Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Datensicherheit ist wichtiger als Zinsen
IT-Sicherheit und Datenschutz werden immer wichtiger – sowohl für Unternehmen als auch fürs Privatleben. Eine HSBC-Studie belegt: Cybersecurity hat mehr Gewicht als Zinsen oder Soziale Medien.
Die Sicherheit von Daten wird immer wichtiger. Dabei ist es kein Unterschied, ob es um die Sicherheit der persönlichen Daten im Privatleben oder um die geschäftlichen Daten eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter geht. Im internationalen Vergleich sind die Deutschen dabei schon relativ aufmerksam, wie die aktuelle Studie „Trust in Technology“der HSBC belegt. Sie hat das weltweite Vertrauen von Konsumenten in verschiedene Technologien untersucht.
Für diese Studie wurden mehr als 12.000 Personen in elf Nationen befragt, darunter 1000 in Deutschland. Eine recht überraschende Erkenntnis: Deutsche würden ihre Bank eher wegen eines Sicherheitsrisikos als wegen höherer Zinsen wechseln. Eine große Sicherheitslücke wäre für rund die Hälfte der Deutschen ein Grund, ihrer Bank den Rücken zu kehren. Die Hausbank wegen zu geringer Zinsen würde hingegen nur jeder Fünfte wechseln.
Technologische Sicherheitslücken beunruhigen die Deutschen enorm. 46 Prozent der im Rahmen der HSBC-Studie Befragten schätzen den potenziellen Verlust persönlicher Daten als extrem oder sehr besorgniserregend ein. Fast ebenso viele fürchten sich besonders vor dem Hacken des Bankkontos oder vor dem Betrug über gefälschte E-Mails (Scamming). Bei 38 Prozent sorgt das Klonen der Bankoder Kreditkarte für Unruhe. Zum Vergleich: Über einen möglichen Hauseinbruch äußern sich 35 Prozent als extrem oder sehr besorgt.
„Bankkunden hören oder lesen heute fast täglich von Hackerangriffen“, sagt Carola von Schmettow, Vorstandssprecherin von HSBC Deutschland. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Cyberattacken in Zukunft deutlich steigen wird. Dagegen müssen Banken gerüstet sein. Nur wer höchste Sicherheit bietet, wird seine Kunden langfristig halten.“
Eines der ersten Unternehmen, die sich dazu bekannten, selbst Opfer von Cyber-Betrügern geworden zu sein, war das Lukaskrankenhaus aus Neuss. Ein Mitarbeiter hatte eine infizierte E-Mail geöffnet, woraufhin die Daten des Krankenhauses verschlüsselt wurden und Erpresser Lösegeld zur Freigabe der Daten forderten. Das Unternehmen holte sich unter anderem Hilfe beim Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik. Trotzdem gelang es ihm erst nach Tagen, die Erpresser-Software aus seinen IT-Systemen zu entfernen. Auch Unternehmen wie die Deutsche Bahn zählen zu den prominenten Opfern. Deren Rechner waren im Mai dieses Jahres von der Erpresser-Software WannaCry befallen worden, sodass die Anzeigetafeln auf den Bahnhöfen sowie Bahnsteigkameras ausgefallen waren.
Solche Sicherheitsvorfälle durch Erpressungstrojaner haben im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen, zeigt die aktuelle Studie IT-Sicherheit 2017 von Eco, dem Verband der Internetwirtschaft. Etwa jeder Dritte (31 Prozent) der 590 befragten Security-Experten hatte in letzter Zeit mindestens einen Ransomware-Sicherheitsvorfall im Unternehmen. Um die verlorenen Daten zurückzuholen, spielten 78 Prozent der Betroffenen ein Backup zurück. Der Schaden ließ sich so in den meisten Fällen auf einen temporären ITAusfall und den Datenverlust seit dem letzten Backup begrenzen. Zehn Prozent der Betroffenen ist es sogar gelungen, die eigenen Daten wieder zu entschlüsseln. Drei Prozent hatten das geforderte Lösegeld gezahlt, sieben Prozent hatten gar nicht reagiert und den Datenverlust hingenommen.
Wie die HSBC-Studie herausfand, ist die meistgenutzte Sicherheitsvorkehrung eine völlig simple Vorkehrung: Das Löschen von E-Mails mit unbekanntem Absender. Immerhin 86 Prozent der Deutschen setzen diese einfache Möglichkeit um.
Insgesamt halten sich die Deutschen – egal ob privat oder geschäftlich – mit der Preisgabe ihrer Daten in sozialen Medien zurück. Während international fast ein Viertel aller Befragten eine Verknüpfung von Facebook oder Snapchat mit Bankgeschäften wünscht und Zahlungen per Facebook-Messenger in einigen Ländern bereits Normalität sind, halten dies nur neun Prozent der Deutschen für sinnvoll. 74 Prozent sind nicht bereit, Name, Anschrift oder ihre Kredithistorie in den sozialen Medien zu teilen, um dafür ein besseres Serviceangebot einer Bank zu erhalten.
Egal ob Hidden Champion, regionaler Mittelständler, Industriekonzern oder Start-up – einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Bundesdruckerei zufolge fühlt sich auch 2017 noch immer nur jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) gut gerüstet für die digitale Transformation. 74 Prozent der Unternehmen sehen allerdings ITSicherheit als Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung.