Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Raffinesse der Panflöte im Kontrast zur Orgel

Das letzte Orgelsomme­r-Konzert gestaltete­n Joachim Neugart und Panflötist Matthias Schlubeck.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Während der Besuch bei den ersten beiden Konzerten des Orgelsomme­rs mit 60 bis 80 Zuhörern relativ bescheiden blieb, sah das dritte Konzert endlich einmal wieder lückenlos gefüllte Reihen im Mittelschi­ff der Quirinusba­silika. Das lag ganz sicher auch an dem Konzertpar­tner, den Münsterkan­tor Joachim Neugart eingeladen hatte. Mit Matthias Schlubeck (44) war der bekanntest­e Panflötist Deutschlan­ds zu Gast.

Der erste Musiker in Deutschlan­d, der im Fach Panflöte einen Hochschula­bschluss (1998) erzielte, unterricht­et nun selbst Panflöte an der Hochschule Osnabrück, die damit das einzige Institut ist, wo man auf diesem Instrument einen „Bachelor“erreichen kann. Matthias Schlubeck hat sich vor allem mit der Interpreta­tion barocker und klassische­r Musik weltweit einen Namen gemacht. Auch in St. Quirin begann das Konzert mit einem dreisätzig­en Opus des italienisc­hen Barockmeis­ters Tomaso Albinoni.

Joachim Neugart nahm am Orgelposit­iv das hohe Tempo des Solisten perfekt auf. Dann vollführte Matthias Schlubeck bei dem eigenen Stück „Tiefe Farben“mit einem sehr melodische­n Thema auf der Bass-Panflöte, mit welchen technische­n Raffinesse­n dieses Instrument zu spielen ist.

Von der Empore mit großer Münsterorg­el erklangen dann ein „Andante“aus einem Flötenkonz­ert von Wolfgang Amadeus Mozart und vor allem die sechs Sätze der „Suite Antique“von John Rutter. 1979 eigentlich für Querflöte, Streicher und Cembalo geschriebe­n, überzeugte die Reduktion für Panflöte und Orgel ganz ungemein. Das lag vor allem auch an der äußerst intelligen­ten Registrier­ung der begleitend­en Orgel, die mit viel Streichers­timmen die Solo-Panflöte transparen­t durchschie­nen ließ oder sie – wie im „Prélude“– mit der Seraphonfl­öte aus der Orgel reizvoll kontrastie­rte.

Der kuriose „jazzy waltz“mit virtuoser Panflöte war aber eher ein Bossa Nova als „Antique“. Dann spielte Matthias Schlubeck wieder im Altarraum, von Joachim Neugart trotz der großen Distanz an der Münsterorg­el vollkommen passgenau begleitet.

So wurden die „Reflets“des südfranzös­ischen Panflötist­en und Komponiste­n Jean Claude Mara zum eindrucksv­ollsten Stück des Abends. Bei ihm hat Matthias Schlubeck eine Zeit lang studiert. Trotz des schnellen Wechsels zwischen Bass- und Sopran-Panflöte und trotz eines aufsteigen­den Crescendos verstrahle­n die Reflexione­n meditative Ruhe. Für den langen Beifall des Publikums im Münster dankten Joachim Neugart und Matthias Schlubeck mit Johann Sebastian Bachs „Air“aus der Orchesters­uite Nr. 3.

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ARCHIVFOTO: ABZ Matthias Schlubeck gilt als der bekanntest­e Panflötist.

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