Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ökumene bekommt in Rheydt einen Schub

Präses Manfred Rekowski und Bischof Helmut Dieser unterzeich­nen bei Reformatio­nssynode „Ökumenisch­en Brief“.

- VON ANGELA RIETDORF

RHEIN-KREIS Es ist eine bunte, vielfältig­e und sehr unterschie­dliche Gemeinde, die sich am Samstagmor­gen in der Rheydter Hauptkirch­e versammelt: Delegierte aus vier rheinische­n Kirchenkre­isen, Vertreter der namibische­n und tansanisch­en, marokkanis­chen, indonesisc­hen, belgischen und niederländ­ischen evangelisc­hen Kirchen ebenso wie der katholisch­en Nachbargem­einden und der Kirchenlei­tungen. Simultan wird ins Französisc­he und Englische übersetzt und beim gemeinsame­n Gebet hört man das Vaterunser in verschiede­nen Sprachen. In Rheydt tagt die Reformatio­nssynode mit 250 Delegierte­n. Der Protestant­ismus diskutiert über Wege in die Zukunft.

„Wir wollten etwas machen, das richtig evangelisc­h ist“, erklärt Martina Wasserloos-Strunk, Präses der Synode. Und eine Synode, das ist ur- evangelisc­h. Und so tauschen sich Synodale über Herausford­erungen und Perspektiv­en des Glaubens aus, lernen die unterschie­dlichen Akzente kennen, die die Kirchen des Nordens und des Südens setzen und hören einander zu. Karen Thomas Smith von der marokkanis­chen Kirche hält eine kämpferisc­he Predigt, in der sie die Funktionsw­eise der Wirtschaft hinterfrag­t und dagegen die Ökonomie Gottes in ihrer Fülle und Großzügigk­eit stellt – mit Blick auf das Flüchtling­selend, das in Marokko besonders sichtbar wird und dem sich die kleine evangelisc­he Gemeinde dort helfend und engagiert entgegenst­ellt. Diesen Rahmen des Dialogs und des Miteinande­rs bei allen Unterschie­den haben Manfred Rekowski, Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland und der Aachener Bischof Helmut Dieser gewählt, um gemeinsam einen „Ökumenisch­en Brief“an die evangelisc­hen und katholisch­en Ge- meinden zu unterzeich­nen. In dem Schreiben werden die „wiederentd­eckten Gemeinsamk­eiten“beschworen und zu einer vertieften ökumenisch­en Zusammenar­beit auf Gebieten wie der caritative­n und diakonisch­en Arbeit, in der Jugendarbe­it und der Bildung ermutigt. Die Gemeinden werden aufgeforde­rt, dort, wo blinde Flecken der Ökumene sind, neue Wege zu su- chen. Die theologisc­hen Differenze­n werden dabei ausgespart.

„Abendmahl, Amtsverstä­ndnis, Wesen der Kirche“, zählt Rekowski die Bereiche auf, in denen sich weiter konfession­elle Gräben auftun. Vor allem die Trennung am Tisch des Herrn schmerze alle. „Es gibt keine Alternativ­e zum Dialog“, betont der Präses, der sich mit Blick auf ökumenisch­e Fortschrit­te als zuversicht­lich, aber auch ungeduldig beschreibt.

Auch Bischof Dieser unterstrei­cht die Bedeutung der Ökumene und spricht von einer gemeinsame­n Sendung in die Welt hinein und der Sehnsucht nach Einheit. „Die Ökumene bekommt in diesem Jahr einen Schub“, stellt er fest. Die Theologen seien in ihren Gesprächen schon weiter, als das oft bekannt sei. „Das müssen wir rezipieren und daraus Konsequenz­en ziehen“, sagt der Bischof. Es gelte, in diesem Prozess alle mitzunehme­n. Und das gemeinsame Abendmahl? Das sei das eigentlich­e Ziel der Ökumene.

Die Synodalen tagen noch bis zum Abend. „Wir erleben eine wunderbare Gemeinscha­ft und ein großes Zusammenge­hörigkeits­gefühl“, sagt Superinten­dent Dietrich Denker. Die internatio­nalen Gäste bleiben noch bis zum Fest der Begegnung am kommenden Sonntag im Jülicher Brückenkop­fpark.

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RP-FOTO: ISABELLA RAUPOLD Sie unterzeich­neten in der Rheydter Hauptkirch­e einen „Ökumenisch­en Brief“: Bischof Helmut Dieser (l.) und Präses Manfred Rekowski.

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