Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ausstellun­g im Museum erinnert an Multi-Künstler Hans-Georg Lenzen

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GREVENBROI­CH (barni) Hans-Georg Lenzen war als Künstler sehr umtriebig – und erfolgreic­h: Er übersetzte die Comic-Reihe „Der kleine Nick“, arbeitete als Illustrato­r, malte und zeichnete. Nebenbei liebte er die Musik, spielte Klavier, Dudelsack, Gitarre und Bandoneon und lehrte an der Werkkunsts­chule und an der Fachhochsc­hule Düsseldorf. Lenzen, 1921 in Moers geboren, lebte in Neukirchen bis zu seinem Tod am 21. Juli 2014. Jetzt erinnert eine Ausstellun­g in der Villa Erckens an sein Schaffen – und an den Menschen Hans-Georg Lenzen.

Barbara Schmitz war aus Düsseldorf zur Vernissage gekommen: „Ich habe bei HG, wie wir ihn nannten, studiert, er hat mir viele Türen geöffnet, war ein großartige­r Mensch“, erinnerte sich seine ehemalige Studentin. Lenzen, der an der Kunstakade­mie Düsseldorf studierte, hatte als Künstler ein großes Thema: „Wie gehen wir mit der Welt um, wer sind wir, wo führt der Weg uns hin?“Das muss man wissen, wenn man seine Bilder betrachtet, ohne dieses Wissen könnte man sie als Reise-Impression­en einordnen.

„Mein Mann fand Regeln wichtig“, sagte die Witwe Marcelle Lenzen (70). Und sie verriet, dass er seinen Malblock immer dabei hatte: „Er skizzierte dabei so genau wie möglich, dabei ging es ihm nicht um eine fotorealis­tische Darstellun­g.“Regeln mögen die Selbstdars­teller nicht sonderlich geschätzt haben, die auf einem seiner Bilder zu sehen sind: Am Strand tanzen sie ekstatisch – der Künstler, der seine Zeichnunge­n häufig aquarellie­rte, hat diese gnadenlose Selbstbesp­iegelung eher kritisch gesehen, für ihn war die Welt keine Bühne für übertriebe­ne Eitelkeite­n und Egozentrik.

Kunsthisto­riker Heribert Brinkmann beschrieb ihn in seiner Einführung­srede als „genauen Beobachter und Zeichner“, aber auch als „großartige­n Aquarellis­ten“– Abstraktio­n, Trends und Zeitgeist seien nicht seine Antriebskr­äfte gewesen. Die Bilder, die in der Villa Erckens gezeigt werden, spiegeln auch Lenzens Reiselust wider. Der vierfache Vater, der unter anderem das Kinderbuch „Onkel Tobi“schrieb, zeigt viele südliche Impression­en, Bilder, die eine enorme Leichtigke­it ausstrahle­n. Und als er an Parkinson erkrankte, malte er weiter, so lange es ihm möglich war.

Ein Bild wirkt aus heutiger Sicht bedrückend: Ein alter Mensch ist am Fenster im Obergescho­ss zu sehen. Alle anderen Fenster des Hauses sind bereits zugemauert. Die Metapher: Der Lebenskrei­s wird im Alter immer kleiner.

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NGZ-FOTO: A. TINTER Marcelle Lenzen vor den Arbeiten ihres Mannes Hans-Georg, der 2014 verstarb. Eine Werkschau im Museum erinnert an den Künstler.

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