Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sorglos im Ausland überwintern
Langzeiturlaub – vor allem die Generation 55plus zieht es in der kalten Jahreszeit in den Süden. Dabei ist es wichtig, auch Versicherungen für Notfälle abzuschließen. Für Senioren gibt es oft Fallstricke zu beachten.
Herbst und Winter stehen vor der Tür und damit wieder das nass-kalte Schmuddelwetter in Deutschland. Immer mehr Menschen schlagen aber der Kälte ein Schnippchen und entfliehen über die Wintermonate in wärmere Regionen.
Gerade die Generation 55plus erweist sich beim Thema „Langzeiturlaub“als Hauptzielgruppe. So sind es vor allem ältere Reisende, die sich gerne einen längeren Aufenthalt in der Ferne gönnen und auch mehr als vier Wochen Urlaub genießen. Häufig natürlich auch aus gesundheitlichen Gründen, denn durch das milde Klima in Sonnenregionen steigt das Wohlbefinden. Gerade wer unter Krankheiten wie Rheuma leidet und feuchtkaltes Wetter nicht verträgt, tut gut daran, die Möglichkeit zu nutzen dem Winter in Deutschland zu entfliehen.
Durch die speziellen Angebote verschiedener Reiseveranstalter für Langzeiturlauber und die steigende Anzahl an Hotels, die in diesem Segment geboten werden, wird der Langzeiturlaub durch die günstigen Preise immer interessanter. Langzeit- und Seniorenrabatte, Ermäßigung und Gratisnächte machen eine lange Auszeit in der Sonne erschwinglich. Besonders beliebt sind Urlaubsziele am Mittelmeer oder auf den Kanaren.
Auch überwintern in Marokko ist „in“. In den Wintermonaten sieht man in der Bucht von Agadir am Atlantik viele Rentnerpaare mit dem Wohnmobil, die dem Winter den Rücken kehren und von den günstigen Preisen in Marokko profitieren wollen. Auch viele Hotels haben sich auf die neue Klientel eingerichtet und bie- ten günstige Langzeittarife und deutsch sprechendes Personal. In der neuen Marina in der Bucht von Agadir werden auch viele Ferienwohnungen oder - häuser an Überwinterer vermietet. Bisher kamen hauptsächlich Franzosen, aber seit ein paar Jahren überwintern hier immer mehr Deutsche. Mit 300 Sonnentagen im Jahr und nur vier Stunden Flugzeit von Deutschland entfernt ist Marokko ein beliebtes Ziel, denn das Wetter und die Sonne sind wärmer und beständiger als in Spanien oder Portugal. Dazu weht immer eine angenehme Brise vom Atlantik.
Die Angebote der Veranstalter wie zum Beispiel Alltours, Dertouristik, Tui oder Thomas Cook sind für Reisen von vier bis zwölf Wochen gültig. Wer sich frühzeitig für die Buchung eines Langzeiturlaubs ent- scheidet, kann zudem noch Frühbucherrabatt erhalten. Am besten erkundigt man sich im Reisebüro sowie im Internet über passende Angebote.
Natürlich möchte daran eigentlich niemand denken, aber egal wie lange man im Urlaub ist – eine private Auslandsreise-Krankenversicherung ist in jedem Alter sinnvoll. Für Senioren im Langzeiturlaub gilt das natürlich auch. Zumal dann, wenn der Reisende sowieso schon an gesundheitlichen Einschränkungen leidet. Wer auf Reisen ernsthaft krank wird, muss oft mit horrenden Behandlungskosten rechnen. „Bei einem Rücktransport kann das schnell in die Tausende gehen“, warnt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bagso). Ältere Reisende müssen bei der Reiseversicherung jedoch besondere Fallstricke beachten.
Viele Versicherer staffeln ihre Angebote nach Altersstufen – und Senioren zahlen dann oft drauf. „Beiträge für ältere Reisende um die 65 und älter sind deutlich teurer als für Jüngere“, sagt Eugénie ZobelKowalski von der Stiftung Warentest. Bei manchen Versicherungen zahlen Ältere mehr als das Doppelte im Vergleich zu jüngeren Kunden. Oft lägen die Altersgrenzen bei Mitte 60, manchmal schon bei Ende 50. Manche Versicherungen fordern auch erst ab 70 Jahren Aufschläge.
Die Auslandsreise-Krankenversicherung ist das eine. Für viele ältere Menschen lohnt sich auch eine Reiserücktrittsversicherung. In der Regel trägt die Versicherung die entstehenden Stornokosten, wenn der Versicherte, ein Angehöriger oder ein Mitreisender einen schweren Unfall hat oder unerwartet schwer erkrankt. Bei vielen Verträgen sind aber chronische Krankheiten als Versicherungsfall ausgeschlossen. Wer zum Beispiel Diabetes hat und wegen seines Gesundheitszustandes die Reise nicht antreten kann, bekommt den Reisepreis nicht erstattet. „Das Problem ist, dass nur dann die Stornokosten getragen werden, wenn die Erkrankung plötzlich auftritt“, erklärt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, wenn der behandelnde Arzt bestätigt, dass zwar eine chronische Erkrankung vorliegt, diese aber in letzter Zeit nicht akut auftrat.
Auch bei AuslandsreiseKrankenversicherungen sind chronische Erkrankungen ein Sonderfall. „Wenn jemand chronisch erkrankt ist, zahlt die Versicherung keine Medikamente, Untersuchungen oder Behandlungen im Zusammenhang mit der Krankheit“, weiß Zobel-Kowalski. Wer also Dialysepatient ist und regelmäßig eine Behandlung braucht, muss dafür selbst aufkommen. Unter Umständen hilft in solchen Fällen die eigene gesetzliche oder private Krankenversicherung.
Die höheren Kosten für ältere Menschen sorgen immer wieder für Unmut, berichtet Bagso-Sprecherin Lenz: Schließlich hat niemand zu seinem Geburtstag gerne Post mit höheren Beitragsforderungen im Briefkasten. „Wir nehmen in solchen Fällen mit der Versicherung Kontakt auf“, erklärt Lenz. Eine rechtliche Grundlage, die eine Altersstaffelung verbietet, existiere aber nicht. Und auch wenn die Versicherung mit dem Alter teurer wird: Ohne sie kann es im Ernstfall richtig ins Geld gehen. „Man sollte auf jeden Fall eine abschließen“, sagt Lenz.