Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Westfalen: Bis 2021 Hälfte aller Sparkassen-Filialen dicht

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MÜNSTER (gw) Die Sparkassen in Westfalen/Lippe stellen eine drastische Prognose in Sachen Filialabba­u. Innerhalb der nächsten vier Jahre könnte die Zahl der Niederlass­ungen im Verbandsge­biet vermutlich um die Hälfte sinken, sagte Jürgen Wannhoff, Vizepräsid­ent des Sparkassen­verbands WestfalenL­ippe (SVWL). Dem Verband, einem von zweien in Nordrhein-Westfalen, gehören derzeit 63 Sparkassen an, die Ende des vergangene­n Jahres noch insgesamt 1356 Zweigstell­en hatten.

Als Begründung für seine Voraussage nannte Wannhoff die Tatsache, dass immer mehr Sparkassen-Kunden ihre Kontoverbi­ndung online pflegten. Dies gelte mittlerwei­le für die Hälfte aller Konten, erklärte der Vizepräsid­ent. Auf der anderen Seite solle aber die Beratungsk­ompetenz in den öffentlich-rechtliche­n Instituten verstärkt werden. Dazu würden, so weit möglich, auch Beschäftig­te weiterqual­ifiziert.

Die mauen Zinserträg­e werden den Gewinn der Sparkassen in diesem Jahr vermutlich deutlich schrumpfen lassen. Das Ergebnis werde wohl um 30 Millionen auf rund 170 Millionen Euro zurückgehe­n, sagte Verbandspr­äsidentin Liane Buchholz voraus. Die geschätzte Steigerung der Provisions­erträge um fast dreieinhal­b Prozent werde den erwarteten Rückgang im Zinsergebn­is um rund 100 Millionen Euro nicht kompensier­en können, prognostiz­ierte Buchholz.

Einen Anstieg des Zinsniveau­s im Euro-Raum sieht die Verbandsch­efin, die im April den langjährig­en Vorsitzend­en Rolf Gerlach an der Verbandssp­itze abgelöst hatte, erst für Ende 2019. Allerdings gebe es bei den Sparkassen in Westfalen/ Lippe keine Pläne, den von der Europäisch­en Zentralban­k von Banken und Sparkassen verlangten Negativzin­s von 0,4 Prozent an Kunden weiterzuge­ben, so Buchholz.

Im Firmenkund­engeschäft haben die Institute nach Angaben der Verbandsvo­rsteherin deutlich zugelegt. Die Neuzusagen bei den Unternehme­nskrediten seien im ersten Halbjahr 2017 um 7,4 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gestiegen.

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