Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Handwerker ärgern sich über Umleitung

Die Kritik am Umbau der B 230 reißt nicht ab: Für die Handwerker Karl-Heinz Magh und Matthias Eicker wird die Baustelle teuer: Sie müssen täglich einen zeitaufwen­digen Umweg in Kauf nehmen, obwohl sie sich als Anlieger fühlen.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Seit 15 Jahren fährt Karl-Heinz Magh (61) jeden morgen den gleichen Weg zu seiner Werkstatt: von Steinhause­n über die Landstraße bis zum Fürther Weg am Ortseingan­g von Schlich. Doch mit dem Umbau der Bundesstra­ße 230 hat sich für den Malermeist­er und seine drei Mitarbeite­r alles verändert. Der Landesbetr­ieb Straßen.NRW hat die 400 Meter Landstraße für die Umbauzeit der B 230 für den Durchgangs­verkehr gesperrt und nur für Linienverk­ehr und Anlieger freigegebe­n. Jetzt soll Magh einen Umweg von bis zu zwölf Kilometern zurücklege­n.

Die Fahrt zu seinem angemietet­en Betrieb wird für den Steinhause­ner zum Abenteuer: Aus den bislang fünf Minuten werden für ihn mittlerwei­le 15 bis 20 Minuten. Doch nicht nur der zusätzlich­e Zeitaufwan­d für den Umleitungs­weg ärgert ihn, auch die „unsinnige Umweltvers­chmutzung“. Der 61-Jährige fühlt sich „ganz klar als Anlieger“. Als er jetzt von Streifenwa­genbeamten der Korschenbr­oicher Polizeiwac­he auf dem 400-Meter-Stück der Landstraße kontrollie­rt und mit einem Bußgeld von 20 Euro zur Kasse gebeten werden sollte, war sein Ärger komplett: „Ich fühle mich einfach nur abgezockt.“Karl-Heinz Magh hat mittlerwei­le gegen den Bußgeldbes­cheid beim Rhein-Kreis Neuss Beschwerde eingelegt.

Polizeispr­echerin Daniela Dässel macht ihm wenig Hoffnung auf Erfolg: „Anlieger sind in der Regelung nur die Personen, die tatsächlic­h ein konkretes Anliegen bezogen auf Grundstück­e an der abgesperrt­en Straße besitzen.“Der Fürther Weg falle da nicht drunter. Und Dässel erklärt weiter: „Wir stellen keine Schilder auf, müssen als Polizei aber das Verbot durchsetze­n.“

Matthias Eicker teilt das Schicksal mit seinem Werkstatt-Nachbarn. Der 41 Jahre alte Schreinerm­eister hat mittlerwei­le für jeden seiner vier Angestellt­en schon ein Verwarnung­sgeld bezahlt. Auch Eicker fühlt sich als Anlieger. Und da seine Werkstatt-Anschrift am Fürther Weg nicht ausreicht, freut sich seine Ehefrau Simone jetzt regelmäßig über Blumen. „Wenn ich kontrollie­rt werde, dann ist mein Ziel der Blumenlade­n oder aber auch der Briefkaste­n an der Landstraße“, sagt Eicker und verrät damit seine „kleinen Tricks“. „Mit einem frankierte­n Briefumsch­lag erfülle ich die Vorausstet­zungen als Anlieger.“Lieber wäre ihm aber eine Ausnahmege­nehmigung. „Ein Durchfahrt­sschild würde uns Handwerker­n den Arbeitsall­tag erleichter­t“, setzt Eicker auf den Landesbetr­ieb Straßen.NRW, der für die B 230Sanieru­ng und auch für die Umleitungs­ausweisung zuständig ist.

„Wir können nicht für zwei Gewerbetre­ibende eine Ausnahmege­nehmigung erteilen. Wir müssen alle gleich behandeln“, wirbt Christof Klein um Verständni­s. Er ist für die Verkehrsfü­hrung beim Landesbetr­ieb zuständig. „Das besagte Stück der Landstraße ist ausschließ­lich für Busse, Fußgänger und Radfahrer freigeben.“Eine „Umleitung auf Zeit“findet Klein durchaus zumutbar: „Wenn das Wetter mitspielt, werden wir den Bauzeitpla­n bis Ende Oktober einhalten.“

 ?? FOTOS (2): WIEDNER-RUNO ?? Im Rahmen der B-230-Sanierung werden am Ortsausgan­g Liedbergs 400 Meter zur Anliegerst­raße. Malermeist­er Magh nutzt die Landstraße auf dem Weg nach Schlich in seine Werkstatt. Für die Polizei ist er kein Anlieger.
FOTOS (2): WIEDNER-RUNO Im Rahmen der B-230-Sanierung werden am Ortsausgan­g Liedbergs 400 Meter zur Anliegerst­raße. Malermeist­er Magh nutzt die Landstraße auf dem Weg nach Schlich in seine Werkstatt. Für die Polizei ist er kein Anlieger.
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Blumen statt Knöllchen: Matthias Eicker hat für sich einen Weg gefunden.

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