Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Senioren prüfen im Parcours ihre Wahrnehmun­g

Elf Senioren konnten ihre Sinne testen. Dies soll zu einer besseren Selbsteins­chätzung im Straßenver­kehr beitragen.

- VON ELISABETH KELDENICH

BÜTTGEN Hannelies Will (77) ist verunsiche­rt. Sie trägt eine Brille, die einer Taucherbri­lle ähnelt und versucht, die Hand von Polizeiobe­rkommissar Jürgen Kreuels zu greifen. Das geht schief. Auch der Versuch, einen Schlüssel in ein Türschloss zu stecken, gelingt erst beim zweiten Mal. „Sie trägt eine sogenannte Rauschbril­le, die einen Zustand bei 1,6 Promille vorgaukelt“, erklärt Kreuels, zuständig für Verkehrspr­ävention und Opferschut­z.

Hannelies Will fühlt sich „irre und leicht schwindeli­g“. Die Übung mit der Brille ist eine von acht Statio- nen, mit denen elf Senioren ihre Wahrnehmun­g im Vereinshei­m des Schwimmver­bands Büttgen testen. Die Übungen sollen den Teilnehmer­n helfen, sich im Straßenver­kehr besser einzuschät­zen. Die Idee stammt von Horst Wolf. „Ich habe den Parcours bereits in Neuss gemacht und Herr Kreuels gefragt, ob er das nicht in Kaarst auch anbieten kann“, erzählt er. Nun unterziehe­n die Teilnehmer in Spielen ihre Sinne einer Prüfung und schätzen ihre eigenen Fähigkeite­n auch im Vergleich mit denen anderer ein. Aufschluss­reich verläuft der Test durch das sogenannte „Klangtor“: Die Augen mit einer schwarzen Binde ver- deckt und desorienti­ert, versucht Rainer Cramer sich genau in die Mitte zwischen zwei Klingeltön­e zu stellen. „Das ist wie Blindekuh – aber gut“, sagt er lachend und findet beinahe den exakten Punkt. Mit Hilfe optischer Täuschunge­n durch diverse Bilder merken alle schnell, dass man eine Sache verschiede­n wahrnehmen kann. Durch das Greifen nach einem herunter fallenden Lineal kann jeder seine Reaktionsz­eit ausprobier­en.

Jürgen Kreuels stellt die Verbindung zum Straßenver­kehr her: Wie lange dauert es, im Verkehr Situatione­n richtig zu bewerten, zu erkennen und zu reagieren? Wichtig ist ihm auch retrorefle­ktierende Kleidung, durch die Personen bis zu 160 Meter weit gesehen werden können. Am Schluss des Parcours steht die ehrliche Selbsteins­chätzung. „Ich rate zu einem Arztbesuch, wenn sich jemand als sehr unsicher einschätzt“, sagt Kreuels. Entscheide­nd ist die Frage: „Wie kann ich besser und sicherer werden?“. Dazu zählen auch ausgewogen­e Ernährung und regelmäßig­e Bewegung als Grundlagen einer gesunden Lebensführ­ung. Die Teilnehmer zeigen sich zufrieden mit dem Nachmittag. „Ich finde alles sehr interessan­t, weil man sich gut konzentrie­ren muss“, sagt Helga Wolf.

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FOTO: TINTER Geschickli­chkeitstes­t mit der Rauschbril­le am Türschloss.

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