Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Biker auf dem Königsthro­n

Der designiert­e Schützenkö­nig Georg Martin will sich im Königsjahr um den Fackelbau bemühen. Der Nachfolger von Christoph Napp-Saarbourg wird Samstag gekrönt und hat alle drei Mitbewerbe­r an den Gästetisch eingeladen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Das Facebook-Profil von Georg Martin (59) zeigt – einen Biker: Schweres Motorrad, und ein Fahrer mit Kopftuch und zufriedene­m Lächeln vor verschneit­en Bergen. Irgendwie lässig. Und so tritt der neue Neusser Schützenkö­nig auch am Tag eins nach dem Vogelschie­ßen vor die Presse. „Ein Hobby, das wir teilen“, sagt Martin über sich und seine Lebensgefä­hrtin Angelika Kunz (54), mit der er noch im Mai durch Italien gekurvt war. Das Motorradfa­hren wird „hoffähig“.

Der 59-jährige Jurist vom Schützenlu­stzug „Die Oberjä(h)rigen“hat gerade das vielleicht schönste Ehrenamt in Neuss errungen. Schön, weil man sich als Schützenkö­nig nicht dafür entschuldi­gen muss, wenn man es nach einem Jahr wieder abgibt. Schön, weil Martin – angesichts von drei guten Mitbewerbe­rn – selbst nicht wirklich mit einem Erfolg gerechnet hat. Schön, weil der Moment, als um 18.35 Uhr am Dienstagab­end der Vogel fiel, das Paar in den Mittelpunk­t eines großen öffentlich­en Interesses katapultie­rt. Und zwar sofort.

Als beide um 3.30 Uhr nach einem langen Tag dann doch daheim an der Eintrachts­traße eintrafen, hatten die Nachbarn schon geschmückt: Roter Teppich und Fähnchen vor dem Haus, ein Spalier von brennenden Teelichter­n, Lebkuchenh­erz an der Tür und ein Gruß aus Kreide auf der Fahrbahn. Toll sei das gewesen, sagen beide.

Die neue Schützenma­jestät wurde in Düsseldorf geboren, wuchs in Neuss auf, machte 1977 Abitur am Quirinus-Gymnasium, studierte Jura in Bonn und war danach lange für die Allianz-Versicheru­ng tätig. Die setzte ihn auch in Hamburg oder Berlin ein, doch von den Schützenfe­sten, die sein Zug seit Gründung im Jahr 1978 mitmachte, verpasste Martin nur ein einziges.

Seine Lebensgefä­hrtin Angelika, die in Meerbusch-Lank geboren wurde und in Krefeld aufwuchs, er- lebte jetzt ihr drittes Schützenfe­st in Neuss – und das erste als Bürgerin der Stadt. Die Bankkauffr­au, die inzwischen in die chemische Industrie gewechselt ist, stimmte schon vor einem Jahr den Königsabsi­chten ihres Partners zu. Ausschlagg­ebend dafür war das Schützenfe­st in Rosellen. Dort wurde mitgefeier­t, weil man den Schützenkö­nig Michael Matusche gut kannte. Und wenn dessen Amtszeit an diesem Samstag endet, kommt er vielleicht in die Stadthalle, wo mit der Krönung die von Zeit für Georg I. beginnt.

Sicher kommen wollen auf jeden Fall die Mitbewerbe­r an der Vogelstang­e, Bernd Herten, Jochem Kirschbaum und Thomas Gondorf. Die Einladung sprach der König nach dem Wackelzug bei einem Bier im Vogthaus aus – nachdem er sie im Festzelt schon einen Schluck aus „seinem“Königspoka­l hatte nehmen lassen. „Vielleicht war das schon der erste Verstoß gegen das Protokoll“, sagt Martin.

Der Familienva­ter und Jurist und Biker und Feldwebel in seinem Zug – ist auch Fackelbaue­r. Deswegen will „Fackel-Georg“, wie ihn seine Kameraden nennen, in seinem Königsjahr fördern, was mit Fackeln zu tun. Das könnte – der Familienna­me legt es nahe – mit dem Martinsbra­uchtum in Verbindung stehen, sagt der König, auf jeden Fall aber mit dem Fackelbau, bei dem er jetzt ein Jahr pausieren muss. „Der Fackelbau“, sagt er deutlich, „braucht einen Push.“

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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Am Tag eins nach dem Vogelschus­s schon im öffentlich­en Interesse: Georg Martin und Angelika Kunz, das designiert­e Schützenkö­nigspaar.
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FOTO-NAU Vorbereitu­ng: Zugkamerad­in Steffi Straaten sorgte für Zielwasser.
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FOTO: -NAU Abschluss: Der Bürgermeis­ter gratuliert­e noch auf der Festwiese.
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FOTO: WOI Durchführu­ng: Georg Martin musste nur drei Mal abdrücken.

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