Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bleibt der Steuerscha­tz im Stadtsäcke­l?

Kämmerer Frank Gensler geht in seinem Finanzberi­cht davon aus, dass die Sondereinn­ahme aus der Gewerbeste­uer komplett bei der Stadt bleibt – und arbeitet damit. Wertvoll aus Sicht der Stadt wäre die Abschaffun­g des Kommunal-Soli.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die von der schwarz-gelben Landesregi­erung angekündig­te Abschaffun­g des sogenannte­n Kommunal-Soli zur Unterstütz­ung finanzschw­acher Kommunen soll noch in diesem Jahr Gesetzeskr­aft erlangen. „Das wäre wichtig“, sagt der Neusser CDU-Abgeordnet­e Jörg Geerlings, der an diesem Vorhaben mit Hochdruck arbeiten will. Ein solches Gesetz wäre ein wirklich wertvoller Beitrag für seine Heimatstad­t – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nach rund 400.000 Euro in diesem Jahr müsste Neuss im kommenden Jahr 10,3 Millionen in diesen Topf einzahlen – wenn alles so bliebe. „Wenn es sich lohnt, den Soli abzuschaff­en, dann 2018“, sagt Andreas Hübner.

Hübner ist stellvertr­etender Kämmereile­iter im Rathaus und kennt auch den Grund dieser exorbitant höheren Forderung, die Neuss da droht. Es sind die exakt 152,4 Millionen Euro aus einer einmaligen Gewerbeste­uerzahlung, die der Stadt im Frühjahr in den Schoß gefallen sind. Aktuell ist das Finanzamt mit der Betriebspr­üfung in diesem Unternehme­n beschäftig­t, sagt Hübner. Davon hängt die Festsetzun­g der endgültige­n Steuerschu­ld ab. „Es liegen keine Erkenntnis­se vor, dass sich etwas zum Negativen verändert“, sagt Geerlings in seiner Eigenschaf­t als Finanzauss­chuss- vorsitzend­er von Neuss. Und auch im Rathaus geht man davon aus, dass die volle Summe im Griff der Stadt bleibt. Zumindest ist der regelmäßig­e Bericht von Kämmerer Frank Gensler, den er jetzt für das zweite Quartal vorlegt, ganz darauf abgestimmt.

Mit dem Steuergeld wird ja auch schon gearbeitet. Statt der ursprüng- lich einkalkuli­erten Zinslast in Höhe von 4,2 Millionen Euro werden nur noch 3,1 Millionen veranschla­gt. Eine Million wurde eingespart, weil Kredite zu einem Termin, an dem eine Umschuldun­g möglich war, abgelöst wurden. Oder weil Kreditermä­chtigungen, die der Rat schon bewilligt hat, nicht in Anspruch genommen werden. Denn die Stadt ist liquide wie nie. „Das bis dato negative Liquidität­ssaldo der Stadt im Cash-Management hat sich auf einen positiven Bestand von rund 85 Millionen Euro verändert“, hält Gensler im Bericht fest. Das heißt: Statt sich über das Cash-Management Geld von den Tochterunt­ernehmen zu leihen, könnte die Stadt jetzt selbst für diese zum Kreditgebe­r werden. Auch deshalb verzichtet sie auf Ausschüttu­ngen der Stadtwerke und des Bauvereins, ist auch mit einer geringeren Gewinnausz­ahlung der Sparkasse (1,5 statt 2 Millionen) zufrieden und hadert nicht mit den Stadtwerke­n, weil die Konzession­sabgabe wegen rückläufig­er Strommenge­n um 1,1 Millionen Euro einbricht. Die Gewerbeste­uer Die enorme Zahl von 313 Millionen Euro in diesem Posten verdeckt einen Ausfall in Millionenh­öhe. Schon eingeplant­e 15 Millionen Euro fallen weg, nachdem das Finanzamt die Firma endgültig veranlagt hat. Die Einkommens­steuer entwickelt sich positiv. Der Kämmerer rechnet mit 77,3 Millionen Euro, 800.000 mehr als veranschla­gt. Auch die Umsatzsteu­er steigt um 100.000 auf 18,25 Millionen Euro.

Unter dem Strich rechnet die Stadt damit, dass von dem Steuerscha­tz, der das Gewerbeste­ueraufkomm­en auf den Rekordwert von 313,2 Millionen Euro treibt, netto 71,6 Euro im laufenden Jahr übrigbleib­en. 22,9 Millionen Euro sind schon als Gewerbeste­uerumlage abgeflosse­n, 226.000 Euro sind als Strafzinse­n für das viele Geld auf dem Sparkassen­sparbuch veranschla­gt. 57,6 Millionen Euro allerdings hat der Kämmerer in eine Rücklage gestellt. Denn aufgrund des Mehrertrag­es durch die Sonderzahl­ung, so hat die Kämmerei kalkuliert, sind 47,3 Millionen Euro im nächsten Jahr zusätzlich als Kreisumlag­e zu zahlen – und noch einmal 10,3 Millionen für den Kommunal-Soli. Aber genau das will Jörg Geerlings ja verhindern.

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FOTO: WWW.PIXABAY.COM

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