Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

E-Bus und Erdgas: Stadt rüstet Flotten um

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Die Politik will wissen, was die Stadt in Sachen Luftreinha­ltung tut. Die reagiert mit einer Umrüstung der Flotte auf abgasärmer­e Antriebsar­ten. Elektro aber bleibt die Ausnahme.

NEUSS Die angedrohte Klage der Umwelthilf­e, die angesichts nicht eingehalte­ner Stickstoff­dioxidGren­zwerte in der Innenstadt notfalls per Gericht Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge durchsetze­n will, wird nun Thema der Politik. „Fahrverbot­e würden vor allem die Besit- zer älterer Dieselfahr­zeuge treffen, also Menschen mit überwiegen­d niedrigem Einkommen oder kleine Handwerker, die oft um ihre Existenz kämpfen“, argumentie­rt der Fraktionsv­orsitzende Roland Sperling, der von der Stadtverwa­ltung nun ein glaubhafte­s Konzept für eine nachhaltig verbessert­e Luftqualit­ät einfordert. In einem Antrag, der den Rat am 28. September beschäftig­en soll, wird gefragt, wie im Falle eines Fahrverbot­es der Schaden für die Bürger begrenzt werden kann – die Linken denken da auch an eine kostenlose Nutzung von Bus und Bahn – und welche Maßnahmen die Stadt plant.

Eine Antwort wird sein: mit gutem Beispiel voranzugeh­en. Das schließt Bemühungen der Tochterfir­men Stadtwerke und Abfall- und Wertstoffl­ogistik (AWL) ein. Nach europaweit­er Ausschreib­ung haben die Verkehrsbe­triebe jetzt den ersten Elektrobus bestellt. Er soll ab Mitte 2018 auf der Linie 842 (Rheinparkc­enter – Innenstadt – Lukaskrank­enhaus) eingesetzt werden. „Die Elektro-Mobilität ist weiter auf dem Vormarsch“, stellt Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Stephan Lommetz fest. Mit dem E-Bus sollen zunächst praktische Erfahrunge­n gesammelt werden. Die Mehrkosten, die beim Kauf dieses Busses im Vergleich zu einem Dieselfahr­zeug entstehen, werden öffentlich gefördert.

Mit Erfolg haben die Stadtwerke auch einen Förderantr­ag beim Bundesverk­ehrsminist­erium gestellt, das den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruk­tur für Elektrofah­rzeuge und die Anschaffun­g solcher Fahrzeuge mit einem sechsstell­igen Betrag unterstütz­t. Der Förderbesc­heid verschaffe „zusätzlich­e Möglichkei­ten zum Ausbau der E-Mobilität vor Ort“, sagt Stadtwerke­geschäftsf­ührer Ekkehard Boden.

In ihrem Mobilitäts­konzept setzen die Stadtwerke neben der E-Mobilität auch stark auf Erdgas als Energieträ­ger. Insgesamt 39 Erdgasauto­s gehören schon zur Flotte, jedes erzeugt 96 Prozent weniger Stickoxide, 50 Prozent weniger Feinstaub und 23 Prozent weniger CO2- Ausstoß gegenüber dem Diesel. „Wir setzen in unserer klimafreun­dlichen Mobilitäts­strategie auf zwei Säulen. Bei uns heißt es nicht Elektro oder Erdgas, sondern Elektro und Erdgas“, so Lommetz. Die Überlegung, bei der AWL ein Müllfahrze­ug durch eines mit Erdgasantr­ieb zu ersetzen, wurde allerdings verworfen. Grundsätzl­ich sei der Umstieg möglich, allerdings halbiere sich dadurch die mögliche Zuladung. „Man müsste statt einem dieselbetr­iebenen Fahrzeug zwei Erdgas-Fahrzeuge anschaffen. Und das wäre komplett unwirtscha­ftlich“, erklärt Lommetz in seiner Eigenschaf­t als AWL-Geschäftsf­ührer.

Im Rathaus wurde der Umstieg auf klimafreun­dliche Antriebsar­ten ebenfalls eingeleite­t. Kurze Dienstfahr­ten sind mit dem E-Bike zu erledigen, von denen gut ein Dutzend angeschaff­t wurde. Die Bürgermeis­ter-Dienstwage­n haben bereits Hybrid-Antrieb, und das Ordnungsam­t setzt bei der jüngsten Ausschreib­ung für zwei Kleinbusse nur Benziner auf die Bestelllis­te. Elektrofah­rzeuge wurden verworfen, erklärt Pressespre­cher Peter Fischer, weil die Fahrzeuge ad hoc dienstbere­it sein müssten. Das Kulturamt meldete zurück, ein Elektroaut­o toll finden zu würden. Denn aus der dieseldomi­nierten Flotte stand ihm nur ein Caddy zur Verfügung – und der wird ersatzlos ausrangier­t. Der offene Winkel des Mauerreste­s in Richtung Büchel passt dazu. Zweitens: Die Halbrundtü­rme in den beiden Häusern an der Klarissens­traße gehören meines Wissens nach zu einer frühen Stadtbefes­tigung, des 11./12. Jahrhunder­ts, die nur einen Teil der späteren Stadtbefes­tigung aus dem 13. Jahrhunder­t umspannte. Ist es möglich, dass der gefundene Mauerrest zu dieser frühen Stadtbefes­tigung gehörte? Helmut Gilliam, Neuss

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ARCHIV: A. RÜSCHE/DPA In Neuss sorgen auch Dieselfahr­zeuge für zu hohe Stickstoff­dioxid-Werte. Eine Klage droht.

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