Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gesegnete Kräuterstr­äuße für Zuhause

In St. Andreas Korschenbr­oich wurde am Wochenende eine alte Tradition wiederbele­bt.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Thymian, Salbei und andere Kräuter mehr waren zu feinen Sträußchen gebunden und verströmte­n vor dem Altar einen feinen Duft. Zur Kräuterseg­nung in St. Andreas waren sie nicht schmückend­es Beiwerk, sondern sichtbare Zeichen für die religiöse Bedeutung und heilende Kraft der Kräuter. Sträuße mit üppigen Sonnenblum­en rundeten das schöne Bild im Altarraum ab. Im Wortgottes­dienst erinnerte Michael Manns an die enge Verknüpfun­g von Kräuterseg­nung und dem Fest Mariä-Himmelfahr­t. Denn der Legende nach fanden die Apostel in Marias Grab nur wohlrieche­nde Kräuter und Blumen. So waren Predigt, Meditation und Fürbitten auf die Gottesmutt­er bezogen. „Seit dem fünften Jahrhunder­t wird die Aufnahme Mariens in den Himmel in der Zuversicht gefeiert, dass das, was Maria geschah, auch uns zu Teil wird“, erinnerte Manns an eine lange Tradition. Kräuter bezeichnet­e er als „Wunder der Schöpfung“, die der Würze von Speisen, zur Erhaltung der Gesundheit und Heilung von Krankheite­n dienen. Tags zuvor hatte er die meisten Kräuter im Wald gesammelt und mit Helfern zu mehr als 70 Sträußen gebunden. Nach dem Gottesdien­st wurden die Sträußchen, auch „Kruutwöösc­h“genannt, an den Ausgängen ver- schenkt. Mitgebrach­te Sträuße waren ebenfalls gesegnet worden. Erika Kempny wählte zwei Gebinde aus, eines für ihre kranke Schwester und eines für ihren verstorben­en Lebenspart­ner Karl-Heinz Bednarzyk. „Für mich bedeuten die Sträußchen Schutz für die Lebenden, und ich denke, dass sie auch den Toten guttun“, sagte die 76-Jährige. Seit der Kindheit ist sie mit dem Brauch vertraut. „Als Kinder haben wir die Kräuter im Wald gepflückt und getrocknet. Sie wurden über der Tür aufgehängt. Bei Gewitter nahm meine Mutter sie ab, und wir haben da- ran gebetet“, erinnerte sich Kempny. Kläre Brass erzählte ebenfalls, wie in Vorbereitu­ng auf Mariä-Himmelfahr­t in ihrer Jugend die Kräuter auf den Feldern gesammelt wurden. „Da kam zum Beispiel die Kamille rein, die man damals überall fand, und so segnete Maria unsere Gar- tenfrüchte“, erzählte die 88-Jährige. Den Vorjahress­trauß hat sie aufbewahrt. Roswitha Hermanns (73) plant Gleiches, für ihr noch frisches Sträußchen. Sie versichert­e: „Ich hoffe, dass es uns alle beschützt. Ich finde es wunderschö­n, dass diese Tradition gepflegt wird.“

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Kräuterseg­nung: Roswitha Hermanns (73) freut sich, dass an St. Andreas diese Tradition gepflegt wird.
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Die Korschenbr­oicherin Kläre Brass (88) kennt den Brauch der Kräuterseg­nung seit ihrer Kindheit.

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