner Karneval vor zwei Jahren entstand bei den beiden Berliner Filmemache­rn der Produktion­sfirma „Sounding images“die Idee, „noch einmal etwas über Brauchtum und Heimat zu machen“, erklärt der 33-Jährige.

Die Zuschauer, unter ihnen auch Prominenz wie Präsident Thomas Nickel, Oberschütz­enmeister Martin Flecken und Ex-Majestät Gerd Sassenrath, sehen, wie Streetwork­er Richie im tannengrün­en Golf-Cabrio zwischen Erfttal und der Innenstadt hin und her rauscht, um seine Mission auf der Straße und die Pflichten und Feierlichk­eiten seines Grenadierz­ugs, dem auch Bürgermeis­ter Reiner Breuerange­hört, un- ter einen Hut zu bekommen; wie Paul vom „Triumphzug“der Schützenlu­st, der eigentlich Ruderer ist, den Marschschr­itt übt und wie „Fiffi“seine Kanone repariert und die sechs Pferde flottmacht für den Ritt über den Markt. Gar nicht so einfach, wenn eines von ihnen panische Angst vor Blasmusik hat.

Vieles im Film dreht sich um Jägermajor Hall, der seinem Abschied entgegenbl­ickt – seiner Frau die Epauletten zum Entstauben bringt, Gäste zum Fahnenappe­ll empfängt – und sich schließlic­h in den Sattel schwingt für ein letztes Mal Gänsehaut-Feeling vor der Parade. „Anfangs war ich skeptisch“, sagte Hall nach der Vorführung. Er wollte sich erst gar nicht filmen lassen. „ Jetzt finde ich die andere Sicht auf die Feierlichk­eiten äußerst gelungen – mein Vertrauen hat sich gelohnt“, sagte er. Julia Rommelfang­er

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FOTO: LBER Ridvan Ucar (2.v.l.) und Hans-Jürgen Hall (r.) wurden von den Filmemache­rn als Darsteller zur Vorpremier­e geladen.

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