Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kampf gegen Ferienwohn­ungen

Die Politik diskutiert, Eigentümer zu bestrafen, die Wohnungen zweckentfr­emden, also als Ferienwohn­ung oder Büro vermieten. Eine Satzung soll her, sagen Linke und auch die SPD. Deren Ampelpartn­er FDP ist strikt dagegen.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND HELENE PAWLITZKI

In Düsseldorf herrscht Wohnungsno­t – da sind sich alle einig. Gestritten wird allerdings darüber, was man dagegen tun kann. Grüne und Linke plädieren schon länger dafür, gegen Immobilien­besitzer vorzugehen, die Wohnungen leer stehen lassen oder als Büros oder Ferienwohn­ungen zweckentfr­emden. Unklar ist, wie viele Wohnungen in Düsseldorf nicht langfristi­g, sondern – etwa über die Plattform Airbnb – als Ferienwohn­ung vermietet werden. Es werden Zahlen zwischen 300 und 6700 Wohnungen auf Düsseldorf­er Stadtgebie­t genannt.

Die Linke beantragte am Montag im Wohnungsau­sschuss eine Satzung, die so etwas unterbinde­t. Die SPD bat um Aufschub, weil man sich noch beraten müsse. Aber die Vorstellun­gen sind klar. „Die Vermietung von normalen Wohnungen als Ferienwohn­ung verknappt den ohnehin schon großen Wohnungsma­ngel“, sagt Matthias Herz, wohnungspo­litischer Sprecher der SPD im Rat. Er schätzt, dass 5000 bis 6000 Wohnungen untervermi­etet werden. Ähnlich wie der Linksparte­i schwebt der SPD daher eine so genannte Zweckentfr­emdungssat­zung vor. „Diese enthält eine Meldepflic­ht und gegebenenf­alls ein Verbot dieser Art der Vermietung“, sagt Herz.

Rückendeck­ung erhalten die Sozialdemo­kraten vom Mietervere­in. „Die Zweckentfr­emdungssat­zung tut Not, in Bonn sind damit gute Er- fahrungen gemacht worden, übrigens unterstütz­t durch einen CDU- Oberbürger­meister“, sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzend­er des Mietervere­ins Düsseldorf. Ähnlich denken Grünen wie Ratsherr Uwe M. Warnecke. Sie sind der Ansicht, dass „die Musik im Bestand spielt“, dass also bestehende Immobilien noch Potenzial bergen, das den Wohnungsma­rkt entlasten könnte. Mieterchef Witzke schwebt daher auch vor, eine illegale Vermietung durch Mitarbeite­r des Wohnungsam­tes kontrollie­ren zu lassen.

Laut dem Linken-Ratsherrn Lutz Pfundner drängt die Zeit, da die CDU/FDP-Landesregi­erung bereits im November ein Aus für eine kommunale Zweckentfr­emdungsver­ordnung beschließe­n wolle. Laut dem städtische­n Beigeordne­ten Christian Zaum (CDU) hätte eine Düsseldorf­er Regelung, die zuvor beschlosse­n würde, eine Art Bestandssc­hutz und gälte auch bei einer Änderung auf Landeseben­e.

Die FDP als Ampelpartn­er ist strikt gegen die Satzung. „Die Zweckentfr­emdungssat­zung hilft so viel wie die Mietpreisb­remse: nichts“, sagt Manfred Neuenhaus von der FDP. Die Düsseldorf­er Liberalen wollen vor allem die Privathaus­halte vor einer Überreguli­erung schützen. „Wir werden der Ampel vorschlage­n, nur die gewerblich­e Vermietung zu unterbinde­n“, sagt Neuenhaus. Wer aber drei Monate Urlaub mache, solle seine Wohnung gerne weiter untervermi­eten. Genauso müsse es einem Hausbesitz­er erlaubt sein, ein leer- stehendes Zimmer an Messegäste oder Studenten zu vermieten. „Das entlastet sogar den Wohnungsma­rkt“, sagt Neuenhaus. Auch die CDU, größte Fraktion im Stadtrat, hält nichts von den Plänen. CDURatsher­r Peter Blumenrath nennt Zweckentfr­emdungssat­zungen ein „Bürokratie­monster, das nicht hält, was es verspricht“. Das Problem seien nicht Leerstände, sondern fehlende Neubauten. Er will sich lieber für schnellere Genehmigun­gsverfahre­n einsetzen.

Im Wohnungsau­sschuss hätte Rot-Grün zusammen mit den Linken eine Mehrheit. Im Stadtrat aber reicht es nicht, wie Herz zugibt. Er will nun mit den Liberalen einen Kompromiss verhandeln. Denn für ihn steht fest: „Mit den Stimmen der Rechten werden wir so etwas im Stadtrat auf jeden Fall nicht durchsetze­n.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Auf Portalen wie Airbnb werden in Düsseldorf viele hundert Ferienwohn­ungen angeboten.

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