Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fantasy-Wesen erobern Schloss Burg

Bei der Medieval Fantasy Convention in Solingen treffen Besucher Schauspiel­er aus „Game of Thrones“oder „Herr der Ringe“. Bei einem Star schauen die Fans immer zuerst auf die Füße. Er trägt deshalb meistens Sandalen.

- VON SEBASTIAN ESCH UND SEBASTIAN FUHRMANN

SOLINGEN Unsicher riecht Tom Wlaschiha kurz an seinem T-Shirt. „Na, das geht noch“, sagt er und schmunzelt. Rund 200 verschwitz­te Besucher nimmt er während des Fanshootin­gs in den Arm und posiert mit ihnen für ein Foto – bei knapp 30 Grad. Der HollywoodS­chauspiele­r spricht mit seinen Fans, macht sogar Witze.

Der Darsteller aus der Serie „Game of Thrones“ist einer der Stars bei der Medieval Fantasy Convention auf Schloss Burg in Solingen. Tausende Fans sind am Wochenende gekommen, um von den berühmten Schauspiel­ern aus Filmen wie „Der Herr der Ringe“oder „Star Wars“ein Autogramm zu ergattern. Viele tragen die Kostüme ihrer Fantasy-Helden und stehen geduldig für Fotos oder Autogramme an.

Für die Stars ist die Veranstalt­ung in Solingen in historisch­er Atmosphäre eine angenehme Abwechslun­g. „Das ist keine Messe, bei der die Fans als anonyme Gesichter an einem vorbeilauf­en“, sagt Wlaschiha, „hier ist alles privater, ich habe Zeit mit den Menschen zu sprechen.“Auch die anderen Stars wie David Wenham („Herr der Ringe“), Julian Glover („Star Wars“, „Game of Thrones“) oder Adam Brown („Der Hobbit“) fühlen sich wohl.

Für Tom Wlaschiha ist diese Welt noch vergleichs­weise neu. Der 44Jährige wurde erst vor wenigen Jahren durch seine Rolle als „Der Mann ohne Gesicht“in der Erfolgsser­ie zu einem der bekanntest­en Schauspiel­er in Deutschlan­d. Das beweisen auch die Menschenma­ssen, die sich an seinen Autogrammt­isch drängeln. Für viele Fans der Fantasy-Serie ist dieses kurze Zusammentr­effen mit Wlaschiha eine Art Lebenstrau­m. Immer wieder kullern Freudenträ­nen, keiner geht ohne ein Lächeln auf dem Gesicht.

„Als ich die Rolle angenommen habe, hätte ich nie damit gerechnet. Durch die Serie sind meine berufliche­n Angebote explodiert“, erklärt Wlaschiha. Auch die privaten Anfragen hätten deutlich zugenommen, sagt er lachend. An die Rolle in der Erfolgsser­ie kam er nur durch Zufall. „Die Casterin kannte mich, und mir wurde gesagt, ich solle einfach ein Tape von mir einschicke­n. Ich wusste bis dahin überhaupt nicht, was ,Game of Thrones‘ ist“, sagt der 44-Jährige. Vom Set sei er auf Anhieb begeistert gewesen. „Das ist schon etwas anderes als in Deutschlan­d. Durch das vorhandene Budget sind natürlich viel größere Produktion­en möglich. Technisch ist das eine andere Nummer“, erklärt Wlaschiha. Fremd fühle er sich als Deutscher in der Crew aber nicht: „Wir sind inzwischen ein sehr internatio­nales Team, haben Schauspiel­er aus allen Teilen der Welt.“Ob der Deutsche noch einmal bei „Game of Thrones“zu sehen sein wird, weiß er noch nicht. Alle Schauspiel­er unterschre­iben Optionsver­träge und müssen sich mögliche Drehzeiträ­ume freihalten. Verbindlic­he Informatio­nen gibt es für die Darsteller dann wenige Monate vor Drehbeginn.

Das wohl bekanntest­e Gesicht beim zweiten Fantasy-Treffen auf Schloss Burg ist Sean Astin, der in „Herr der Ringe“den Hobbit Samweis Gamdschie spielt. 9000 Kilometer ist er aus Los Angeles angereist. Dem 46-Jährigen ist der Spaß an der Sache deutlich anzusehen. Astin geht auf seine Fans zu, macht mit ihnen verrückte Posen, küsst Hände – sogar ein Baby. In der Schlange zum Fotoshooti­ng sind alle Altersgrup­pen vertreten. Kleine Mädchen, aber auch Seniorinne­n schweben in Elfengewän­dern zum Foto-Set, erwachsene Ritter und junge Hobbits möchten ein Bild mit ihrem Idol aus der Tolkien-Saga machen lassen.

Anders als Wlaschiha kann Astin schon lange nicht mehr unerkannt durch die Straßen gehen. Oft sei direkt eine Menschentr­aube hinter ihm her, erzählt er. „Die Leute wollen immer meine Füße sehen und sind dann enttäuscht“, sagt Astin. Hobbits haben riesige, behaarte Füße und laufen barfuß herum, zumindest im Tolkien-Universum. „Damit ich nicht dauerhaft darum gebeten werde, trage ich oft schon Sandalen“, scherzt er. Das führe auch beim Kauf von Schuhen zu witzigen Situatione­n. „Fast immer kommen die Verkäufer mit zwei unterschie­dlichen Größen, einmal mit meiner echten und dann mit einer fünf Nummern größer.“

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FOTOS: STEPHAN KÖHLEN Viele der Fans kamen in fantasievo­llen Kostümen auf Schloss Burg.
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Hollywood-Schauspiel­er Tom Wlaschiha (l.) und Autor Sebastian Esch.

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