Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aus dem Landtag zurück zur Feuerwehr

Der ehemalige Landtagsab­geordnete Lukas Lamla (Piraten) wird wieder Feuerwehrm­ann. Piraten in Neuss pausieren.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Die Internetse­ite der Neusser Piraten ermöglicht eine unverhofft­e Zeitreise. Zum Piraten-Brunch im Juni 2016 wird dort eingeladen, gefolgt von ebenfalls längst veralteten Neuigkeite­n aus dem NRW-Landtag. Damals, als die Piraten dort noch Mitglied waren. Alles Geschichte, aus und vorbei – ebenso wie das Wahlkreisb­üro an der Erftstraße, das die Partei leergeräum­t hat. „Seit 2012 waren wir im Dauersprin­t“, sagt Lukas Lamla (34). Damals waren die Piraten mit beinahe sensatione­llen 7,8 Prozent der Stimmen in den Landtag eingezogen. Jetzt, fast ein halbes Jahr nach der verlorenen NRW-Landtagswa­hl im Mai 2017, ist die Partei in Neuss im Ruhemodus. Einen Direktkand­idaten bei der Bundestags­wahl gibt es im Wahlkreis 108 (Stadt Neuss) nicht – und plakatiert wird auch nicht. Als „Pause, um neue Kräfte zu tanken“beschreibt Lamla das. Dabei war die Quirinusst­adt sozusagen eine Hochburg der verhältnis­mäßig kleinen und jungen Partei: Mit Lukas Lamla (34) und Joachim Paul (60) gehörten gleich zwei Neusser der Landtagsfr­aktion an.

Nach Joachim Paul, der nach seiner Zeit im Landtag wieder als wis- senschaftl­icher Referent beim Zentrum für Medien und Bildung des Landschaft­sverbands Rheinland (LVR) tätig ist, hat sich nun auch Lukas Lamla dafür entschiede­n, in seinen Beruf zurückzuke­hren. „Ab 1. Oktober werde ich wieder bei der Feuerwehr Dormagen arbeiten“, sagt der 34-Jährige. Dann beginnt auch für ihn das Leben nach dem Abenteuer Landtag. „Es war ja nie mein Plan, Berufspoli­tiker zu werden oder in den Landtag zu kommen“, sagt Lamla. „Es war für mich vielmehr eine glückliche Fügung.“

Er wird viel mitnehmen aus den vergangene­n fünf Jahren. Vielleicht ist gerade das enorm spannend: Als Parlaments­neuling konnte er ab 2012 seine Erfahrunge­n aus seiner Zeit bei der Feuerwehr in politische Diskussion­en einbringen – insbesonde­re dann, wenn es um ganz alltäglich­e Dinge ging. „Da wurde ich im Landtag dann auch schon mal als Feuerwehr-Beauftragt­er bezeichnet – und zwar nicht nur innerhalb meiner Partei.“Jetzt trägt Lamla die Parlaments­erfahrung ins Leben danach. Er kann erklären, wie Politik funktionie­rt.

Die Zeit nach der Wahl hat Lamla genutzt, um alles für den Wiedereins­tieg in den Beruf vorzuberei­ten. Und er hat den entzerrten Termin- kalender genossen. „Das Neusser Schützenfe­st nicht in offizielle­r Funktion, sondern einfach mit meinem Grenadierz­ug Nüss Globetrott­ers zu feiern, hat enormen Spaß gemacht“, sagt er. Und er hat sich etwas Urlaub gegönnt. Mit einem Schuss Selbstiron­ie sagt er: „Extravagan­t wie ich bin, ging es nach Holland ans Meer.“Auf Texel hat sich Lamla erholt, dazu ist er noch etwas mit dem VW-Bus rumgereist. Jetzt freut sich der Brandmeist­er wieder auf den Berufsallt­ag mit seinen Kollegen von der Feuerwehr.

Ein politische­r Mensch aber wird er bleiben. Die Pause der Piraten in Neuss soll schließlic­h kein Schlussstr­ich sein. Nach der Bundestags­wahl möchte Lamla wieder Stammtisch­e aus der Taufe heben. Im Grunde stehe die Partei wieder da, wo sie bereits vor der Landtagswa­hl 2012 gestanden hat. An einem Neustart möchte Lamla mitarbeite­n – und dabei vorangehen.

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ARCHIV-FOTO: PIRATEN Lukals Lamla kehrt zur Feuerwehr zurück.

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