Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Es ist interessant, mit Räumen zu sprechen“
Morgen Abend feiert Wagners „Tannhäuser“die erste Premiere der neuen Spielzeit an der Kölner Oper. Darko Petrovic hat das Bühnenbild gestaltet. Im Interview verrät er, was das Publikum im Saal 1 des Staatenhauses erwartet.
Was waren für Sie bei „Tannhäuser“jetzt die wichtigsten Leitlinien?
PETROVIC Zum einen geht es um die Architektur des Staatenhauses – der für das Stück geschaffene Raum auf der Bühne sollte sich in den vorhandenen Raum natürlich einfügen. Das ist hier fast wie bei einer mittelalterlichen Bühne. Es gibt die Erde, den Himmel und auch einen räumlichen Blick in die Unterwelt, der sich durch den Orchestergraben mitten auf der Bühne ergibt. Unsere Aufgabe war es, die Verbindungen zwischen diesen Ebenen zu schaffen und auch Zwischenwelten zu ermöglichen. Die Bühne selbst ist die Erdkruste, mit der auch die übermenschlichen Gestalten in Berührung kommen. Durch das Lichtportal wird der Blick zum Himmel möglich.
Für die Inszenierung verantwortlich ist Patrick Kinmonth. Wie lief die Zusammenarbeit mit ihm?
PETROVIC Wir kennen uns schon sehr lange – er ist auch Bühnenbildner und ich habe in diesem Bereich bei ihm im Köln angefangen. Er ist ein sehr visueller Mensch, auch wenn wir beide eine unterschiedliche Sichtweise haben. Patrick denkt in Bilder und ich in Räumen. So er- gänzen wir uns sehr gut, manchmal macht es die Abstimmung aber auch etwas kompliziert. Aber Patrick ist ein sehr offener Mensch und er ist auch bereit, Experimente und auch Wagnisse einzugehen, deren Ausgang er noch nicht absehen kann.
Wie ist Ihr Eindruck von der „Tannhäuser“-Inszenierung?
PETROVIC Er hat da seinen ganz eigenen Stil. Der Tannhäuser wird anders inszeniert, als man es erwarten würde. Das Stück wird sehr poetisch und auch sehr ästhetisch auf die Bühne gebracht. Er führt das Geschehen dort schon fast choreographisch.
Sie kennen die Kölner Oper noch am Offenbachplatz?
PETROVIC Ich komme aus Istrien und habe in Italien Szenische Gestaltung studiert. Dort ist es aber schwer, als Bühnenbildner Fuß zu fassen. So bin in nach Deutschland gekommen und Köln war eine meiner ersten Stationen. Das alte Haus hatte auch eine ganz eigene Persönlichkeit, die ich auch schon etwas vermisse, weil ich mit diesem Haus groß geworden bin. Ich habe auch schon im Kleinen Haus auf der jetzigen Baustelle das Bühnenbild gestaltet und werde das in der neuen Spielzeit auch tun. Damals ging es darum, die Baustelle mit ins Stück einzubeziehen. Wir haben aber eine blitzblanke Bühne vorgefunden und mussten diese wieder zur Baustelle zurückführen. Interessant ist es immer, mit den Räumen zu sprechen – das gilt für die frühere Oper genauso wie für das Staatenhaus oder die jetzige Außenspielstätte am Offenbachplatz. Und natürlich hoffe ich auch, irgendwann die neuen Räume der Oper als Bühnenbildner nutzen zu können. Man muss aber immer aus allem das Beste machen und Theater kann man überall spielen.