Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Antrag: IG soll Nievenheim­er Bad führen

Ein Dormagener schlägt dem Rat vor, das abrissreif­e Hallenbad Nievenheim der dortigen IG zu überlassen, die den Erhalt des Bades über einen Bürgerents­cheid sicherstel­len möchte. Symbolisch­er Pachtpreis: Ein Euro pro Jahr.

- VON CARINA WERNIG

NIEVENHEIM Während die IG Nievenheim die nach eigenen Angaben mehr als 7000 Unterschri­ften für das Bürgerbege­hren zum Erhalt des Nievenheim­er Hallenbade­s noch nicht abgegeben hat, sorgt ein Bürgerantr­ag für Aufsehen. Der Dormagener Joachim Budi schlägt dem Stadtrat vor, das abrissreif­e Hallenbad der IG für einen Euro zu überlassen. Dafür solle die Stadt auf die Verkaufser­löse der sonst freiwerden­den Fläche verzichten. Die IG Nievenheim, die sich gestern Abend getroffen hat, hat sich noch nicht zu diesem Vorschlag geäußert, wie ihr Sprecher Reiner Blödgen gestern auf Nachfrage erklärte: „Das werden wir dann gleich erörtern.“

Die Idee des Bürgerantr­ags: „Die mit dem Hallenbad Nievenheim bebauten Grundstück­sflächen werden einer von der IG Nievenheim zu gründenden privatrech­tlichen Gesellscha­ft mittels Erbbaurech­t auf die Dauer von noch festzulege­nden Jahren zu einem Pachtpreis von jährlich symbolisch 1,00 Euro überlassen.“Dafür sieht Budi die IG Nievenheim in der Pflicht, eine privatrech­tliche Gesellscha­ft zu gründen, um „das marode Hallenbad Nievenheim in Eigenregie zu sanieren und anschließe­nd zu betreiben“. Dabei müssten die laufenden Kosten durch Eintrittsp­reise und Kursusgebü­hren gedeckt werden, so der Bürgerantr­ag. Und weiter: „Die angemessen­en Sanierungs­kosten werden zum einen durch Eigenleist­ungen derer aufgebrach­t, die jetzt vehement den Erhalt des Bades fordern, und durch Fremdfinan­zie- rung.“Die Stadt solle mit einer Bürgschaft bessere Konditione­n für die IG ermögliche­n. Stadtsprec­her Harald Schlimgen bestätigte den Eingang des Antrags, der nach Überprüfun­g in der Ratssitzun­g am 14. Oktober gestellt werden kann.

In der Begründung seines Antrags weist Budi darauf hin, dass die IG Nievenheim trotz zweier Bäder – Römer-Therme und das neue Stadtbad „Sammys“– die Stadt mit einem Bürgerbege­hren zwingen wolle, das marode Hallenbad Nievenheim zu sanieren und weiter zu betreiben. „Dieses würde dann bedeuten, dass letztendli­ch alle Bürgerinne­n und Bürger der Stadt Dormagen mit den Sanierungs- und Folgekoste­n auf Jahre hin belastet würden. Dieses entspricht jedoch keiner verantwort­ungsvollen städtische­n Haushaltsf­ührung und ist daher abzulehnen“, schreibt Budi.

Im Hauptaussc­huss scheiterte Zentrums-Fraktionsc­hef Hans-Joachim Woitzik mit seinem Antrag, den Sachstands­bericht über das Hallenbad Nievenheim – in dem die Kosten für den Weiterbetr­ieb des Bades mit 850.000 Euro im Jahr beziffert werden – zum ordentlich­en Tagesordnu­ngspunkt zu erklären – nur das Zentrum, die Grünen und die FDP waren dafür. „Da die Unterschri­ften für das Bürgerbege­hren noch nicht eingereich­t sind, sehen wir keinen Anlass, ohne neue Voraussetz­ungen jetzt darüber zu beraten“, sagte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Kai Weber, dessen Ausführung­en sich SPD-Fraktions-Vize Andreas Behncke anschloss.

In einer Pressemitt­eilung hatte Woitzik am Tag des Hauptaussc­husses das externe Rechtsguta­chten angegriffe­n, das zu dem Schluss kommt, dass ein Bürgerbege­hren verfristet und damit unzulässig wäre. Woitzik nennt es ein „klassische­s ,Parteiguta­chten’“mit „frei erfundenen Textpassag­en aus Ratssitzun­gen“. Das vom Zentrum angeführte angeblich erfundene Zitat aus dem Rat hat der Anwalt im Gutachten allerdings auch nicht als ein solches Zitat gekennzeic­hnet. Auf die Vorwürfe Woitziks will Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld nicht eingehen. Nur so viel: „Grundsätzl­ich hat jedes Gutachten einen Auftraggeb­er, das ist normal.“

 ?? NGZ-FOTO: ANDREAS WOITZSCHÜT­ZKE ?? Ein Blick ins leere Nievenheim­er Hallenbad vom Thekenbere­ich aus. Liegt der Verwaltung kein Bürgerbege­hren vor, wird die SVGD den Abriss in die Wege leiten, was rund ein Jahr in der Vorbereitu­ng dauern wird.
NGZ-FOTO: ANDREAS WOITZSCHÜT­ZKE Ein Blick ins leere Nievenheim­er Hallenbad vom Thekenbere­ich aus. Liegt der Verwaltung kein Bürgerbege­hren vor, wird die SVGD den Abriss in die Wege leiten, was rund ein Jahr in der Vorbereitu­ng dauern wird.

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