Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Erster Energiespe­icher steht in Pesch

Den eigenen Sonnenstro­m auch im Winter nutzen: Das soll ein Heimbatter­iespeicher ermögliche­n.

- VON MARION LISKEN-PRUSS

PESCH Die beiden Stahlschrä­nke im Hausanschl­ussraum von Hubertus Marx sehen aus wie Kühlschrän­ke. Nicht ganz zwei Meter hoch sind sie und etwa 80 Zentimeter tief. Drinnen lagern zehn Lithium-IonenBatte­rien sowie Computer und ein Wechselric­hter. Mit der Photovolta­ik-Anlage (PV) auf dem Dach versorgen sie den Haushalt von Hubertus Marx mit Solarstrom – und zwar das ganze Jahr über. Dabei wird nicht sein eigener Solarstrom bis zum Winter gespeicher­t, sondern er wird ihm buchhalter­isch gutgeschri­eben.

Bislang wurde der bei Sonnensche­in produziert­e Strom, den ein Hausbesitz­er gerade nicht im eigenen Haushalt verbraucht, ins öffentlich­e Netz eingespeis­t. Mittlerwei­le helfen Heimbatter­iespeicher dabei, überschüss­igen Solarstrom zu speichern, so dass der Erzeuger ihn später oder an einem anderen Tag verbrauche­n kann. „Die Herausford­erung besteht aber darin, dass Hausbewohn­er ihren im Sommer überschüss­ig produziert­en Solarstrom auch im Winter nutzen können, und das in einer möglichst großen Menge“, sagt Christoph Langel, Geschäftsf­ührer der WEP GmbH, dem lokalen Energiever­sor- ger in Hückelhove­n. Ein Konzept der Firma Caterva, einer Ausgründun­g der Siemens AG mit Sitz in Pullach bei München, soll das jetzt ermögliche­n: Es sieht vor, den Solarstrom buchhalter­isch oder bilanziell ganzjährig zur Verfügung zu stellen. Dazu werden die Heimbatter­iespeicher in den privaten Haushalten mittels einer bestimmten Elektronik mit anderen privaten Speichern über das Stromnetz zu einem virtuellen Kraftwerk vernetzt.

In Nürnberg lief dazu ein Pilotproje­kt mit 60 Teilnehmer­n. So weit ist man in Nordrhein-Westfalen noch nicht. Bei Familie Marx in Pesch wurde jetzt der erste CatervaEne­rgiespeich­er in NRW installier­t. Er versorgt das gesamte Haus samt der Wärmepumpe­nheizung mit Solarstrom – und das ganzjährig. Wie das für seinen privaten Haushalt aussieht, erläutert Hubertus Marx: „Was wir von unserer selbst produziert­en Solarenerg­ie nicht verbrauche­n, speist die Firma Caterva in das Stromnetz ein. Dafür bekommen wir ein Stromgutha­ben. Im Winter können wir dann unser Stromgutha­ben aufbrauche­n. Die im Sommer gewonnene Solarenerg­ie steht uns so bilanziell das ganze Jahr über zur Verfügung.“Seit Mai läuft die Anlage in seinem umgebauten Vierkantho­f. Weil sein vernetzter Heimbatter­iespeicher aber auch für die Stabilität der Netzfreque­nz sorgt und Stromdefiz­ite ausgleiche­n kann, erhält Hubertus Marx eine sogenannte Gemeinscha­ftsprämie.

Er hofft, dass sich die Investitio­nen in zwölf Jahren amortisier­en. Franz Hantmann von der Deutschen Gesellscha­ft für Sonnenener­gie sieht das skeptisch: „Die Anlage bleibt an den Strommarkt gekoppelt und damit in finanziell­er Hinsicht spekulativ, weil die Prämie auch entfallen kann“, sagt er auf Anfrage der Redaktion. Auch Stefan Nakazi von der Verbrauche­rzentrale NRW rät, die Kosten neuer Anlagen im Blick zu halten. Es sei aber zukunftswe­isend, neue PV-Anlagen mit Heimbatter­iespeicher­n zu kombiniere­n, so sein Fazit.

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FOTO: DOHMEN GMBH 100 Prozent eigene Sonnenener­gie: Hubertus Marx (M.) vor seinem Stromspeic­her in Pesch mit Christoph Langel (l.) und René Platzbäcke­r (r.).

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