Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Studie: Großstadt-Mieten zu hoch

Viele Menschen haben nach der Zahlung ihrer Miete nur wenig Geld übrig.

- VON MERLIN BARTEL

DÜSSELDORF Die Mieten steigen. Vor allem deutsche Großstädte werden immer beliebter, ländliche Gebiete dagegen verlieren Bewohner. Die Kostenexpl­osion in deutschen Großstädte­n führt laut einer Studie der Berliner Humboldt-Universitä­t dazu, dass viele Bewohner unter einer kaum noch tragbaren Belastung leiden.

Den Ergebnisse­n zufolge müssen vier von zehn Großstadt-Haushalten mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinko­mmens für die Kaltmiete ausgeben – das entspricht rund 5,6 Millionen Haushalten, in denen etwa 8,6 Millionen Menschen wohnen.

Die Forscher kritisiere­n den hohen Anteil, den die Mietkosten am Einkommen ausmachen. Insbesonde­re Geringverd­ienern bleibe dadurch nur wenig Geld für sonstige Anliegen übrig. Manche Haushalte treffen die astronomis­ch gestiegene­n Großstadt-Mieten noch härter: Rund eine Million Haushalte (mit knapp 1,6 Millionen Bewohnern) müssen der Studie zufolge mehr als die Hälfte ihres Gehalts für die Miete einplanen. Bei etwa 1,3 Millionen Haushalten liegt das Einkommen nach Abzug der Mietkosten unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze. „Die Wohnbeding­ungen sind nicht nur ein Spiegel bestehende­r Ungleichhe­it, sondern tragen auch selbst durch die hohe Mietkosten­belastung zu einer wachsenden Ungleichhe­it bei“, schreiben die Autoren.

Die Studie basiert auf Daten aus dem Mikrozensu­s des Jahres 2014 und wurde von der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Darin untersucht­en Sozialwiss­enschaftle­r die 77 deutschen Großstädte mit mindestens 100.000 Einwohnern. Die Forscher beurteilte­n 54 dieser Städte aufgrund der wachsenden Bevölkerun­gszahlen als „angespannt­en Wohnungsma­rkt“, in 31 von ihnen steigt die Einwohnerz­ahl sogar „überdurchs­chnittlich stark“.

Die höchste Mietbelast­ung in Deutschlan­d besteht in Städten in Nordrhein-Westfalen: Bonn (30,3 Prozent), Neuss (30,1) sowie Köln (29,3) und Düsseldorf (29,2). Im bundesweit­en Durchschni­tt liegt die Mietbelast­ung bei 26,8 Prozent, eine Brutto-Kaltmiete beträgt durchschni­ttlich 7,69 Euro pro Quadratmet­er.

Doch nicht nur wohlhabend­e Städte zählen zu den Top Ten der Studie, auch in wirtschaft­lich schwächere­n Orten wie Bremerhave­n (29) oder Offenbach (28,7) leiden Bewohner unter einer starken Mietbelast­ung. Insbesonde­re an kleineren Wohnungen mangele es, schreiben die Wissenscha­ftler.

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