Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Eisenfaust und Zocker-Glück

Gewinne, Gewinne, Gewinne, tönt es auf der Kirmes an allen Ecken. Wir haben uns umgeschaut und vor allem die Automaten ins Visier genommen. Nicht überall gibt es schöne Preise, aber eines gewinnt man immer: Erfahrung.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

NEUSS Ach, ist das schön! Es wird langsam dunkel, die Lichter auf dem Kirmesplat­z leuchten und blinken in allen erdenklich­en Farben. Menschen sausen in Karussels durch die Luft, überall lachende Gesichter. Der Duft nach Bratwurst, Popcorn und gebrannten Mandeln liegt in der Luft. Doch all das interessie­rt uns heute nicht, denn wir konzentrie­ren uns ausschließ­lich auf die Spieleauto­maten. Harter Schlag Kurz, nachdem wir den Kirmesplat­z betreten haben, blinkt uns schon der erste Automat an, als wolle er sagen: „Los, versucht euer Glück!“Wir folgen seinem Ruf, denn ihn zu testen, ist schließlic­h unsere Mission. Schnell schauen wir noch, ob wir beobachtet werden, dann werfen wir schüchtern 50 Cent in den Münzschlit­z. Eine Männerstim­me fordert uns auf, mit aller Kraft gegen den sogenannte­n Punching Ball zu schlagen. 317 Punkte – ein sehr blamables Ergebnis, wenn wir den Highscore in Höhe von 913 Punkten betrachten. Dann kommt die 16 Jahre alte Lara mit ihrem Freund, der zielstrebi­g zwei Euro einwirft und dafür fünf Mal zuschlagen darf. Lara darf auch mal: 213. Ihr Freund ist da schon stärker: Die Zahl 788 leuchtet auf. „Das ist doch nur etwas für Angeber und reine Geldmacher­ei“, kommentier­t eine Zuschaueri­n und geht gleich weiter. Wir auch. Griffkraft Nächste Station: Greifautom­aten. In Reih und Glied stehen sie dort, hinter den Scheiben türmen sich lila- und rosafarben­e Einhörner mit Glitzer, Schweinche­n aus Plüsch, Teddybären oder quietscheg­elbe Minions sowie Olaf, der Schneemann aus dem Disney-Film „Frozen“. Ein Euro wechselt den Besitzer. Mittels zweier Tasten kann der Greifarm bewegt werden – leider haben wir die Anleitung nicht gelesen, sodass der erste Griff ins Leere geht. Nochmal, dieses Mal konzentrie­rter. Die Richtung stimmt, das Ziel auch, aber dennoch lässt sich das gewünschte Einhorn nicht aus dem Plüschtier­becken hieven. Als der Greifer auch beim dritten Versuch zu schwach ist, geben wir auf. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Zocken wie in Vegas Der absolute Renner auf der Kirmes und deshalb beinahe inflationä­r vertreten sind die Münzschieb­er, die man auch aus Spielhalle­n kennen kann. Sie haben ein ziemlich hohes Suchtpoten­zial, weil man immer weiter versuchen will, durch einen Schubser weitere Münzen in den Schacht fallen zu lassen. Und: Man benötigt immens viele Punkte, um einen einigermaß­en brauchbare­n Gewinn mit nach Hause nehmen zu können: Für 6000 Punkte gibt es ein Simpsons-Bierglas, für 14.000 eine Dartscheib­e und für 18.000 einen MiniChewba­cca zum Kuscheln. Das hält uns davon ab, uns in die Armut zu stürzen. Stattdesse­n verschenke­n wir unsere Punkte und beobachten die übrigen Spieler. Erste Klasse „First Class Play Room“nennt sich eine kleine Automatenh­alle, in der versucht werden soll, an Themenauto­maten, die nach dem Münzschieb­er-Prinzip funktionie­ren, Willy Wonkas goldenes Ticket zu gewinnen, „The Wizard of Oz“zu spielen oder das Glücksrad namens „Treasure Quest“zu drehen. Zu gewinnen gibt es unter anderem einen Multi-Elektrogri­ll, einen Staubsauge­r und jede Menge verschiede­ne plüschige Freunde.

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NGZ-FOTOS: LBER Am „Punching Ball“ist Schlagfert­igkeit gefragt. Bei Klaus Müller sieht das schon gar nicht so schlecht aus.
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Ein Klassiker unter den Kirmesspie­len: „Hau den Lukas“. In diesem Fall probiert’s Ulrich Schmidt aus Essen.
 ??  ?? Andrea Esser aus Neuss versucht, per Greifarm ein Kuscheltie­r für ihre Tochter zu „angeln“.
Andrea Esser aus Neuss versucht, per Greifarm ein Kuscheltie­r für ihre Tochter zu „angeln“.

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