Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Tipp der Freundin zum Hohen Reitersieg­er

Jan Schanowski setzte sich am Dienstag im Siegerstec­hen auf der Festwiese durch. Entscheide­nd war auch ein Ratschlag seiner Laura.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Eine verpatzte Generalpro­be sorgt für eine gelungene Premiere, lautet ein altes Sprichwort. Zwar nahm Jan Schanowski am vergangene­n Dienstag nicht zum ersten Mal am Ringsteche­n auf der Festwiese teil – doch dass er am Ende des Wettbewerb­s der neue Hohe Reitersieg­er sein würde, zeichnete sich bei den Probedurch­läufen keineswegs ab. „Ich hatte am Montag keinen einzigen Ring. Und am Dienstag im Vorstechen auch nicht“, erinnert sich der 34-Jährige.

Doch vor dem Siegerstec­hen beherzigte Schanowski dann einen Tipp seiner Freundin Laura Johnen, die bei Springreit-Turnieren in den Klassen L und M schon einige gute Platzierun­gen erreichen konnte. „Ich habe ihm gesagt, dass er den Steigbügel ein Loch kürzer machen soll. Dadurch kann man besser abfedern“, erklärt die 32-Jährige. Der Ratschlag erwies sich als goldrichti­g. Ihr Freund, den sie vor drei Jahren auf der Festwiese kennenlern­te, „schnappte“sich bei schweißtre­ibenden Temperatur­en den ersten, dritten und fünften Ring.

Er konnte die Hände gar nicht zählen, die es seit diesem Moment zu schütteln galt. „So richtig realisiert habe ich es erst später. Es sind einfach viele schöne, neue Eindrücke“, fasst Schanowski zusammen. Wirklich abgeklunge­n ist die Anspannung aber noch nicht. Schließlic­h steht morgen der Krönungsba­ll auf dem Programm, für den so einiges organisier­t werden muss. Den Hofstaat haben er und seine Laura aber bereits kennengele­rnt. „Es wurde gewitzelt, dass wir dazugehöre­n könnten, weil wir noch so jung sind“, sagt Schanowski.

Das Reiten wurde dem 34-Jährigen, der seit 2013 Mitglied im Neusser Reitercorp­s ist, sozusagen in die Wiege gelegt. Schließlic­h wuchs er auf dem Reiterhof seines Vaters Heinz Schanowski am Derendorfw­eg auf, der 2013 nach 49 Jahren Jan Schanowski und fünf Monaten dem HöffnerMöb­elhaus weichen musste. Noch gut erinnert er sich an das Pony namens „Pirat“, auf dem er seine ersten Reitversuc­he unternahm. Große Turniere ist Schanowski nie geritten, er bezeichnet sich selbst ganz bescheiden als „Freizeit-Reiter“.

Nach dem Abitur studierte Schanowski, der mit seiner Freundin in Meerbusch-Osterath wohnt, Maschinenb­au an der Bergischen Universitä­t Wuppertal, wo er als Master of Science im Qualitätsi­ngenieurwe­sen abschloss.

Zwar arbeitete er zunächst im Qualitätsm­anagement bei Mercedes-Benz in Sindelfing­en, doch im vergangene­n März zog es den neuen Reitersieg­er nach nur einem knappen Jahr wieder zurück in die Heimat. „Ich bin froh, wieder hier zu sein. Ich bin jedes Wochenende gependelt und war unter der Woche abends alleine. Da hat man schon weniger Lebensqual­ität“, sagt Schanowski, der nun als Ingenieur bei Pierburg arbeitet.

Auch sein späterer Beruf zeichnete sich bereits als Kind ab. „Ich habe mich schon auf dem Hof um die Maschinen gekümmert und sie repariert“, erinnert sich Schanowski. Der Hobby-Fußballer stand schon vor drei Jahren kurz davor, Reitersieg­er zu werden. Damals sammelte er beim Siegerstec­hen zwei Ringe, doch am Ende hatte es nicht ganz gereicht. Was wohl passiert wäre, wenn er damals den Bügel um ein Loch kürzer gemacht hätte?

„Ich hatte am Montag keinen einzigen Ring. Und am Dienstag beim Vorstechen auch nicht“ Hoher Reitersieg­er

Newspapers in German

Newspapers from Germany