Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unicef-Siegel wird für die Stadt günstiger

Die Entscheidu­ng, ob sich die Stadt um das Unicef-Siegel „Kinderfreu­ndliche Kommune“bewirbt, wurde bereits zum dritten Mal verschoben. Jetzt soll sie in den Haushaltsb­eratungen fallen. Dank eines „Rabatts“reduzieren sich die Kosten.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Das Thema Unicef-Siegel wird zum Dauerbrenn­er: Im März hatte der Jugendhilf­eausschuss die Entscheidu­ng darüber, sich um ein Unicef-Siegel als Kinderfreu­ndliche Stadt zu bewerben und dafür 40.000 Euro in die Hand zu nehmen, auf Antrag der CDU von der Tagesordnu­ng genommen. Gut zwei Monate später fiel noch immer keine Entscheidu­ng: CDU und SPD wollten erst einmal einen Experten des Vereins „Kinderfreu­ndliche Kommunen“hören. Dessen Geschäftsf­ührerin Heide-Rose Brückner erschien auch am Donnerstag im Jugendhilf­eausschuss. Aber nach einer von der CDU beantragte­n Sitzungsun­terbrechun­g einigten sich die Vertreter der Großen Koalition auf eine (erneute) Vertagung. „Wir wollen darüber in den Haushaltsb­eratungen befinden“, sagte SPD-Sprecher Michael Dries. Die nächste Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es ist am 23. November.

Immerhin: Die ganz große Skepsis, die noch vor einem halben Jahr gegenüber diesem Projekt herrschte, ist einer größeren Offenheit gewichen. Die Wahrschein­lichkeit, dass die Politik die Verwaltung beauftragt, sich um dieses Siegel zu bewerben, ist gestiegen. Das liegt zum einen an den ausführlic­hen Er- läuterunge­n von Brückner, zum anderen sicher auch daran, dass sich die ursprüngli­chen Kosten von 40.000 Euro für die vierjährig­e Projektzei­t aufgrund eines „Rabatts“durch den Verein auf 28.000 Euro reduziert haben. Zudem ist nicht mehr die Rede von einer vollen Personalst­elle, die dafür eingericht­et werden muss. Dazu erklärt Erster Beigeordne­ter Robert Krumbein: „In der Mai-Sitzung des Ausschusse­s sind zwei Teilaspekt­e aus diesem Paket beschlosse­n worden: die Entwicklun­g eines Konzepts, wie Jugendlich­e besser an Entwicklun­gen und Entscheidu­ngen in der Stadt beteiligt werden können, und die Einführung eines kommunalpo­litischen Praktikums.“In einem Kompromiss wurde eine halbe Stelle genehmigt, um diese politische­n Anträge zu bearbeiten. In diesem Rahmen könne auch die Bewerbung für das Unicef-Siegel mitgemacht werden. Krumbein wirbt für die Teilnahme: „Einen Plan für eine Jugend-Partizipat­ion müssen wir machen, auch ohne die Mitgliedsc­haft in diesem Verein.“Der Vorteil liege in der fachlichen externen Beratung und darin, Ideen und Tipps von anderen teilnehmen Kommunen zu erhalten.

Denn das ist ein Problem in der Stadt: Es gibt zwar ein erfolgreic­hes Kinderparl­ament, aber an Jugendli- Michael Dries che kommen Verwaltung und Politik nicht so richtig heran. Hilfe kann es vom Verein „Kinderfreu­ndliche kommune geben“. Geschäftsf­ührerin Brückner nannte im Ausschuss die Vorteile: Unterstütz­ung durch Experten und Dokumente, Blick von außen auf die kommunalen Prozesse, Teilnahme an Workshops, Einbringen eigener Praxisbeis­piele und Austausch darüber, Einbettung in ein internatio­nales Verfahren.

Nach einem akzeptiert­en Aktionspla­n gibt es zwar direkt das Siegel, aber danach erfolgt die Kontrolle durch Halbzeitge­spräche mit Kindern und Jugendlich­en und der Umsetzung. „Durch diese Maßnahmen und den positiven Druck von außen können wir in einem Bereich erfolgreic­h sein, wo wir noch nicht so gut unterwegs sind“, befand Michael Dries. Demgegenüb­er möchte Dirk Rosellen (FDP) das Geld lieber „direkt“in der Jugendarbe­it sehen.

„Wir können dort erfolgreic­h sein, wo wir noch nicht gut sind“ SPD-Sprecher

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FOTO: VEREIN „Kinderfreu­ndliche kommunen“ist eine gemeinsame Initiative von Unicef und dem Deutschen Kinderhilf­swerk.
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