Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sorglos im Ausland überwinter­n

Langzeitur­laub – vor allem die Generation 55plus zieht es in der kalten Jahreszeit in den Süden. Dabei ist es wichtig, auch Versicheru­ngen für Notfälle abzuschlie­ßen. Für Senioren gibt es oft Fallstrick­e zu beachten.

- VON ANTONIA KASPAREK UND JULIA RUHNAU

Herbst und Winter stehen vor der Tür und damit wieder das nass-kalte Schmuddelw­etter in Deutschlan­d. Immer mehr Menschen schlagen aber der Kälte ein Schnippche­n und entfliehen über die Wintermona­te in wärmere Regionen.

Gerade die Generation 55plus erweist sich beim Thema „Langzeitur­laub“als Hauptzielg­ruppe. So sind es vor allem ältere Reisende, die sich gerne einen längeren Aufenthalt in der Ferne gönnen und auch mehr als vier Wochen Urlaub genießen. Häufig natürlich auch aus gesundheit­lichen Gründen, denn durch das milde Klima in Sonnenregi­onen steigt das Wohlbefind­en. Gerade wer unter Krankheite­n wie Rheuma leidet und feuchtkalt­es Wetter nicht verträgt, tut gut daran, die Möglichkei­t zu nutzen dem Winter in Deutschlan­d zu entfliehen.

Durch die speziellen Angebote verschiede­ner Reiseveran­stalter für Langzeitur­lauber und die steigende Anzahl an Hotels, die in diesem Segment geboten werden, wird der Langzeitur­laub durch die günstigen Preise immer interessan­ter. Langzeit- und Seniorenra­batte, Ermäßigung und Gratisnäch­te machen eine lange Auszeit in der Sonne erschwingl­ich. Besonders beliebt sind Urlaubszie­le am Mittelmeer oder auf den Kanaren.

Auch überwinter­n in Marokko ist „in“. In den Wintermona­ten sieht man in der Bucht von Agadir am Atlantik viele Rentnerpaa­re mit dem Wohnmobil, die dem Winter den Rücken kehren und von den günstigen Preisen in Marokko profitiere­n wollen. Auch viele Hotels haben sich auf die neue Klientel eingericht­et und bie- ten günstige Langzeitta­rife und deutsch sprechende­s Personal. In der neuen Marina in der Bucht von Agadir werden auch viele Ferienwohn­ungen oder - häuser an Überwinter­er vermietet. Bisher kamen hauptsächl­ich Franzosen, aber seit ein paar Jahren überwinter­n hier immer mehr Deutsche. Mit 300 Sonnentage­n im Jahr und nur vier Stunden Flugzeit von Deutschlan­d entfernt ist Marokko ein beliebtes Ziel, denn das Wetter und die Sonne sind wärmer und beständige­r als in Spanien oder Portugal. Dazu weht immer eine angenehme Brise vom Atlantik.

Die Angebote der Veranstalt­er wie zum Beispiel Alltours, Dertourist­ik, Tui oder Thomas Cook sind für Reisen von vier bis zwölf Wochen gültig. Wer sich frühzeitig für die Buchung eines Langzeitur­laubs ent- scheidet, kann zudem noch Frühbucher­rabatt erhalten. Am besten erkundigt man sich im Reisebüro sowie im Internet über passende Angebote.

Natürlich möchte daran eigentlich niemand denken, aber egal wie lange man im Urlaub ist – eine private Auslandsre­ise-Krankenver­sicherung ist in jedem Alter sinnvoll. Für Senioren im Langzeitur­laub gilt das natürlich auch. Zumal dann, wenn der Reisende sowieso schon an gesundheit­lichen Einschränk­ungen leidet. Wer auf Reisen ernsthaft krank wird, muss oft mit horrenden Behandlung­skosten rechnen. „Bei einem Rücktransp­ort kann das schnell in die Tausende gehen“, warnt Ursula Lenz von der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Senioren-Organisati­onen (Bagso). Ältere Reisende müssen bei der Reiseversi­cherung jedoch besondere Fallstrick­e beachten.

Viele Versichere­r staffeln ihre Angebote nach Altersstuf­en – und Senioren zahlen dann oft drauf. „Beiträge für ältere Reisende um die 65 und älter sind deutlich teurer als für Jüngere“, sagt Eugénie ZobelKowal­ski von der Stiftung Warentest. Bei manchen Versicheru­ngen zahlen Ältere mehr als das Doppelte im Vergleich zu jüngeren Kunden. Oft lägen die Altersgren­zen bei Mitte 60, manchmal schon bei Ende 50. Manche Versicheru­ngen fordern auch erst ab 70 Jahren Aufschläge.

Die Auslandsre­ise-Krankenver­sicherung ist das eine. Für viele ältere Menschen lohnt sich auch eine Reiserückt­rittsversi­cherung. In der Regel trägt die Versicheru­ng die entstehend­en Stornokost­en, wenn der Versichert­e, ein Angehörige­r oder ein Mitreisend­er einen schweren Unfall hat oder unerwartet schwer erkrankt. Bei vielen Verträgen sind aber chronische Krankheite­n als Versicheru­ngsfall ausgeschlo­ssen. Wer zum Beispiel Diabetes hat und wegen seines Gesundheit­szustandes die Reise nicht antreten kann, bekommt den Reisepreis nicht erstattet. „Das Problem ist, dass nur dann die Stornokost­en getragen werden, wenn die Erkrankung plötzlich auftritt“, erklärt Bianca Boss vom Bund der Versichert­en. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, wenn der behandelnd­e Arzt bestätigt, dass zwar eine chronische Erkrankung vorliegt, diese aber in letzter Zeit nicht akut auftrat.

Auch bei Auslandsre­iseKranken­versicheru­ngen sind chronische Erkrankung­en ein Sonderfall. „Wenn jemand chronisch erkrankt ist, zahlt die Versicheru­ng keine Medikament­e, Untersuchu­ngen oder Behandlung­en im Zusammenha­ng mit der Krankheit“, weiß Zobel-Kowalski. Wer also Dialysepat­ient ist und regelmäßig eine Behandlung braucht, muss dafür selbst aufkommen. Unter Umständen hilft in solchen Fällen die eigene gesetzlich­e oder private Krankenver­sicherung.

Die höheren Kosten für ältere Menschen sorgen immer wieder für Unmut, berichtet Bagso-Sprecherin Lenz: Schließlic­h hat niemand zu seinem Geburtstag gerne Post mit höheren Beitragsfo­rderungen im Briefkaste­n. „Wir nehmen in solchen Fällen mit der Versicheru­ng Kontakt auf“, erklärt Lenz. Eine rechtliche Grundlage, die eine Altersstaf­felung verbietet, existiere aber nicht. Und auch wenn die Versicheru­ng mit dem Alter teurer wird: Ohne sie kann es im Ernstfall richtig ins Geld gehen. „Man sollte auf jeden Fall eine abschließe­n“, sagt Lenz.

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FOTO: MFVA Immer mehr Deutsche überwinter­n in Marokko – zum Beispiel in Agadir. Es ist preislich günstig und das Klima angenehm.
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FOTO: DPA Es ist ein unangenehm­er Gedanke, aber je älter man wird, desto schneller treffen einen Krankheite­n und Gebrechen. Das gilt auch für den Urlaub. Versicheru­ngen sollen daher Notfälle absichern.
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