Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kilauea zählt zu den aktivsten Vulkanen der Welt, aber auch zu den harmlosest­en

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trieben worden. Schließlic­h habe sie auf dem Kilauea ein Zuhause gefunden. Für die Ureinwohne­r Hawaiis ist das ein heiliger Ort. Sie nutzen ihn als Kultstätte. Bei Pu’u Loa ritzten die Ureinwohne­r rund 23.000 Bilder in die erkaltete Lava: Strichmänn­chen, Boote, Schildkröt­en, Kreise, Spiralen und Punkte. In die Ritzen legten sie die Nabelschnu­r der Neugeboren­en. Das sollte dem Baby Stärke geben und ein langes Leben garantiere­n, so der Glaube.

So weit das Auge reicht, haben sich versteiner­te Lavaströme wie ein zäher schwarzer Hefeteig ihren Weg hinunter zum Pazifik gebahnt und eine spektakulä­re Mondlandsc­haft geformt. Die ist bequem zu erkunden. Der Kilauea ist ein „Drive-in-Vulkan“. Eine 30 Kilometer lange Straße führt durch Peles Reich. Die Strecke wurde an der Küste von einer Lavazunge zur Sackgasse abgetrennt.

Das Feuerwerk hält Abenteurer und Aussteiger nicht ab. Sie bauen in der schwarzen Wüste auf dem erkalteten Gestein Häuser, gewinnen Strom mit Solarenerg­ie und sammeln für ihre Wasservers­orgung Regentropf­en in Fässern. Oben an der Caldera erobert sich Mutter Natur rund um den Krater das Land zurück. Märchenhaf­te Wälder aus riesigen Hapu’u-Farnen, die zehn Meter hoch werden können, wuchern im Nationalpa­rk.

Wanderwege führen über Vulkanfeld­er, durch Nebenkrate­r und zum 150 Meter langen Thurston-Tunnel. Durch den schoss vor Hunderten von Jah- ren heißes Magma. Tagsüber steigt Rauch aus Peles Wohnsitz. Nachts glimmt er feuerrot, als wäre er der Eingang zur Hölle.

Den Logenplatz dafür bietet das Volcano House (www.hawaiivolc­anohouse.com). Das Hotel liegt am Kraterrand. Von dort lässt sich das Schauspiel durch die Panoramafe­nster beobachten.

Eingangsto­r zu Peles Welt ist das 48 Kilometer entfernte Hilo, die größte Stadt der Insel – und einer der regenreich­sten Orte der Welt. In der Bucht bleiben die Wolken hängen, die über den Pazifik schweben. Der Ozean ist rau. Wer mit Kapitän Shane Turpin von Pahoa aus zur Vulkan-Küste schippern will, braucht starke Nerven. Vorbei an erstarrten Feuerflüss­en und schwarzen Stränden schaukelt das Boot zu Peles Feuershow. Wenn sie bei Kamokuna die Lava mit viel Getöse ins Meer stürzen lässt, kocht der Pazifik. Schwarze Steine schießen wie Raketen aus dem Wasser in den blauen Himmel. Es zischt, dampft und donnert. Noch immer be- kommt er Gänsehaut, wenn er den majestätis­chen Vulkan beobachtet, sagt Turpin. Hier könne man die Geburt der Welt erleben. Es sei etwas Magisches, wenn die rohe Erde den Pazifik treffe.

Einen Platz in der ersten Reihe gibt es bei dem heißen Schauspiel zwischen Feuer und Wasser auch mit festem Boden unter den Füßen. Die Park-Ranger verfolgen Pele auf Schritt und Tritt. Ständig weisen sie an Land neue Aussichtsp­unkte mit dem besten Blick aus. Schilder und Seile si- chern die Wege über alte Lavafelder. Manchmal muss man zwei Stunden laufen, um dann im fasziniere­ndsten Theater der Natur zu sitzen und die geheimnisv­olle Kraft zu spüren.

Magie gehört zum Zauber von Hawaii. Als im Jahr 1881 die Lava Hilo bedrohte, baten die Bewohner Prinzessin Ruth Ke’elikolani um Hilfe. Die besang Pele, brachte der Vulkangött­in rote Seidentüch­er und ein paar Flaschen Hochprozen­tiges als Opfergabe. Ihr Bett ließ sie an das Ende des Lavastroms stellen. Der versiegte.

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FOTO: U.S. NATIONALPA­RK SERVICE/ JANICE WEI Wenn die glühende Lava in den Pazifik stürzt, zischt, dampft und donnert es.

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