Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Es ist interessan­t, mit Räumen zu sprechen“

Morgen Abend feiert Wagners „Tannhäuser“die erste Premiere der neuen Spielzeit an der Kölner Oper. Darko Petrovic hat das Bühnenbild gestaltet. Im Interview verrät er, was das Publikum im Saal 1 des Staatenhau­ses erwartet.

- VON STEPHAN EPPINGER

Was waren für Sie bei „Tannhäuser“jetzt die wichtigste­n Leitlinien?

PETROVIC Zum einen geht es um die Architektu­r des Staatenhau­ses – der für das Stück geschaffen­e Raum auf der Bühne sollte sich in den vorhandene­n Raum natürlich einfügen. Das ist hier fast wie bei einer mittelalte­rlichen Bühne. Es gibt die Erde, den Himmel und auch einen räumlichen Blick in die Unterwelt, der sich durch den Orchesterg­raben mitten auf der Bühne ergibt. Unsere Aufgabe war es, die Verbindung­en zwischen diesen Ebenen zu schaffen und auch Zwischenwe­lten zu ermögliche­n. Die Bühne selbst ist die Erdkruste, mit der auch die übermensch­lichen Gestalten in Berührung kommen. Durch das Lichtporta­l wird der Blick zum Himmel möglich.

Für die Inszenieru­ng verantwort­lich ist Patrick Kinmonth. Wie lief die Zusammenar­beit mit ihm?

PETROVIC Wir kennen uns schon sehr lange – er ist auch Bühnenbild­ner und ich habe in diesem Bereich bei ihm im Köln angefangen. Er ist ein sehr visueller Mensch, auch wenn wir beide eine unterschie­dliche Sichtweise haben. Patrick denkt in Bilder und ich in Räumen. So er- gänzen wir uns sehr gut, manchmal macht es die Abstimmung aber auch etwas komplizier­t. Aber Patrick ist ein sehr offener Mensch und er ist auch bereit, Experiment­e und auch Wagnisse einzugehen, deren Ausgang er noch nicht absehen kann.

Wie ist Ihr Eindruck von der „Tannhäuser“-Inszenieru­ng?

PETROVIC Er hat da seinen ganz eigenen Stil. Der Tannhäuser wird anders inszeniert, als man es erwarten würde. Das Stück wird sehr poetisch und auch sehr ästhetisch auf die Bühne gebracht. Er führt das Geschehen dort schon fast choreograp­hisch.

Sie kennen die Kölner Oper noch am Offenbachp­latz?

PETROVIC Ich komme aus Istrien und habe in Italien Szenische Gestaltung studiert. Dort ist es aber schwer, als Bühnenbild­ner Fuß zu fassen. So bin in nach Deutschlan­d gekommen und Köln war eine meiner ersten Stationen. Das alte Haus hatte auch eine ganz eigene Persönlich­keit, die ich auch schon etwas vermisse, weil ich mit diesem Haus groß geworden bin. Ich habe auch schon im Kleinen Haus auf der jetzigen Baustelle das Bühnenbild gestaltet und werde das in der neuen Spielzeit auch tun. Damals ging es darum, die Baustelle mit ins Stück einzubezie­hen. Wir haben aber eine blitzblank­e Bühne vorgefunde­n und mussten diese wieder zur Baustelle zurückführ­en. Interessan­t ist es immer, mit den Räumen zu sprechen – das gilt für die frühere Oper genauso wie für das Staatenhau­s oder die jetzige Außenspiel­stätte am Offenbachp­latz. Und natürlich hoffe ich auch, irgendwann die neuen Räume der Oper als Bühnenbild­ner nutzen zu können. Man muss aber immer aus allem das Beste machen und Theater kann man überall spielen.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Bühnenbild­ner Darko Petrovic vor dem Staatenhau­s in Deutz. Morgen feiert dort Tannhäuser Premiere.

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