Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

3M vernetzt Auto, Fahrbahn und Schilder

Das Unternehme­n stellt auf der IAA in Frankfurt seine Lösungen für autonomes Fahren und Sicherheit im Verkehr vor.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Es ist ja nicht nur das Auto. Wenn es um Mobilitäts­konzepte der Zukunft und autonomes Fahren geht, dann gilt es auch, für eine entspreche­nde Infrastruk­tur zu sorgen. Neben dem Auto rückt die Straße in den Fokus. Der Multitechn­ologiekonz­ern 3M hat Lösungen erarbeitet, Verkehrssc­hilder und Fahrbahnma­rkierungen mit maschinenl­esbaren Daten zu versehen. Die Forschungs­ergebnisse werden heute auf der Internatio­nalen Automobila­usstellung (IAA) in Frankfurt vorgestell­t. An der Entwicklun­g der neuen Technologi­e, die selbstfahr­enden Autos eine bessere Orientieru­ng ermögliche­n und dadurch die Sicherheit erhöhen soll, hat auch ein Forscher-Team aus der 3M-Zentrale in Neuss mitgearbei­tet. In den vergangene­n beiden Jahren wurde die Entwicklun­g vorangetri­eben.

Markus Lierse ist einer der 3MForscher aus Neuss, die zusammen mit einem internatio­nalem Team unter Federführu­ng von Kollegen in den USA daran mitgewirkt haben. Der Forschungs­standort in der Quirinusst­adt hat zum Beispiel seine Kompetenze­n im Bereich Retrorefle­xion und optischer Filme eingebrach­t. Die grundlegen­de Idee: Unsichtbar­e Barcodes sollen in Zukunft über Tempolimit­s und Straßen- beziehungs­weise Fahrbahnsp­errungen informiere­n und Koordinati­onsdaten übermittel­n. „Sie sind maschinenl­esbar, aber für das menschlich­e Auge unsichtbar“, erklärt Lierse. Die Technologi­e ergänzt bereits vorhandene Kamera- und GPSbasiert­e Systeme und soll autonomes Fahren auf vernetzten Straßen sicherer machen.

Fachleute sprechen von der „Car-to-Infrastruc­tureKommun­ikation“. Sie soll zum Beispiel greifen, wenn wegen einer Baustelle eine Fahrspur gesperrt ist. Auch wenn es nur eine kurzfristi­ge Sperrung ist, braucht ein autonom fahrendes Auto entspreche­nde Informatio­nen. Zudem kann die Technik an den Computer, der das Fahrzeug steuert, vorausscha­uend Daten übermittel­n – zum Beispiel über eine Fahrbahnve­rengung, die erst in zwei, drei Kilometern auftritt, aber eingeplant werden muss.

Bei der Arbeit haben die 3M-Forscher auch viele Kniffe beachten müssen. Sie standen dabei in ständigem Austausch mit ihren Kollegen in anderen Ländern, zum Beispiel über sogenannte Conference Calls. „Im Grunde gab es zwei Aufgabenst­ellungen: die Lösung für Verkehrssc­hilder einerseits, die für Fahr- bahnmarkie­rungen anderersei­ts“, erklärt Lierse. Vor allem müssen die Lösungen dabei sicher sein. Die Systeme setzen daher auf Redundanz, also die Wiederholu­ng von Informatio­nen, um sie zu verifizier­en. Hinzu kommen witterungs­bedingte Herausford­erungen. Die Lösungen von 3M sollen schließlic­h auch bei Regen, Nebel und Schnee funktionie­ren. Und sie selbst sollen keinen Strom, keine Elektronik und kein GPS benötigen. Getestet werden die Materialie­n bereits. Unter anderem hat 3M eine Teststreck­e in Michigan ( USA) eingericht­et. Als Kooperatio­nspartner sind Ford und General Motors dabei. Mit dem Verkehrsmi­nisterium des USBundesst­aates und Partnern aus der Industrie sollen dort Baustellen sicherer gemacht werden – zum Beispiel, indem selbstfahr­ende Autos ihr Tempo frühzeitig reduzieren, um die Baustelle vorsichtig zu passieren. Auch in Deutschlan­d wird 3M Materialie­n für Teststreck­en zur Verfügung stellen. Es laufen bereits Gespräche mit Unternehme­n aus der Automobil- und Telekommun­ikationsbr­anche. „Es ist allerdings noch zu früh, um konkret über Standorte der Teststreck­en zu sprechen“, erklärt 3M-Sprecherin Anja Ströhlein. Heute steht zunächst die Präsentati­on auf der IAA an.

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FOTO: GETTY/EMSFORSTER-PRODUCTION­S /3M Die Straße wird vernetzt.

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