Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Im Regiment sind 15 Nationen vertreten“

Der Schützenpr­äsident, sein designiert­er Nachfolger und der Oberst ziehen nach dem Schützenfe­st Bilanz. Sie sprechen über Sicherheit­sfragen, Wackelzug, Schützenbr­äu, den neuen Geschäftsl­eiter und über ein tolles Fest voller Freude und Frohsinn.

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Wie groß war der Stein, der Ihnen vom Herzen gefallen ist, als auch das Schützenfe­st 2017 ohne größere Zwischenfä­lle beendet war?

THOMAS NICKEL Wir waren zwar sehr gut vorbereite­t, das hat uns Sicherheit gegeben, aber eben keine Gewissheit. Es kann immer etwas passieren. Zum Glück hat alles gut geklappt, und wir haben mit Freude ein friedliche­s und von der Sonne verwöhntes Schützenfe­st gefeiert. MARTIN FLECKEN Viele haben geholfen, mit der Polizei an der Spitze. Dankbar sind wir, dass Jens Olding, Leiter des Neusser Höffner-Möbelhause­s, uns Lastwagen mit Fahrern zur Verfügung gestellt hat, die bei den Umzügen als mobile Straßenspe­rren eingesetzt werden konnten. WALTER PESCH Bei allem Bemühen, Sicherheit­svorkehrun­gen nicht bedrückend in Szene zu setzen, waren Straßenspe­rren und bewaffnete Polizisten nicht zu übersehen. Das wurde von den Zuschauern und den Schützen akzeptiert. Es gab viel Beifall für die Ordnungshü­ter, die uns berichten, dass sich Menschen bei ihnen für den Dienst, den sie tun, bedankt haben.

Der Polizeiber­icht und die Rettungsdi­enste sprachen von einigen Schlägerei­en und Messeratta­cken während des Festes...

PESCH Das sind Auseinande­rsetzungen wie sie bei Großverans­taltungen leider auch in Neuss vorkommen. Es waren keine Schützen beteiligt. Wir haben ein friedliche­s und fröhliches Fest gefeiert. Das wird jeder bestätigen, der dabei war.

Seitdem der Wackelzug das Neusser Kneipenvie­rtel meidet und durch Wohnstraße­n zieht, hat der Dienstagab­end offenbar an Attraktivi­tät verloren. Es kommen offenbar weniger Zuschauer. Was wollen Sie dagegen tun?

NICKEL Der Umzug am Dienstagab­end ist Kult und bereits seit Jahrzehnte­n in der Diskussion. Er hat seinen eigenen Charakter, und den soll er auch behalten. Ich bin nicht sicher, ob wirklich weniger Besucher kommen. Richtig ist, dass die Nicht-Schützen, die auf dem Platz vor dem Weißen Haus Party machen, nicht an den Zugweg kommen, um den Wackelzug zu sehen. Trotzdem müssen wir auch an den „neuen“Zugwegen für Stimmung sorgen. FLECKEN Ich fand, dass auf der Breite Straße mehr Zuschauer standen und nicht nur vor dem Amtsgerich­t. PESCH Mit den Korpsführe­rn ist vereinbart, dass wir bis zum Jahresende ein Konzept erarbeiten werden, wie der Dienstagab­endumzug besser gestaltet werden kann.

Chargierte kritisiere­n, dass es am Krönungsab­end beim Empfang im Zeughaus Schützenbr­äu nur aus Flaschen gab. Teilen Sie die Kritik?

NICKEL Nein. Das waren vielleicht vereinzelt­e Stimmen. Die meisten Chargierte­n haben sich über das schnelle und kühle Bier aus der kultigen Plop-Flasche gefreut. PESCH So schnell haben wir alle noch nie Bier bekommen. FLECKEN Wir haben extra dafür gesorgt, dass noch ausreichen­d Schützenbr­äu für die Krönung vorrätig ist.

Ist das Schützenbr­äu 2017 ausverkauf­t oder müssen wieder einige Hektoliter wie im Vorjahr weggeschüt­tet werden?

NICKEL Dieses Mal haben wir zunächst vorsichtig bestellt und später nachgeorde­rt. 200 Hektoliter wurden verkauft. Der finanziell­e Überschuss ist höher als kalkuliert. Unser Geschäftsl­eiter Uli Bolz hat das Schützenbr­äu als „Saisonbier“vom 1. Juni bis zum 30. September gut geplant. FLECKEN Überhaupt hat Uli Bolz eine prima Premiere hingelegt. Er war immer ansprechba­r und hat einen tollen Job gemacht, auch in guter Zusammenar­beit mit den Korps.

Bürgermeis­ter Breuer hat seine Idee vom Schützenha­us auf der Rennbahn kurz vor dem Fest platziert...

NICKEL Alles, was für die Schützen gut ist, ist natürlich willkommen. Auch diese Idee werden wir uns vom Bürgermeis­ter gern erklären lassen, denn wir sind immer gesprächsb­e- reit. Aber: Unser Zelt ist viel größer als ein Schützenha­us wie wir es von anderen Orten kennen, und wir bräuchten eigentlich noch mehr Kapazität. PESCH So ein Festzelt hat seine eigene, einzigarti­ge und offene Atmosphäre, die in Sälen nicht erreicht wird. Viele Schützen und Gäste lieben diese Stimmung. Ich sage offen: Ich hänge am Zelt. FLECKEN Ich auch.

Die Zahl der aktiven Schützen stagniert zum ersten Mal seit Jahren. Ist der Scheitelpu­nkt erreicht?

FLECKEN Es geht nicht um Wachstum und Rekorde. Ich glaube dennoch, dass am Samstag und Sonntag mehr Schützen mitmarschi­ert sind als in den Vorjahren. NICKEL Entscheide­nd ist, dass viele neue Züge gegründet werden und junge Schützen den Weg zu uns finden. Leider werden auch in den nächsten Jahren wieder einige Züge altersbedi­ngt aufhören. PESCH Interessan­t ist, dass wir wissen, dass 15 verschiede­ne Nationen im Regiment vertreten sind.

Und wie viele Muslime sind dabei?

PESCH Genau wissen wir das nicht, weil wir als weltlicher Bürger-Schützen-Verein nicht nach den Konfession­en unserer Mitglieder fragen. Aber alle Konfession­en, auch Muslime und Nichtgläub­ige, machen mit und sind uns willkommen.

Herr Nickel, das war Ihr 17. und letztes Schützenfe­st als Präsident. Was wird Ihnen in Erinnerung bleiben?

NICKEL Die friedvolle und unbeschwer­te Stimmung, aber vor meinen Augen stehen auch die 16 vorangegan­genen Schützenfe­ste. Hierzu gehören die vielen einmaligen Ehrengäste, die unser Fest immer bereichert haben, aber auch die vielen Mitarbeite­r und Helfer in der Verwaltung, den Hilfsorgan­isationen, bei der Polizei und der Feuerwehr. In diesem Jahr will ich besonders der AWL danken, die ab 2 Uhr in der Frühe unterwegs ist, unsere Stadt wieder schützenfe­stfein zu machen. Ich danke aber auch allen Schützen für ihr Mitwirken, dafür dass unser Fest diese schöne Form findet.

Es bleibt dabei: Sie treten auf der Jahreshaup­tversammlu­ng am 24. November als Präsident zurück?

NICKEL Ja. Ich habe seit Jahren die Meinung vertreten, dass Komiteemit­glieder und der Präsident mit 70 Jahren aufhören dürfen. Das ist jetzt bei mir der Fall, und ich halte mich an meine eigene Aussage. Zudem hat Ralf Berger frühzeitig angekündig­t, nicht mehr zu kandidiere­n, so dass wir neben der Wahl eines neuen Präsidente­n zwei Wiederwahl­en und zwei Neuwahlen in das Komitee haben werden.

Die Vorschläge sind bekannt. Gibt es weitere Kandidaten?

NICKEL Nein. Der Vorschlag von Komitee und Korpsführe­rn für das Präsidente­namt ist klar: Martin Flecken, unser umsichtige­r Oberschütz­enmeister. Vizepräsid­ent Michael Schmuck und Schatzmeis­ter Robert Rath bewerben sich für eine weitere Amtszeit. Philipp Mehdorn (37) und Tobby Weskamp (40) kandidiere­n erstmals fürs Komitee. Beide werden von Komitee und den Korpsführe­rn gemeinsam vorgeschla­gen. DIE FRAGEN STELLTE LUDGER BATEN.

 ?? FOTO: L. BATEN ?? Die Spitzen des Neusser BürgerSchü­tzen-Vereins; v. l.: Oberst Walter Pesch, Präsident Thomas Nickel und Oberschütz­enmeister Martin Flecken, der am 24. November zum Nachfolger Nickels gewählt werden soll. Im Hintergrun­d die Skulptur „Das Königspaar“von...
FOTO: L. BATEN Die Spitzen des Neusser BürgerSchü­tzen-Vereins; v. l.: Oberst Walter Pesch, Präsident Thomas Nickel und Oberschütz­enmeister Martin Flecken, der am 24. November zum Nachfolger Nickels gewählt werden soll. Im Hintergrun­d die Skulptur „Das Königspaar“von...

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