Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Handwerk meldet deutliches Azubi-Plus

Mehr junge Menschen entscheide­n sich für eine Lehre, dazu brummt die Konjunktur. Betriebe starten „Danke“-Aktion.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Manche Dinge werden am Küchentisc­h entschiede­n und mit zur Arbeit genommen. So war es auch bei den Sonnenblum­enkernbröt­chen der Bäckerei Puppe. Inhaber Thomas Puppe erzählt gerne die Anekdote, dass zu Hause beim Essen immer fair geteilt wird. „Damit niemand leer ausgeht, wird das Brötchen bei uns im Betrieb daher von beiden Seiten mit Sonnenblum­enkernen versehen“, sagt er. Problem gelöst. Auch die Wahl der Ausbildung wird oft am Küchentisc­h besprochen. Und da zieht die Kreishandw­erkerschaf­t eine positive Bilanz: Bisher haben im Rhein-Kreis Neuss mehr junge Menschen neu einen Lehrvertra­g abgeschlos­sen als in den vergangene­n drei Jahren. Hinzu kommt die gute Konjunktur, von der viele Branchen profitiere­n.

Um kurz vor dem Tag des Handwerks am 16. September eine Zwischenbi­lanz zu ziehen, hatte die Kreishandw­erkerschaf­t gestern in die Räume der Bäckerei Puppe geladen. Wilhelm Prechters, stellvertr­etender Kreishandw­erksmeiste­r, und Paul Neukirchen, Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t, stellten dabei Zahlen vor. „Bislang haben 471 junge Menschen – Stichtag: 31. August – in den Handwerksb­etrieben im Rhein-Kreis Neuss neu einen Ausbildung­svertrag unterschri­eben“, betont Prechters. Das ist deutlich mehr als in den Vorjahren. 2016 wurden 384 neue Ausbildung­sverträge geschlosse­n, 2015 waren es 460. Neukirchen weist darauf hin, dass in den Zahlen für 2017 noch die Nachzügler fehlen. Man sei guter Dinge, im Vergleich zu 2015 ein Plus von zehn Prozent bei den Auszubilde­nden zu verzeichne­n. Steigende Zahlen bei den Auszubilde­nden sind ein gutes Signal, um langfristi­g dem Fachkräfte­mangel vorzubeuge­n. Im Handwerk ist es schließlic­h ein bisschen wie bei einem Fußball-Bundesligi­sten: Der Nachwuchs von heute soll die Leistungst­räger von morgen stellen.

Aber nicht nur mit Blick auf wachsendes Interesse an einer Lehre herrscht laut Kreishandw­erker- schaft eine optimistis­che Stimmung in der Branche. Dafür sorgt die gute Konjunktur. Laut Neukirchen und Prechters deutet alles darauf hin, dass die Handwerksb­etriebe ihre Umsätze um rund drei Prozent steigern können. Der Geschäftsk­limaindex kletterte im Frühjahr auf ein Allzeithoc­h. Im Rhein-Kreis beschriebe­n mehr als 90 Prozent der befragten Handwerksb­etriebe ihre Geschäftsl­age als besser oder mindestens genauso gut wie im Vorjahr. Zum Tag des Handwerks starten zahlreiche Betriebe daher eine „Danke“-Aktion mit Gewinnspie­l. Kunden können zum Beispiel eine Reise nach Berlin gewinnen.

Besonders gut ist die Stimmung im Bau- und Ausbaugewe­rbe – auch bedingt durch die Niedrigzin­sphase, die für ein Hoch an Investitio­nen sorgt. Allerdings profitiere­n nicht alle Branchen von der guten Konjunktur. Friseure und Kosmetiker schätzen ihre Lage laut Kreishandw­erkerschaf­t verhaltene­r ein. „Haare wachsen halt nicht schneller – auch nicht, wenn die Konjunktur brummt“, sagt Neukirchen.

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F: WOI Im Handwerk herrscht gute Laune – das betonten Bäckermeis­ter Thomas Puppe (l.) sowie Wilhelm Prechters und Paul Neukirchen (r.).

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