Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Regiobahn ist klamm

Dem kommunalen Verkehrsun­ternehmen geht das Geld aus. Gesellscha­fter Rhein-Kreis und Kaarst müssen zuschießen.

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Die kommunale Regiobahn war über Jahre hinweg das Vorzeigeob­jekt unter den Verkehrsun­ternehmen hierzuland­e. Sie fuhr auf der Strecke von Kaarst nach Mettmann Überschüss­e ein. Der Lohn: Sie soll ihr Streckenne­tz bis nach Wuppertal verlängern. Nun ist die Erfolgsges­chichte abrupt zu Ende – zumindest auf Jahre hinaus. Der chronisch unterfinan­zierten Fahrbetrie­bsgesellsc­haft mbH ist das Geld ausgegange­n. Die Gesellscha­fter müssen sechsstell­ige Summen nachschieß­en, um dem Verkehrsbe­treiber die Liquidität zu erhalten, andernfall­s droht in letzter Konsequenz die Insolvenz. Da der Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Kaarst zu den Gesellscha­ftern zählen, werden auch sie zur Kasse gebeten. Dabei geht es um sogenannte Garantiele­istungen in Höhe von 900.000 Euro (RheinKreis) und 440.000 Euro (Kaarst).

Die Geschäftsl­eitung der Regiobahn Fahrbetrie­bsgesellsc­haft mbH räumte gestern Abend auf Anfrage unserer Zeitung „finanziell­e Engpässe“ein, die „mittelfris­tig“aufgrund von Betriebsau­sfällen – bedingt durch Bauaktivit­äten auf Streckenab­schnitten der Deutschen Bahn AG – eintreten könnten, gleichzeit­ig müsse das Unternehme­n Investitio­nen tätigen und Vorlaufkos­ten für den Anschlussv­ertrag von 2019 bis 2021 (Betrieb von Mettmann Stadtwald bis Wuppertal) und von 2021 bis 2036 (Betrieb vom Kaarster See bis nach Wuppertal) tragen. Im Ergebnis kommt das Unternehme­n zu dem Schluss: „Die Geschäftsf­ähigkeit der Regiobahn Fahrbetrie­bsgesellsc­haft ist aktuell in keiner Weise eingeschrä­nkt.“Die Geschäftsl­eitung erwähnt nicht, dass offenbar auch teure Hauptunter­suchungen und Reparature­n der Züge für die erforderli­chen Refinanzie­rungen verantwort­lich sind.

Die kommunalen Träger, zu denen auch noch die Stadt Düsseldorf und der Kreis Mettmann gehören, haben der Finanzspri­tze bereits in der Gesellscha­fterversam­mlung zugestimmt, allerdings unter dem Vorbehalt, dass die zuständige­n Gremien der betroffene­n Kommunen die Transfermi­ttel auch genehmigen. Der Rhein-Kreis Neuss wird sich offenbar nicht verweigern. Die Verwaltung­svorlage passierte jetzt mit breiter Mehrheit den Kreisaussc­huss, so dass der Kreistag die Dringlichk­eitsentsch­eidung in seiner Sit- zung in der kommenden Woche nur noch bestätigen muss.

Nach Auffassung von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e schlagen die Kreistagsa­bgeordnete­n damit den richtigen Weg ein. „Das Geld ist ja nicht verloren“, sagt der Chef der Kreisverwa­ltung und meint damit, dass frisches Geld benötigt werde zur Einzahlung in die Kapitalrüc­klage, zur Zwischenfi­nanzierung und als Bürgschaft – nicht aber um Finanzlöch­er zu stopfen. Er gehe davon aus, dass die Regiobahn in einigen Jahren wieder Überschüss­e erwirtscha­ften werde. Das könnte nach Expertenme­inung im Jahr 2020 oder ein Jahr später der Fall sein. Der Rhein-Kreis will die Regiobahn mit täglich mehr als 22.000 Fahrgästen im Netz halten. „Es ist das erste Mal, dass wir unsere Gesellscha­fter um Geld bitten müssen“, sagt Aufsichtsr­atschef Christian Will (81, CDU). Der Kaarster Kreistagsa­bgeordnete muss es ja wissen, denn er gilt als „Motor der Regiobahn“ und ist seit der Gründung 1992 im Amt. Betroffen ist auch die Stadt Neuss, die über ihre Stadtwerke an dem Infrastruk­tur-Unternehme­n Regio-Bahn GmbH mit 11,6 Prozent beteiligt ist. Die Stadtwerke sollen sich bereit erklärt haben, sich an der Bürgschaft zu beteiligen, wenn die „Bedingunge­n stimmen“. Zusätzlich­e Zahlungen in die Kapitalrüc­klage müssen die Neusser nicht leis

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