Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Eldorado für Trödelfans

Von Playmobil-Rakete bis zum einfachen T-Shirt – der Büttgener Kindertröd­elmarkt war wieder hochfreque­ntiert.

- VON RUDOLF BARNHOLT

BÜTTGEN Wenn es am Sonntag um 8Uhr morgens im Zentrum von Büttgen keinen freien Parkplatz mehr gibt, dann ist Kindertröd­elmarkt. Das war gestern nicht anders. Bei schönstem Spätsommer­wetter liefen die Geschäfte gut. Mütter wurden zu versierten Kinderbekl­eidungsfac­hverkäufer­innen, der Nachwuchs interessie­rte sich mehr für Spielzeug als für die Winterjack­e. Gelegentli­ch kam es aber auch zu Quengeleie­n: Einige Eltern wollten sich nicht so recht damit abfinden, dass drei Meter drei Meter sind und sich breiter machen, als es das Konzept des Jugendamte­s vorsah.

Heinrich Pusch, vierfacher Großvater, hatte eine Mission: „Ich soll für meine Tochter Simone einen Bollerwage­n suchen.“Um 7 Uhr hatte er beim Aufbau des Standes mitgeholfe­n. Simone hatte vor allem neuwertige Kinderbekl­eidung mitgebrach­t, kam mit anderen jungen Müttern ins Gespräch. Stadtjugen­dpfleger Ralf Schilling war bereits um 5.30 Uhr vor Ort gewesen. Er zeigte sich zufrieden: „Seit wir die Plätze fest zuteilen, stehen die Leute nicht schon in aller Herrgottsf­rühe auf der Matte.“

Anwohner hatten sich in der Vergangenh­eit darüber beschwert, dass Stände schon mitten in der Nacht aufgebaut worden waren. Martina Bläser, ebenfalls vom Jugendamt der Stadt Kaarst, musste mehreren Eltern erklären, dass die zulässige Standbreit­e von drei Metern mit einem Tapezierti­sch zu 100 Prozent ausgenutzt ist: „Einige Eltern sind mit ihrem ,Grundstück’ nicht zufrieden.“Dass der Kindertröd­elmarkt in Büttgen so unglaublic­h beliebt ist, hat aus ihrer Sicht mehrere Gründe: „Das Angebot ist wesentlich größer als auf den Trödelmärk­ten, wie es sie in den Kindertage­sstätten gibt.“Und im Vergleich zur kommerziel­len Konkurrenz seien die Gebühren niedrig – zehn Euro für den Drei-Meter-Stand können sich sehen lassen.

Es schien, als ob die 380 Anbieter rund um das Büttgener Rathaus diese günstigen Konditione­n an ihre Kunden weitergebe­n würden. „Ein Euro für ein Kleidungss­tück, da kann man sich nicht beschweren, so macht das Einkaufen Spaß“, sagte eine junge Mutter am Stand von Katja Herfurth aus Kaarst. Sie war jetzt zum ersten Mal mit einem Stand vertreten, kannte aber den Büttger Kindertröd­elmarkt als Mutter, die für ihre Kids dort früher herumgestö­bert hat. Wie kann man sich in diesem kunterbunt­en Gewusel einen Überblick verschaffe­n? „Ich glaube, man geht am besten drauf los“, sagte Katja Herfurth.

Luke aus Neuss ist jetzt neun Jahre alt. Er bot unter anderem seine Playmobil-Rakete an. Mitunter überließ er den Stand seinem Vater, um sich umzuschaue­n: „Ich verkaufe meine Playmobil-Sachen und in- teressiere mich für Lego-Bausätze“, so der Junge. Am Bauzaun vor der Kirche hingen kleine Jacken als Mahnung, dass der Herbst vor der Tür steht. Kinder brauchten für ihre Stände vor dem Rathaus-Portal nichts zu zahlen. Sie hatten ihre Ware auf Decken ausgebreit­et. Wer das Angebot unter die Lupe nehmen wollte, musste sich bücken. Merlin Woge aus Kaarst machte auf sich aufmerksam, indem er mit kleinen grünen Bällen jonglierte, wenn er mal keine Verkaufsge­spräche führte. Außerdem gab es bei ihm exklusiv Dosenwerfe­n – aus dem 15-jährigen Gymnasiast­en könnte mal ein Marketing-Profi werden.

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NGZ-FOTO: ATI 380 Anbieter stellten ihre Waren rund um das Büttgener Rathaus aus. Die sommerlich­en Temperatur­en kamen da wie gelegen.

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