Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Stadt mistet ihren Keller aus

Bei einer Fundsachen-Auktion im Internet kommen genau 66 Fahrräder, Handys und Schmuckstü­cke online unter den Hammer.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Die Stadt versteiger­t ab heute ihre Fundsachen – und zwar online. „Zuvor wurde die Versteiger­ung in der Galerie immer weniger angenommen“, erklärt Ursula Isenburg, Sachbearbe­iterin im Fundbüro, die einmal pro Jahr stattfinde­nde Aktion. „Viele Interessen­ten wollten auch nur gucken und nicht mitbieten. Sie hofften stattdesse­n auf Fahrräder für einen Euro“, erzählt sie. Außerdem hätten die herrenlose­n Räder aus dem Fahrradkel­ler des Rathauses mühsam hoch und runter geschleppt werden. Denn in diesem extra gesicherte­n Keller warten sie auf ihre alten Besitzer oder später neuen Besitzer. Gefundene Räder bilden die größte Gruppe der Fundsachen. „Die Personalko­sten waren dann natürlich viel höher, denn wir benötigten ja mehr Leute“, erklärt Isenburg.

Mit Beginn der Online-Versteiger­ung gehört das der Vergangenh­eit an, so dass heute nur noch Ursula Isenburg und ein Kollege zur Datenerfas­sung vor Ort sind. Die Versteiger­ung wird von dem GMS Bentheimer Softwareha­us organisier­t, das auch die Fotos macht und diese ins Internet stellt. „Die Firma kümmert sich auch um eventuell auftretend­e Probleme“, so Ursula Isenburg. Der Weg der Fundsachen ist vorgezeich­net: Grundsätzl­ich werden sie ein halbes Jahr lang aufbewahrt. Meldet sich niemand, tritt das Eigentumsf­indungsrec­ht in Kraft. Sachen, die auch vier Wochen nach Benachrich­tigung vom Eigentümer nicht abgeholt worden sind oder die nicht zugeordnet werden können, kommen in den Topf zur Online-Versteiger­ung.

Aktuell sind 66 Fundstücke seit Beginn der Vorschau am 17. August zu sehen. Neben den Fahrrädern gehören moderne Kommunikat­ionsmittel wie Bildschirm­e und Handys dazu. Doch es gibt auch Wertsachen wie echte Goldringe, die sicherlich viele Geschichte­n erzählen können – sie werden in einem Tresor aufbewahrt. Modeschmuc­k und Armbanduhr­en lassen sich ebenso entdecken wie drei Cityroller, die offenbar niemand mehr brauchte. Solche Dinge warten in einem kleinen „Kabuff“aufs Tageslicht. Das Schöne an der Online-Versteiger­ung: Der Preis sinkt kontinuier­lich - wer allerdings zu lange wartet, riskiert, dass ihm jemand das Objekt vor der Nase wegschnapp­t. Die ersteigert­en Dinge müssen dann bei Ursula Isenburg persönlich abgeholt und bezahlt werden. „Die Käufer kommen zum Teil von weit her – manche für ein Fahrrad aus Berlin“, erzählt die Sachbearbe­iterin. Da in der Online-Auktion tatsächlic­h alles einen neuen Besitzer findet, müsse nichts mehr wie früher vernichtet werden, das sei ein weiterer Pluspunkt. Das eingenomme­ne Geld geht anteilig an die ausführend­e Firma und an den städtische­n Haushalt. Für Ursula Isenburg ist es keine Frage, dass das Verfahren der Online-Versteiger­ung das beste ist: „Es läuft einfach super“fasst sie zusammen und hofft wieder auf rege Beteiligun­g durch viele Schnäppche­njäger.

„Manche Käufer kommen für ein Fahrrad aus Berlin“

Ursula Isenburg

Sachbearbe­iterin

 ?? NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Fundbüro-Sachbearbe­iterin Ursula Isenburg im Fahrradkel­ler des Rathauses.
NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Fundbüro-Sachbearbe­iterin Ursula Isenburg im Fahrradkel­ler des Rathauses.

Newspapers in German

Newspapers from Germany