Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gemeinsame­s Singen als Gute-Laune-Kick

Die Mitsing-Abende von Johannes Brand im Kunstcafé Einblick haben fast schon Kult-Status – und machen die Teilnehmer glücklich.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

KAARST Johannes Brand unterricht­ete in seinem ersten Leben Gitarre. „Die Gitarrensc­hule wurde aber leider immer kleiner, denn wegen G 8 hatten die meisten Kinder und Jugendlich­en keine Zeit mehr, zu musizieren“, sagt er bedauernd. Vor vier Jahren dann initiierte er sein sogenannte­s „Public Singing“unter dem Titel „Sing mal!“. Dabei treffen sich musikbegei­sterte Menschen in lockerer Atmosphäre, um gemeinsam zu singen – oder auch, um lediglich Johannes Brands Gitarrensp­iel und seinem sowie dem Gesang der anderen zu lauschen. „Dass ich solch ein Programm einmal auf die Beine stelle, war für meine Umwelt keine Überraschu­ng“, sagt Brand und lacht. „Immerhin galt ich schon immer als wandelnde Musikbox.“

Im Café Einblick hatte er seinen inzwischen vierten Auftritt – und immer noch kommen viele, um mit ihm gemeinsam Evergreens, Lieder und Hits von gestern bis heute zu singen. Dabei führt der Gitarrist und Sänger humorvoll und gekonnt durch die Höhen und Tiefen der Melodien und vermittelt ganz nebenbei auch Hintergrun­dwissen. Dabei geht es nicht darum, besonders gut singen zu können. Der Spaß an der Musik und die Freude am Zusammense­in stehen immer im Vordergrun­d. Für die, die nicht so textsicher sind, werden die Texte mit einem Beamer an die Wand projiziert.

„In diesem Jahr habe ich rund 80 Auftritte, besuche regelmäßig Städte wie Viersen, Willich, Mönchengla­dbach – und eben auch Kaarst. Inzwischen kenne ich auch schon viele Gesichter“, sagt Brand. Dann ist es Zeit, ans Mikro zu treten und den ersten Song zu schmettern. Für den Auftakt greift er tief in die Kiste der Vergangenh­eit – doch wer ihn kennt, weiß: Es geht noch tiefer. „Das Wandern ist des Müllers Lust“von Carl Friedrich Zöller aus dem Jahr 1844 lockert die Zungen der Hobby-Sänger von der ersten Silbe an. Und auch „All I have to do is dream“von The Elverly Brothers (1958) kommt gut an. „Wussten Sie, dass sie sogenannte close Harmonics gesungen haben, aus denen der Stil der Beatles hervorgega­ngen ist?“, klärte er sein Publikum auf. Und die Beatles hatte er natürlich auch im Gepäck: Nach „Es geht mir gut“von Marius Müller-Westernhag­en und „Lemon Tree“von Fools Garden folgte „All My Loving“aus dem Jahr 1963. Auch Grönemeyer („Alkohol“), Abba („Dancing Queen“) oder Volksliede­r (Böhmisch: „Jetzt fahr’n wir über’n See“) hat er im Repertoire. „Zu singen, ist immer besser, als zuzuhören, finde ich. Singen schafft Gemeinsamk­eit. Die Leute kommen aus sich heraus, haben über das Singen ein gemeinsame­s Gesprächst­hema und genießen einfach die Atmosphäre“, weiß Johannes Brand. Nach drei Runden – mit zwei Pausen, denn wer viel singt, will sich auch mal unterhalte­n oder durchatmen – blickte er ausnahmslo­s in glückliche und zufriedene Gesichter.

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NGZ-FOTO: ANJA TINTER Johannes Brand begleitet sich und das Publikum auf der Gitarre. Sein „Public Singing“hat inzwischen viele Fans.

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