Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Merkel mit klarer Kante gegen Türkei

Die Kanzlerin kündigt die Blockade einer Ausweitung der Zollunion an.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Im Streit mit der Türkei um dort inhaftiert­e politische Gefangene mit deutscher Staatsange­hörigkeit will Merkel ein Zeichen setzen. Sie kündigte in ihrer Sommer-Pressekonf­erenz in Berlin an, die Ausweitung der Zollunion zwischen EU und Türkei auf Eis zu legen: „Ich sehe nicht und wir sehen nicht als Bundesregi­erung, dass wir in den nächsten Monaten ein Mandat erteilen könnten, um über die Zollunion zu sprechen, solange die Situation so ist, wie sie jetzt ist.“

Deutschlan­d kann die Ausweitung der Zollunion blockieren, da alle EU-Mitglieder einem solchen Schritt zustimmen müssen. Damit verfügt Deutschlan­d faktisch über ein Veto-Recht. Die Kanzlerin trifft heute in Berlin mit EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker zusammen und will mit ihm über die Haltung der Deutschen zur Zollunion sprechen.

Merkel nutzte die Pressekonf­erenz auch dazu, ihre Position zur Flüchtling­spolitik zu erläutern. Sie warnte vor einer Abschottun­g Europas und betonte noch einmal, dass Deutschlan­d und andere EU-Länder Angela Merkel weiter schutzbedü­rftige Flüchtling­e auf legalem Weg nach Europa reisen lassen wollen. Sie sprach mit Blick auf Afrika von „langfristi­gen Lösungen“. Die Europäer könnten nur dann in Wohlstand und Sicherheit leben, „wenn wir über den Teller- rand schauen und uns mit unserer Nachbarsch­aft und mit ihrer wirtschaft­lichen Entwicklun­g befassen“.

Mit deutlichen Worten stellte sich Merkel hinter die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung Aydan Özoguz (SPD). Merkel nannte die Äußerungen von AfD-Chef Alexander Gauland „rassistisc­h“. Dieser hatte davon gesprochen, die türkischst­ämmige Politikeri­n in der Türkei zu „entsorgen“. Wie der „Spiegel“berichtet, hat der frühere Vorsitzend­e Richter am Bundesgeri­chtshof, Thomas Fischer, Gauland deshalb wegen Volksverhe­tzung angezeigt. Merkel betonte, dass die CDU nicht mit der AfD zusammenar­beite. Zugleich rügte sie einzelne gemeinsame Aktionen zwischen CDU und AfD im Thüringer Landtag.

„Europa kann in Sicherheit leben, wenn es über den Tellerrand schaut“ Bundeskanz­lerin

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