Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zollhunde können alles erschnüffe­ln

- VON SASCHA RETTIG

Sie stecken ihre Schnauze überall rein: Zollhunde finden selbst kleine Mengen an Drogen. Bis sie losschnüff­eln dürfen, müssen sie mindestens ein Jahr trainieren.

Ihren Nasen entgeht nichts: Zollhunde können schon kleinste Mengen Rauschgift oder Sprengstof­f aufspüren. Dass die Tiere im Dienst so zielstrebi­g und sicher Täter stellen können, ist aber nicht nur ihrem hervorrage­nden Geruchssin­n zu verdanken. Ein ausgeprägt­er Spiel- und Beutetrieb ist für diese Aufgabe mindestens ebenso wichtig.

Die Hunde stammen von unterschie­dlichen Anbietern. „Hin und wieder kommen die Tiere von Privatleut­en, manchmal werden welche aus dem Tierheim geholt“, sagt Manfred Dertmann. Als Zollhundel­ehrwart des Bezirks Münster wählt er unter anderem die Tiere aus und kauft sie. Meist werden die Hunde, die beim Zoll eingesetzt werden, jedoch im Alter von etwa einem Jahr bei erfahrenen Diensthund­ehändlern und gelegentli­ch bei Züchtern gekauft. „Die wissen schon, was für Hunde wir brauchen, und es besteht in der Regel auch kein Problem damit, dass wir sie erst einmal nur für eine vier- bis sechswöchi­ge Probezeit nehmen.“

In dieser Zeit werden die Tiere intensiv auf ihre Tauglichke­it getestet. Mit Beute- und Suchspiele­n prüfe man beispielsw­eise, ob die Tiere die richtige Veranlagun­g mitbringen. Beute- und Suchspielt­rieb müssen stark ausgeprägt sein.

„Der Hund sollte einen hohen Besitzansp­ruch zeigen und die Beute unbedingt fordern und haben wollen“, sagt Dertmann. Trainiert wird während dieser Zeit an unter- schiedlich­en Orten. Dabei zeigt sich, ob das Tier geräuschem­pfindlich ist, wie sozialvert­räglich es sich verhält und ob es Probleme etwa beim Überwinden von Hinderniss­en oder beim Laufen auf glatten Böden hat.

Für die Ausbildung der Hunde gibt es zwei Möglichkei­ten. „Entweder werden sie nur als Spürhunde oder für einen dualen Einsatz als Schutz- und Spürhunde ausgebilde­t“, erklärt Bernd Wallner, Sprecher des Bildungs- und Wissenscha­ftszentrum­s der Bundesfina­nzverwaltu­ng in Münster.

Zu dem Zentrum gehören auch die deutschen Zollhundes­chulen. Insgesamt gibt es um die 420 Zollhunde in Deutschlan­d - und die werden ganz unterschie­dlich eingesetzt.

„Die Schutzhund­e begleiten den Zöllner beispielsw­eise zum Schutz bei mobilen Kontrollen auf der Autobahn. Die reinen Spürhunde hingegen kommen unter anderem auf Flughäfen zum Einsatz.“Je nach Konditioni­erung sollen die Hunde Bargeld, Rauschgift, Sprengstof­f oder artengesch­ützte Tiere aufspüren.

Hunde sind aus unterschie­dlichen Gründen so gut für den Zolldienst geeignet. „Anders als die meisten anderen Tiere, die nicht so kooperatio­nsbereit sind, handelt es sich bei Hunden um soziale Wesen, die gern mit dem Menschen zusammenar­beiten und ihn als Sozialpart­ner anerken- nen“, erklärt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. „Hunde sind meist sehr motiviert, lernen schnell und fühlen sich belohnt, wenn sich der Diensthund­eführer über ihre Leistungen freut.“

Von Bedeutung sind aber natürlich auch die körperlich­en Fähigkeite­n. Bei Schutzhund­en mache man sich ihre Überlegenh­eit zunutze: „Die können mit ihrem Vierradant­rieb schneller laufen und sorgen allein schon durch ihre physische Präsenz für Respekt“, sagt Kopernik.

Für Spüreinsät­ze seien die Tiere zudem so etwas wie Sinnesleis­tungsverst­ärker. „Die Sinnesleis­tungen sind denen des Menschen stark überlegen, weshalb Hunde mit ihrem Geruchssin­n selbst geringste Mengen Rauschgift oder Sprengstof­f aufspüren können.“

Hat der Hund die Probezeit bestanden, dauert es ein bis anderthalb Jahre, bis er ausgebilde­t ist. „Die Spürhunde werden unter anderem mit Spielzeuge­n wie kleinen Rollen oder Päckchen konditioni­ert, in denen Proben der zu suchenden Stoffe sind“, sagt Wallner. „Schlägt der Hund später beim Einsatz an, denkt er, er hätte sein Spielzeug gefunden.“

Das Training ist mit Abschluss der Ausbildung allerdings nicht vorbei - regelmäßig wird weitertrai­niert, und es gibt jedes Jahr weitere Lehrgänge.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT Ob Sprengstof­f, Drogen oder Bargeld – Zollhunde können an Flughäfen, Bahnhöfen und andernorts diese „Beute“ebenso zielsicher aufspüren wie artengesch­ützte Tiere.
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