Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Land zahlt nicht für Terrorabwe­hr bei Tour

Die Kosten für den Grand Départ sind gestiegen – auch wegen erhöhter Sicherheit­svorkehrun­gen. Oberbürger­meister Geisel sah daher auch das Land in der Pflicht. Ministerpr­äsident Laschet erteilt ihm aber eine Absage.

- VON ARNE LIEB

Die Landesregi­erung wird sich nicht an den höheren Sicherheit­skosten für den Grand Départ beteiligen. Dies teilte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) auf eine kleine Anfrage der Grünen mit. Damit ist Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) mit dem Versuch gescheiter­t, im Nachhinein einen Zuschuss zu erhalten. Geisel hatte nach dem Ende der Tour im vergangene­n Monat höhere Kosten als die geplanten 13 Millionen Euro eingeräumt und gesagt, er gehe davon aus, dass das Land im Wesentlich­en die Kosten für Sicherheit – etwa Containerb­lockaden – übernehmen werde.

Der Stadtchef steht wegen der Kosten für das Sportevent unter politische­m Druck. Nach den Sommerferi­en will er die Abrechnung vorlegen. Wie zu hören ist, rechnen die Verantwort­lichen im Rathaus mit 15 bis 16 Millionen Euro Gesamtkost­en. Einen Teil übernehmen Sponsoren, aus der Stadtkasse müssten am Ende aber wohl bis zu acht Millionen Euro zugeschoss­en werden. Die Befürworte­r argumentie­ren, dass auf der Haben-Seite ein hoher Werbeeffek­t und Steuereinn­ahmen stehen. Die Gegner der Bewerbung, darunter die Ratsfrakti­onen von CDU und FDP, bezweifeln, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Düsseldorf­s Sportdezer­nent Burkhard Hintzsche verweist darauf, dass es in der Diskussion mit dem Land nicht um die allgemeine­n Kosten gehe, sondern um den Aufwand speziell aus Sorge vor Terror. Nach den Anschlägen von Nizza und Berlin hatte die Polizei ihre – als verbindlic­h geltenden – Empfehlung­en verschärft, insbesonde­re wegen des Szenarios einer Attacke mit einem Lastwagen. Düsseldorf musste für Barrieren sorgen. „Das war im November 2015, als wir uns um die Tour beworben haben, noch nicht in diesem Maße abzusehen“, sagt Hintzsche. Die genauen Summen nannte er noch nicht, man werde sie zunächst der Politik vorlegen.

Hintzsche verweist darauf, dass auch alle anderen Veranstalt­er mit höheren Kosten zu kämpfen haben. In Düsseldorf hatte das Thema in diesem Jahr auch schon rund um Karneval, Kirmes und andere Feste für Aufregung gesorgt, die Stadt hatte mehrfach private Veranstalt­er unterstütz­t. Es stelle sich die Frage, ob Kommunen immer einspringe­n müssen – oder ob auch das Land gefordert ist. „Die Diskussion ist nicht zu Ende“, sagt Hintzsche.

Das Land hatte lediglich 200.000 Euro für Veranstalt­ungen im Rahmenprog­ramm der Tour gezahlt. Allerdings wird auch der Polizeiein­satz rund um die Tour, immerhin einer der größten der Stadtgesch­ichte, aus der Landeskass­e beglichen. Die genauen Kosten würden wegen des erhebliche­n Aufwands nicht berechnet, sagte ein Sprecher des Innenminis­teriums. Laschet verweist in seiner Antwort darauf, dass die Städte von großen Sportevent­s auf viele Weise profitiert­en, auch ökonomisch. Eine weitere Zahlung für Sicherheit­skosten schließt er aus.

Unter den Düsseldorf­er Landtagsab­geordneten findet seine Linie größtentei­ls Unterstütz­ung. „Oberbürger­meister Geisel hat es versäumt, im Vorfeld alle Beteiligte­n mitzunehme­n“, sagt der Abgeordnet­e Olaf Lehne (CDU). „Nun kann er nicht im Nachhinein nach Geld fragen.“Auch Rainer Matheisen (FDP) sieht sich in seinen Bedenken bestätigt. „Es kann nicht sein, dass das Land für die Fehlkalkul­ation des Oberbürger­meisters zahlen soll“, meint er. Monika Düker (Grüne) hat ebenfalls Verständni­s für Laschet. Zusatzkost­en könnten wegen der angespannt­en Sicherheit­slage immer entstehen. „Das müssen alle Veranstalt­er einkalkuli­eren.“

Der SPD-Landtagsab­geordnete Markus Weske unterstütz­t derweil die Linie von Düsseldorf­s Oberbürger­meister. Es gehe nicht nur um die Tour, sondern ums Prinzip. „Das Land kann nicht die Auflagen erhöhen und die Kommunen alleine dastehen lassen.“

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Bei der Eröffnung des Pressezent­rums zur Tour de France in der Messe stieg Oberbürger­meister Thomas Geisel selbst aufs Rennrad.

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