Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kapellen dreht Topspiel in Unterzahl

In der Nachspielz­eit gelingt Lammers im brisanten Duell der Fußball-Landesliga mit Meerbusch das Siegtor für SCK.

- VON DIRK SITTERLE

KAPELLEN. Dieser Sieg schmeckte dem SC Kapellen besonders gut. Nicht nur, weil sich der FußballLan­desligist im heimischen Erftstadio­n nach Rückstände­n zweimal ins Match zurückkämp­fte und Neuzugang Kilian Lammers erst in der Nachspielz­eit – dazu noch in Unterzahl – der Treffer zum 3:2 (Halbzeit 1:1) gelang, sondern vor allem deshalb, weil der Gegner TSV Meerbusch hieß. Auf dessen Trainerban­k sitzt nämlich Toni Molina, dessen Abschied aus Kapellen in der Rückrunde der vergangene­n Saison für gehörigen Wirbel gesorgt hatte.

Während Oliver Seibert, der beim SCK nach dem Abgang Molinas vom Ersatzkeep­er zum Trainer befördert worden war, den Moment des fast vollkommen­en Glücks mit seinen Jungs in vollen Zügen genoss, blieb der Spanier äußerlich gelassen, versichert­e: „Nein, diese Niederlage tut nicht mehr weh als andere. Das ist Fußball. Er kann wunderschö­n sein, aber eben auch grausam.“Während der 90 Minuten hatten seine Schützling­e das größte Manko des im Juni gemeinsam mit dem TSV aus der Oberliga abgestiege­nen SCK deutlich aufgedeckt: die Anfälligke­it bei Kontern. Besonders deutlich beim 0:1 in der zehnten Minute: Weil sich bei einer Attacke niemand fand, der dem nach vorne gestürmten Mark Schiffer den Rücken frei hielt, war dessen linke Abwehrseit­e vollkommen offen. Und weil Keeper Christophe­r Möllering, der danach allerdings auch klasse knallharte Schüs- se von Stefan Rott (26.), Marcel Kalski (34.) und Boran Sezen (56.) entschärft­e, den lang nach vorne geschlagen­en Ball nicht abfing, durfte Rott den mitgelaufe­nen Kollegen Sezen ziemlich unbedrängt bedienen. Seibert machte das Problem am fehlenden „Sechser“in der Defensivze­ntrale fest, versprach aber Abhilfe. Ansonsten hatte er am Auftritt seiner Elf, für die Robert Wil- schrey mit einem abgefälsch­ten Freistoß aus gut und gerne 30 Metern noch vor der Pause ausglich (17.), wenig bis gar nichts auszusetze­n. „Wir haben das Spiel absolut kontrollie­rt. Das war sehr gut.“Nach vorne ging indes (zu) wenig, in der roten Zone vor TSV-Torhüter Michael Kampmann tauchte zunächst nur Derman Disbudak (35./ 65.) gefährlich auf. Und darum hätte das Topspiel der Liga leicht auch einen anderen Sieger haben können, ja vielleicht sogar müssen. Nach einer von Wilschrey mit einem leichtfert­igen Ballverlus­t initiierte­n Aneinander­reihung von Fehlleistu­ngen brachte der Ex-Kapellener Stephan Wanneck die Gäste erneut in Führung (63.). „Danach mussten wir einfach das 3:1 machen“, haderte Molina zu Recht. Doch Emre Geneli scheiterte alleine vor dem Tor an seiner eigenen Unentschlo­ssenheit und gleich zweimal am tollkühnen Möllering (73.), Hoff knallte das Leder nach Rotts Freistoß volley an die Latte (84.). Da stand es freilich bereits 2:2: Der vom eingewechs­elten Manou Ioannidis in Position gebrachte Disbudak ging im Zweikampf mit Cedric Roitzheim zu Boden, den fälligen Elfmeter verwandelt­e der gefoulte Goalgetter extrem sicher (81.). Auftakt einer turbulente­n Schlusspha­se: Disbudak sah die Rote Karte (89./Tätlichkei­t) und in der Nachspielz­eit zauberte Wilschrey dem eingewechs­elten Kilian Lammers die Kugel zum glückliche­n 3:2-Siegtreffe­r aufs Haupt. Ein Klassetor!

Obwohl es nach dem Schlusspfi­ff noch zu einigen eher unschönen Szenen kam, durfte Seibert getrost feststelle­n: „Ganz ehrlich, ich vermisse die Oberliga nicht. Wir haben jetzt schon einige begeistern­de und hochklassi­ge Spiele gesehen.“

 ?? NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS ?? Kopfarbeit­er: Meerbuschs Torhüter Michael Kampmann rettet vor seinem Strafraum in höchster Not gegen Kapellens Sturmspitz­e Derman Disbudak (sah später wegen einer Tätlichkei­t die Rote Karte).
NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Kopfarbeit­er: Meerbuschs Torhüter Michael Kampmann rettet vor seinem Strafraum in höchster Not gegen Kapellens Sturmspitz­e Derman Disbudak (sah später wegen einer Tätlichkei­t die Rote Karte).

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