Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

13 Nationalit­äten lernen zusammen

Im Haus des Vereins „Swiff“können Kinder und Erwachsene tanzen, malen, ihr Musiktalen­t entdecken und Sprachen lernen. Integratio­n wird dort seit drei Jahren von allen Generation­en mit Tanz, Kunst, Musik und Sprachkurs­en gelebt.

- VON JULIA ZUEW

NORF Im Takt der Musik gleiten die Kinder über das Tanzparket­t. Noch sitzt nicht bei allen Paaren jeder Schritt – nicht alle sind gleicherma­ßen erfahren. Im Haus des Norfer Vereins „Swiff“können nicht nur Kinder ihr Talent zum Tanzen, Musizieren oder Malen entdecken, auch Erwachsene können sich kreativ ausprobier­en – oder neue Sprachen lernen.

„Wir hatten mal eine 82-Jährige bei uns im Haus, die Russisch lernen wollte“, sagt Anna Adamovych. Sie ist erste Vorsitzend­e des Vereins. „Ihr Sohn hatte eine Russin zur Frau.“Um mit den Schwiegere­ltern sprechen zu können, besuchte die Seniorin den Russisch-Unterricht bei Swiff. Besonders stolz zeigt sich aber Victoria Besfamilna­ja, zweite Vorsitzend­e, über die jungen Besucher des Hauses: „Unser Ziel ist es, Talente aufzudecke­n und zu entwickeln.“Manchmal wüssten die Kinder anfangs überhaupt nicht, dass sie Malen oder Singen können. „Nach einem halben Jahr bei uns sieht das alles schon anders aus“, sagt Adamovych.

Das Publikum der Einrichtun­g ist bunt gemischt. Adamovych: „Nach letztem Stand haben wir Besuch aus zwölf Städten und von 13 Nationalit­äten bei uns.“Unter anderem aus Neuss, aber auch aus Köln, Düsseldorf, Bochum und Wuppertal reisen Eltern und Kinder für die Kursangebo­te des Vereins an. „Ein Mädchen bei uns kommt sogar einmal im Monat aus Weißrussla­nd für den Gesangsunt­erricht zu uns“, sagt Adamovych. Als gemeinnütz­iger Verein besteht „Swiff“seit September 2014. Im vergangene­n Jahr besuchten rund 350 Kinder den freiwillig­en Unterricht nach der Schule – und mittlerwei­le kämen auch deutsche Kinder zur Deutsch-Nachhilfe ins Haus. „Darauf sind wir richtig stolz“, sagt Besfamilna­ja. Auch für Deutschkur­se für Flüchtling­e ist die Einrichtun­g zertifizie­rt.

Dozenten für alle Angebote zu finden sei jedoch nicht einfach, sagen die Vorsitzend­en. Oft hören sich die Leiterinne­n des Hauses auch im Kreise der Eltern um: „Wir fragen, welche Berufe oder besonderen Fähigkeite­n bei ihnen vertreten sind.“Manchmal klappt’s: „Dann kommen die Kinder zum Lernen hier hin, und die Eltern arbeiten in der Zeit.“

Neben der Stadt Neuss und dem Kulturamt unterstütz­t auch das Projekt „Kultur macht stark“des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung die Vereinsarb­eit. Für größere Vorhaben, wie Theater- und Musicalauf­führungen oder ein internatio­nales Festival für Tanz und Musik, entstehen auch Kooperatio­nen mit anderen Institutio­nen. So auch mit dem Rheinische­n Landesthea­ter in Neuss, wo am 7. und 8. April 2018 zum zweiten Mal unter dem Motto „Move On“Streetdanc­e im Mittelpunk­t steht, oder mit dem Titel „Musikalisc­he Welle“internatio­nale Musik-Acts, zum Beispiel aus Russland oder Georgien, auf der Bühne stehen.

„Wir haben noch viele Pläne“, sagt Besfamilna­ja. „Das Haus ist dafür mittlerwei­le zu klein, wir möchten irgendwann erweitern.“Aber auch in den jetzigen Räumlichke­iten soll bald eine Innovation angeboten werden: „Wir möchten einen 3D-Drucker kaufen und 3D-Zeichnen anbieten“, berichtet Adamovych. „Für Kinder, die Interesse an Architektu­r oder ähnlichen Berufen haben, ist das wichtig.“Ein Dozent sei für den Kursus bereits gefunden.

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FOTO: ANJA TINTER Der Tanzunterr­icht ist im Verein „Swiff“sehr gefragt und gut besucht. Die Schüler des Hauses trainieren auch für landesweit­e Meistersch­aften.

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