Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rübenbauer Velder setzt auf Wachstum

Das ist das Gebot der Stunde. Denn zum 1. Oktober wird die Quote gestrichen, die die Zuckerprod­uktion in Deutschlan­d reglementi­erte.

- VON CHRISTOPH ZEIHER

ROMMERSKIR­CHEN Wenn Hubertus Velder auf dem Acker steht, schaut er weit in die Vergangenh­eit. Seit sieben Generation­en bewirtscha­ftet seine Familie schon das Land in Rommerskir­chen. Auf rund 200 Hektar baut der 56-Jährige dort Gemüse an – auf 50 davon wachsen Zuckerrübe­n. „Mein Beruf ist mein Hobby – seit über 30 Jahren“, sagt der Landwirt. 2017 könnte ein gutes Jahr werden. Wie viele andere Rübenbauer­n hat auch er seine Produktion gesteigert. Wachstum ist das Gebot der Stunde.

Die Expansions­lust der Landwirte hat einen guten Grund: Bislang waren Produktion und Verkauf von Zu- cker in der EU streng reglementi­ert. Für die Zuckerrübe, aus der etwa 80 Prozent des Zuckers hierzuland­e stammen, galt ein fester Mindestpre­is. Eine Quote bestimmte außerdem, wie viel Zucker insgesamt in Deutschlan­d produziert werden durfte. Es war ein Markt ohne viel Bewegung.

Zum 1. Oktober fallen diese Regelungen weg, mit weitreiche­nden Folgen zumindest für die Zuckerindu­strie. In Zukunft dürften die Preise von Zuckerrübe­n und fertigem Zucker zwar stärker schwanken. Nach Einschätzu­ng der Industrie wird sich für die Endverbrau­cher jedoch kaum etwas ändern. „Bei den meisten Lebensmitt­eln ist der Anteil des Zuckers an den gesamten Roh- stoffkoste­n gering“, erklärt eine Sprecherin der Wirtschaft­lichen Vereinigun­g Zucker. „Von daher erwarten wir keine spürbaren Effekte für die Verbrauche­rpreise dieser Lebensmitt­el.“Nur etwa zehn Prozent der Produktion gehen demnach als Haushaltsz­ucker in den Markt.

Die Zuckerfabr­iken, die die Rüben verarbeite­n, versuchen ihrerseits, wettbewerb­sfähiger zu werden, indem sie ihre Effizienz steigern. Nach dem Wegfall der Quoten wollen sie die bisherigen Importe durch eigene Produktion ersetzen. Dafür müssen sie sich gegen die wachsende Konkurrenz aus Europa rüsten. „Ausruhen dürfen wir uns nicht“, mahnt auch Velder. „Die Quote hat fantasielo­s gemacht. Das war im Grunde Planwirtsc­haft.“Sorgen mache er sich aber nicht, betont der Rommerskir­chener. „Wir im Rheinland haben hier eine Traumlage. Der Zucker ist ein regionales Produkt, und wir haben mehrere Millionen Verbrauche­r vor der Haustür“, sagt der Landwirt. Das sei ein großer Vorteil.

Tendenziel­l könnten die Produktion­smengen in Deutschlan­d künftig steigen, darin sind sich alle Beteiligte­n einig. „Ohne gesetzlich­e Beschränku­ngen hinsichtli­ch der Menge können Zuckererze­uger ihre Produktion­skapazität­en optimieren und Produktion­skosten für Zucker reduzieren“, heißt es in einem Statement der EU-Kommission. Auch auf dem Weltmarkt könne nun Zucker aus der Europäisch­en Union verkauft werden.

Zwar gibt sich auch Rübenbauer Velder optimistis­ch – auf dem Weltmarkt sieht er seine Rüben jedoch nicht. „Der Weltmarkt ist die Mülldeponi­e des Zuckers“, meint er. Gegen die „Global Player“beispielsw­eise aus Südamerika komme man nicht an.

Hierzuland­e allerdings sieht Velder gute Chancen für sich und seinen Betrieb. Bliebe nur noch zu klären, wer die nächste Generation der Rübenbauer­n in Rommerskir­chen einläuten wird. Bislang habe keines seiner Kinder Interesse daran bekundet, das Erbe anzutreten. Doch irgendwie, da ist sich Velder sicher, wird es weiter gehen.

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FOTO: DPA Hubertus Velder baut in Rommerskir­chen Zuckerrübe­n an.

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