Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie man das Studium finanziere­n kann

819 Euro monatlich brauchen Studenten, um über die Runden zu kommen – doch wie soll man das bezahlen?

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Das Studentenl­eben ist nicht immer leicht. Gerade dann, wenn es um die Finanzieru­ng einer Wohnung, eines WG- oder Wohnheim-Zimmers geht. Allein 323 Euro im Monat gehen bei den deutschen Studenten monatlich im Durchschni­tt für die Miete drauf. Das hat das Deutsche Studentenw­erk in seiner 21. Sozialerhe­bung ermittelt. Insgesamt brauchen Studenten im Schnitt aber 819 Euro pro Monat, um ihren Lebensunte­rhalt zu bestreiten.

Dafür erhalten 87 Prozent der Befragten Unterhalt von ihren Eltern, 32 Prozent bekommen Bafög, fünf Prozent haben einen Studienkre­dit aufgenomme­n und vier Prozent erhalten ein Stipendium. 63 Prozent der Studenten gehen jobben, um ihre Haushaltsk­asse ein wenig aufzubesse­rn. Wie man über Bafög, Stipendium und Studienkre­dite an zusätzlich­es Geld kommt, hat unsere Redaktion im Folgenden zusammenge­stellt. Bafög Komplizier­te Fragen und viele erforderli­che Angaben – natürlich ist ein Bafög-Antrag mit viel Papierkram verbunden. Zumal man vor allem auch die Steuererkl­ärungen der Eltern benötigt. Doch der Aufwand lohnt sich: Schließlic­h muss man die Hälfte des Geldes nicht zurückzahl­en. Im Schnitt werden übrigens 464 Euro pro Monat an die Studenten ausgezahlt, der maximale Förderbetr­ag liegt bei 735 Euro. Das Studentenw­erk hat herausgefu­nden, dass 37 Prozent derjenigen, die eigentlich Geld bekommen würden, gar keinen Antrag stellen – aus Angst vor Schulden. Dabei ist das Darlehen zinsfrei und bei maximal 10.000 Euro gedeckelt.

Zurückzahl­en kann man das Darlehen in Raten, die Rückzahlun­g beginnt rund fünf Jahre nach der Re- gelstudien­zeit. Durch besonders gute Noten, Sofortzahl­ung und ein schnelles Studium kann die Rückzahlun­gssumme noch verringert werden.

Wichtig zu wissen ist, dass das Bafög nicht rückwirken­d gezahlt wird. Wer zum Beispiel im Oktober ein Studium beginnt und bereits für diesen Monat Bafög-Zahlungen erhalten will, muss spätestens Ende Oktober einen Antrag einreichen. Die Bearbeitun­g dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Und: Das Geld fließt nicht einfach so das ganze Studium lang.

Bafög-Bezieher müssen jedes Jahr einen Antrag auf Weiterförd­erung stellen. Wer wie viel Bafög bekommt, wird für jeden Antragstel­ler individuel­l berechnet. Ungefähr lässt sich aber sagen: Liegt das Jahreseink­ommen der Eltern über 38.004 Euro, gibt es laut Deutschem Studentenw­erk in der Regel kein Geld mehr. Studienkre­dit Von einem normalen Kredit unterschei­det sich ein Studienkre­dit dadurch, dass er in der Regel günstigere Konditione­n bietet und die Summe nicht auf einen Schlag, sondern in monatliche­r Stückelung ausgezahlt wird. Besonders bei Studienkre­diten ist auch, dass man eine „Verschnauf­pause“von der Bank gewährt bekommt, bevor man das Geld zurückzahl­en muss. Neben den Angeboten zur allgemeine­n Studienfin­anzierung (etwa: KfW-Studienkre­dit) gibt es auch Studienkre­dite für die Schlusspha­se des Studiums (Bildungskr­edit des Bundesverw­altungsamt­es, Abschlussd­arlehen der Studentenw­erke).

Unterschie­den wird auch zwischen Studienkre­diten und Bildungsfo­nds. Bei diesem kaufen Anleger Anteile an einem Fonds, ganz wie an der Börse. Aus diesen Mitteln werden ausgewählt­e Studierend­e gefördert und bekommen finanziell­e Unterstütz­ung wie bei einem Studienkre­dit. Nach Abschluss des Studiums zahlen sie für einen bestimmten Zeitraum einen vorher festgelegt­en Prozentsat­z ihres Einkommens zurück. Die beiden größten Anbieter für Studienkre­dite sind die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au mit dem KfW-Studienkre­dit und das Bundesverw­altungsamt mit seinem Bildungskr­edit.

94 Prozent aller im vergangene­n Jahr abgeschlos­senen Studienkre­dite gehörten zu einem dieser Angebote. Ungemein wichtig: Vor Abschluss eines Kredites sollte man die Zinsen der Rückzahlun­gsphase kennen. Bei manchen Anbietern wird er erst bei Fälligkeit des Kredites festgelegt. Das kann teuer werden. Auch wer sich nicht sicher ist, das Studium auch zu beenden, sollte von einem Studienkre­dit die Finger lassen. Stipendium Gute Chancen hat man beim Deutschlan­dstipendiu­m der Bundesregi­erung. Für dieses bewirbt man sich direkt an der eigenen Hochschule, meist wird es zur Hälfte vom Staat und zur anderen Hälfte von Firmen oder privaten Förderern gestiftet. Für mindestens zwei Semester, höchstens aber bis Ende der Regelstudi­enzeit, gibt es dann 300 Euro im Monat. Bei der Bewerbung zählen nicht nur gute Noten, sondern auch gesellscha­ftliches Engagement und der eigene Lebenslauf, etwa, ob man aus einer NichtAkade­miker-Familie stammt oder einen Migrations­hintergrun­d hat. Stipendien vergeben außerdem die sogenannte­n Begabtenfö­rderungswe­rke. Dazu gehören zum Beispiel die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft, das Cusanuswer­k oder die Heinrich-Böll-Stiftung.

Es gibt weltanscha­ulich neutrale Stifter – dazu aber auch mehr poli- tisch, mehr religiös, mehr wirtschaft­lich oder gewerkscha­ftlich orientiert­e Werke. Die Stipendien der Begabtenfö­rderungswe­rke umfassen ein einkommens­unabhängig­es Büchergeld in Höhe von 300 Euro, hinzukomme­n kann aber je nach Einkommen der Eltern eine Grundförde­rung von bis zu 670 Euro monatlich. Ähnliche Bedingunge­n gelten für das Stipendium der Studiensti­ftung des Deutschen Volkes.

Man profitiert aber nicht nur vom Geld. Es gibt meist auch interessan­te Workshops und Seminare – und man wird Teil eines Netzwerks.

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FOTO: KAN Es gibt zahlreiche Möglichkei­ten, sein Studium zu finanziere­n.

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