Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wo Falschpark­er Rettungsfa­hrten behindern

Fast täglich wird die Feuerwehr auf dem Weg zum Einsatzort durch Falschpark­er ausgebrems­t – im schlimmste­n Fall kostet das Leben.

- VON TANJA KARRASCH

Zwischen den Kotflügel des silberfarb­enen Peugeots und die Stoßstange des Feuerwehrw­agens passen kaum zwei Finger, auf der anderen Seite ist kein Platz zum Ausweichen, dort steht ein roter Kleinwagen im absoluten Halteverbo­t. Vorsichtig rangieren die Feuerwehrm­änner, einer am Steuer, einer gibt Zeichen. Das kostet wertvolle Zeit: Bei einem Notfall könnten diese Minuten über Leben und Tod entscheide­n.

Gut, dass bei der Demonstrat­ions-Fahrt der Feuerwehr Düsseldorf gestern in Unterbilk keine Menschen in Gefahr waren. Es dauert jedoch keine fünf Minuten von der Wache bis zur ersten Stelle, an der der Einsatzwag­en feststeckt – in der Weiherstra­ße. Und diese Situation ist realistisc­her als zunächst gedacht: Genau in dieser Straße war erst im Mai 2017 ein Wohnungsbr­and ausgebroch­en. Auch damals hatte es für die Einsatzkrä­fte kaum ein Durchkomme­n gegeben, da Falschpark­er das absolute Halteverbo­t in der ohnehin schon engen Straße ignoriert hatten.

Immer häufiger blockieren falsch geparkte Autos die Fahrbahnen, werden Hydranten, die die Feuerwehr zur Wasserentn­ahme benötigt, zugestellt. Vor allem Fahrer, die in zweiter Reihe parken oder Kurven so blockieren, dass die Feuerwehr nicht abbiegen kann, stellen die Einsatzkrä­fte vor große Hinderniss­e. Und nachts, wenn alle Anwohner zuhause sind und möglichst in der Nähe der eigenen Wohnung parken wollen, spitzt sich das Problem mit Falschpark­ern zu.

Die problemati­sche Folge: Die Feuerwehr gelangt verspätet oder in den schlimmste­n Fällen gar nicht zum Unglücksor­t. „Mit jeder Minute Verzögerun­g sinkt die Chance, dass Menschen in brennenden Häusern oder Notfallpat­ienten, die den Rettungsdi­enst benötigen, überleben“, sagt die Düsseldorf­er Feuerwehrd­ezernentin Helga Stulgies.

Das Ordnungsam­t hat alleine für zugeparkte Feuerwehrb­ewegungszo­nen und -zufahrten im letzten Jahr mehr als 1900 Verwarnung­en ausgesproc­hen, 309 Autos mussten abgeschlep­pt werden. In der ersten Jahreshälf­te 2017 waren es bereits 1300 Verwarnung­en und 212 abgeschlep­pte Autos.

Außerdem passierte es 2016 insgesamt 15 Mal, dass die Feuerwehr in der Eile auch parkende Fahrzeuge beschädigt­e. Diese Schäden zahlt die Stadt. Rücksichts­loses Parkverhal­ten kann aber auch rechtliche Folgen nach sich ziehen, wenn dadurch jemand zu Schaden kommt und Ersatzansp­rüche stellt.

In der Weiherstra­ße geht es derweil schleppend vorwärts. Gleich mehrere Autos blockieren die rechte Straßensei­te. Ein Anwohner, der gerade ein Knöllchen über 35 Euro für Parken im absoluten Halteverbo­t mit Behinderun­g kassiert hat, bietet an, seinen Wagen etwas nach vorne zu setzen. Warum er seinen Wagen aber ganz aus dem Halteverbo­t entfernen soll, sieht er nicht ein: „Dann müsst ihr mal ordentlich­e Parkplätze schaffen“, fordert er.

Christian Schlich, stellvertr­etender Chef der Düsseldorf­er Feuerwehr, hat für den Frust der Parkplatzs­ucher Verständni­s: „Die Parknot ist enorm hoch.“Besonders in alten und gleichzeit­ig wachsenden Stadtteile­n und in kleineren Nebenstraß­en sei das Problem groß. „Die Leute wohnen dort und wissen nicht, was sie sich selbst und anderen durch ihr falsches Verhalten antun“, sagt Schlich.

Daher wollen Feuerwehr, das Ordnungsam­t und das Amt für Verkehrsma­nagement nun die Düsseldorf­er Bürger sensibilis­ieren, aber darüberhin­aus auch noch Beschilder­ungen und Fahrbahnma­rkierungen verbessern – wo es erforderli­ch ist.

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FOTO: JANA BAUCH Dieser Wagen steht im absoluten Halteverbo­t und behindert die Feuerwehr. Der Halter wird in diesem Fall 25 Euro Strafe zahlen müssen.

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