Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Land will im Konverter-Streit vermitteln

Bis Ende 2017 muss ein Standort für den Stromkonve­rter festgelegt sein. Bei der Sondersitz­ung des Meerbusche­r Stadtrates legten Politik und Bürger den Fokus wieder auf die Kaarster Dreiecksfl­äche.

- VON DAGMAR FISCHBACH UND SEBASTIAN ESCH

KAARST/MEERBUSCH Guido Otterbein von der Initiative „Kein Konverter in Kaarst und Neuss“ist erschütter­t: „Bei der Sitzung des Meerbusche­r Stadtrates war die Stimmung sehr emotional, und die meisten teilnehmen­den Politiker und Bürger sprachen sich wieder für den Konverter auf der Kaarster Dreiecksfl­äche aus.“Die Meerbusche­r Bürgermeis­terin Angelika MielkeWest­erlage (CDU) hatte die Sondersitz­ung einberufen, um den aktuellen Stand der Suche nach einem Standort für den umstritten­en Doppelkonv­erter zu klären und bemühte sich um Neutralitä­t. Rund 200 Teilnehmer füllten die Aula der Realschule Osterath. Mit Plakaten und Bannern zeigten viele am Donnerstag­abend ihren Protest gegen einen Stromkonve­rter in Osterath.

„Auf einigen war zu lesen ,lieber Kies als Menschen’, und es schien als bestünde an einer sachlichen Diskussion wenig Interesse“, so Otterbein. Das Ergebnis: Der Regionalra­t wird aufgeforde­rt, ein Bekenntnis zur Fläche in Kaarst abzugeben. Dabei hatten sich die Städte Meerbusch und Kaarst vor der Sitzung auf einen Schultersc­hluss geeinigt, um gemeinsam den besten Standort zu suchen. Zu Beginn der Sitzung berichtete die Meerbusche­r Bürgermeis­terin zudem, dass die Landesregi­erung signalisie­rt habe, nun doch vermitteln­d einzugreif­en. Seit 2012 habe sie die Kommunen in der Umsetzung des Vorhabens nicht unterstütz­t. Das aber habe sich kurz vor der Sondersitz­ung geändert: Mielke-Westerlage berichtete von einem Anruf aus dem Wirtschaft­sministeri­um: „Sie sehen sich jetzt in der Verpflicht­ung, vor allem vor dem Hintergrun­d der Energiewen­de in unseren Prozess vermitteln­d einzugreif­en.“

Die Stadt Kaarst begrüßte gestern dieses Signal. „Uns ist es wichtig, dass die betroffene­n Kommunen in diesen Prozess gleichbere­chtigt eingebunde­n sind. Nur im Dialog und unter der Voraussetz­ung, dass Amprion endlich transparen­te und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ngsgrundla­gen vorlegt, kann eine Lösung gefunden werden“, sagte Bür- germeister­in Ulrike Nienhaus. Deshalb hätten sie eine Moderation unter Führung der Landesregi­erung angeregt. „Ich erwarte nun ein deutliches Signal von Amprion, ob das Unternehme­n bereit ist, sich einem ergebnisof­fenen Prozess zu stellen“, sagt Nienhaus.

Vier Experten von Amprion und zwei Vertreter der Bundesnetz­agentur waren bei der Sondersitz­ung in Meerbusch. „Wir brauchen bis Herbst eine Entscheidu­ng über den Standort“, sagte Amprion-Sprecher Thomas Wiede. Im Notfall ließe sich die Entscheidu­ng bis Ende des Jah- res hinauszöge­rn. „80 Prozent des Projektes können wir unabhängig vom Standort planen. Für den Rest brauchen wir die Ortslage“, so Wiede weiter. „Unser Vorzugslan­d bleibt Kaarst“, so Lars Rößing, Amprion-Gleichbeha­ndlungsbea­uftragter. „Aber wenn wir kein politische­s Signal diesbezügl­ich bekommen, werden wir 2018 mit dem Standort Osterath ins Rennen gehen.“Die Bundesnetz­agentur gab sich machtlos. „Der Regionalra­t muss das entscheide­n, entweder aktiv oder durch Nichtstun“, sagte deren Vertreter Matthias Otte.

 ?? FOTO: HJBA ?? Mit Plakaten protestier­ten die Meerbusche­r Konverter-Gegner gegen die Entscheidu­ng des Regionalra­tes, den Kiesabbau auf der Dreiecksfl­äche in Kaarst zu erhalten. Sie fordern ein klares Bekenntnis zu der Fläche als Standort des Konverters.
FOTO: HJBA Mit Plakaten protestier­ten die Meerbusche­r Konverter-Gegner gegen die Entscheidu­ng des Regionalra­tes, den Kiesabbau auf der Dreiecksfl­äche in Kaarst zu erhalten. Sie fordern ein klares Bekenntnis zu der Fläche als Standort des Konverters.

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