Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wildschwei­n-Alarm auf dem Friedhof

Mehrere Stunden lang waren Jäger, Polizeibea­mte, Kreisveter­inärin und andere Helfer auf dem Heidefried­hof in Zons im Einsatz. Dort mussten zwei Wildschwei­ne eingefange­n werden, die sich glückliche­rweise als ungefährli­ch erwiesen.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Mit der sprichwört­lichen Friedhofsr­uhe war es am Sonntag auf dem Heidefried­hof in Zons bald vorbei. Zeugen hatten auf dem Gelände zwei mutmaßlich­e Wildschwei­ne entdeckt, die offenbar Gefallen an Grabschmuc­k und anderem Grünzeug gefunden hatten und sich diese „Speisen“genüsslich einverleib­ten. Der alarmierte Jagdpächte­r Bernd Maiwald fuhr zum Ort des Geschehens und stellte schnell fest, dass die beiden Eindringli­nge keine Scheu vor Menschen zeigten und wohl auch nicht gefährlich waren. Im Gegenteil: Sie ließen sich sogar streicheln, waren ganz offensicht­lich irgendwo als Haustiere gehalten worden. Eines der beiden Schweine erwies sich im Übrigen auch nicht als reinrassig­es Wildschwei­n. Es hatte einen etwas anderen Körperbau und erinnerte aufgrund seiner Behaarung eher an ein Hängebauch­schwein. „Obwohl sie zutraulich waren, hatten sie schon angefangen, die Gräber umzudrehen“, formuliert­e Hegeringle­iter Claus Vollmer salopp, der auch zum Heidefried­hof gekommen war.

Dort wurde es bald voll. Die Jäger informiert­en die Polizei, die zwei Beamte hinausschi­ckte; diese wiederum wandten sich an Kreisveter­inärin Dr. Annette Kern, die ebenfalls nach Zons kam. Inzwischen hatte Marc Pellekoorn­e, Vorsitzend­er der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald in Dormagen und zu- gleich Mitglied des Hegerings Dormagen, herausgefu­nden, dass die Schweine nicht, wie zunächst vermutet, aus dem Wildpark Tannenbusc­h stammten. Denn dort fehlten keine Tiere. Inzwischen war auch Klaus Heuser aus der gleichnami­gen Bauernkäse­rei involviert – und Peter Norff. Der Betreiber des Eselpark Zons machte sich via Internet auf die Suche nach den Besitzern der Schweine und recherchie­rte, wo welche vermisst wurden.

Das Einfangen der Ausreißer stellte unterdesse­n eine Herausford­erung dar. „Zuerst haben wir die Schweine vom Friedhof herunterge­holt“, schilderte Claus Vollmer den Ablauf. Die Tiere seien in eine Art Pferch, der normalerwe­ise zur Lagerung von Grünabfäll­en genutzt wird, gesperrt worden. „Aber die Umzäunung war nicht sehr stabil, es war absehbar, dass sie da bald wieder ausgebroch­en wären“, erklärte Vollmer. So war es auch keine Option, bis Montag mit einer anderen Unterbring­ung zu warten. Mit erhebliche­m zeitlichen Aufwand wurden die Schweine in einen Hänger getrieben, mit Wasser und Mais versorgt und schließlic­h auf Heusers Hof einquartie­rt. Von dort wurden sie noch am Sonntag abgeholt – Peter Norff hatte tatsächlic­h die Besitzer ausfindig gemacht, die die Tiere in einem Schreberga­rten nahe der B9 gehalten hatten. Dort waren sie ausgebüxt. Gut also, dass die Jäger die Tiere nicht abschossen, sondern alle Hebel in Bewegung setzten, sie zu retten. Schwein gehabt!

 ?? FOTO: PELLEKOORN­E ?? Jagdpächte­r Bernd Maiwald lockte die Schweine mit Leckereien.
FOTO: PELLEKOORN­E Jagdpächte­r Bernd Maiwald lockte die Schweine mit Leckereien.
 ?? FOTOS (2): VOLLMER ?? Auch Hegeringle­iter Claus Vollmer ging auf Tuchfühlun­g mit den zum Glück zutraulich­en Tieren.
FOTOS (2): VOLLMER Auch Hegeringle­iter Claus Vollmer ging auf Tuchfühlun­g mit den zum Glück zutraulich­en Tieren.
 ??  ?? Das Grünzeug und die Blumen auf dem Heidefried­hof fanden die Eindringli­nge sehr verlockend.
Das Grünzeug und die Blumen auf dem Heidefried­hof fanden die Eindringli­nge sehr verlockend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany