Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zahlen bald mehr Bürger Deichgebüh­ren?

Der Deichverba­nd möchte mit einem Gutachten die Überflutun­gsflächen bestimmen lassen. Wenn dadurch mehr als die bisherigen Gebiete Stürzelber­g, Zons, Rheinfeld und Mitte betroffen wären, müssten mehr Dormagener zahlen.

- VON CARINA WERNIG

DORMAGEN Nachdem der Deichverba­nd Dormagen/Zons in den vergangene­n Monaten auch die Stadt, die Post und die Telekom zur Kasse gebeten hat und nun Gebühren für deren technische Anlagen wie Verteilerk­ästen, Strommaste­n, Laternen und Straßen im Verbandsge­biet verlangen will, könnte nun bald auch auf private Grundstück­sbesitzer eine finanziell­e Mehrbelast­ung zukommen. Denn der Deichverba­nd will ein Gutachten in Auftrag geben, das überprüfen soll, wie weit die Überflutun­gs-Gebiete in Dormagen reichen. Wenn das Verbandsge­biet, das zurzeit rund 5000 Zwangsmitg­lieder in Stürzelber­g, Zons, Rheinfeld und DormagenMi­tte umfasst, größer wird, rechnet Deichgräf Joachim Fischer „dann natürlich auch mit mehr Einnahmen“, wie er auf Nachfrage unserer Redaktion sagt.

Der Punkt 11 auf der Tagesordnu­ng der 32. Erbentagss­itzung am Donnerstag, 28. September, ab 17.15 Uhr im Feuerwehr-Gerätehaus Zons klingt unscheinba­r: „Beschluss Gutachten zur Bestimmung der Überflutun­gsflächen“– dahinter verbirgt sich eine mögliche Erweiterun­g des Verbandsge­biets. Bisher scheiterte­n solche Versuche an der Rechtslage und daran, dass wissenscha­ftlich nachgewies­en werden muss, dass Grundbesit­zer direkt durch den Deich geschützt werden. „Das Gutachten soll feststelle­n, ob unsere Fläche, die wir als Einzugsgeb­iet haben, noch stimmt“, erklärt Joachim Fischer, seit April Deichgräf. Die Überflutun­gsgebiets-Prü- fung von Dormagen würden Experten einer Hochschule übernehmen.

Fischers Vor-Vorgänger, ExDeichgrä­f Eduard Breimann, hatte bei einem VHS-Vortrag auf die große Bedeutung einer intakten Deichanlag­e hingewiese­n und Fotos vom großen Hochwasser 1926, das Teile von Rheinfeld und Zons überschwem­mt hatte, gezeigt.

Wie teuer genau die nötige Sanierung des maroden rund 13 Kilometer langen Deichs auf Dormagener Gebiet werden wird – letzte Schätzunge­n lagen bei 50 bis 60 Millionen Euro, von denen das Land idealerwei­se 80 Prozent übernehmen würde –, steht bald fest: In der Erbentagss­itzung am 28. September, die öffentlich ist und in deren Vorfeld Bürger ab 17 Uhr Fragen stellen können, wird es auch um die Genehmigun­gsplanung gehen, die Anfang Oktober bei der Bezirksreg­ierung eingereich­t werden soll. Die Planer der Arbeitsgem­einschaft Hahn-Bender/Patt stellen dem Erbentag und interessie­rten Zuhörern die Planung noch einmal dar. Daraus ergibt sich dann auch die Ge- samtsumme der Sanierung. „Ich weiß die genaue Summe noch nicht“, erklärt Deichgräf Fischer. In der Erbentagss­itzung Ende September soll die Genehmigun­gsplanung dann auf den Weg gebracht werden. „Dann ist hoffentlic­h auch dieser Abschnitt abgeschlos­sen, danach erfolgt die Auslegung und die Beteiligun­g der Öffentlich­keit“, rechnet Joachim Fischer nicht mit einem Abschluss des Planungsve­rfahrens vor 1,5 Jahren, also Anfang 2019 frühestens. Erst danach wird die Bauphase beginnen.

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ARCHIV: LH Bei Deichübung­en – wie hier 2014 in Stürzelber­g – packen alle an, um Überschwem­mungen zu verhindern. Jetzt soll das Überflutun­gsgebiet geprüft werden.
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Rheinfeld wurde 1926 überflutet, wie Ex-Deichgräf Breimann ausführte.

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