Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Blut und Spiele
DÜSSELDORF Christian Gentner liegt in der 85. Minute regungslos auf dem vom Regen durchweichten Rasen. Das Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem VfL Wolfsburg geht in diesen Sekunden weiter. Sekunden, in denen Gentner mit schwersten Gesichtsverletzungen auf dem Boden liegt. Doch die wenigsten haben zu diesem Zeitpunkt erfasst, wie schwer sich der Mittelfeldspieler bei einem Zusammenstoß mit dem Wolfsburger Torwart Koen Casteels verletzt hat. Raymond Best, Mannschaftsarzt der Schwaben, eilt auf das Feld und holt dem ohnmächtigen Spieler die Zunge aus dem Hals und verhindert Schlimmeres. Die Diagnose später ist dennoch niederschmetternd: Gentner erleidet Brüche des Augenhöhlenbodens, des Nasenbeins und des Oberkiefers.
Casteels wird für die Aktion nicht verwarnt. Der Schiedsrichter wertet die Szene in Realgeschwindigkeit als Unfall. Er hat wahrgenommen, dass Casteels den Ball weggefaustet hat. Er hat offenbar nicht gesehen, dass der Schlussmann seinen Gegenspieler mit dem Knie im Gesicht getroffen hat. Hätte er es registriert, hätte es zwingend mindest Gelb-Rot gegen Casteels (war schon verwarnt) und Elfmeter für Stuttgart geben müssen. Doch Guido Winkmann aus Kerken lässt weiterlaufen – und er wird auch deshalb nicht stutzig, weil alle Spieler auf dem Platz ohne Protest weiterspielen.
Es kommt bedauerlicherweise zu solchen Zusammenstößen. Winkmann hat dennoch den Videoassistenten in Köln angefunkt. Dort saß Denis Aytekin vor den Bildschirmen. Aytekin ist selbst ein sehr erfahrener Schiedsrichter, der für den