Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Im Kirchenraum waren viele neue Töne zu hören
Drittes Konzert des ersten Dormagener Orgelsommers.
DORMAGEN (nie) Der erste Orgelsommer zum Dritten: Dieses Musizieren an der großen Orgel der Christuskirche an der Ostpreußenstraße kam am Wahlsonntag so richtig in Fahrt.
Nicht, dass sich übermäßig viele Besucher eingestellt hatten, denn die Bankreihen waren nur mäßig gesetzt. Doch mit dem sympathischen Dominik Susteck saß ein Musiker der Extraklasse auf der Orgelbank. Er ist profilierter Organist der Kölner Kunst-Station St. Peter und hat sich neben der Pflege der traditionellen Orgelmusik moderner Improvisation verschrieben. Von beidem wurden eindrucksvolle Beispiele geboten.
Udo Flaskamp, Neusser Organist und Chorleiter, moderierte das sowohl mit barocken Glanzstücken als auch einer Komposition von Dominik Susteck ausgestattete Musizieren. Gegeben wurde die zeitnahe Eigenkomposition „Zeichen“(2016), eingerahmt vom Präludium BWV 547 und der dazugehörigen Fuge CDur von Johann Sebastian Bach. Dieser orgelhistorische Spagat zwischen dem großen Leipziger Thomaskantor und den aktuellen Neutönen will erst einmal bewältigt sein. Dominik Susteck hat diese He- rausforderung mit größter Bravour gemeistert. Bei Bach fühlt sich ein Orgelspieler dieser Klasse natürlich zu Hause. Wenn er dann aber auch noch das Wagnis eingeht, seine eigenen Tonsetzungen einzubringen, zeugt das sowohl von Mut als auch von Könnerschaft. Damit setzte er ein wirklich kräftiges Zeichen. Weit entfernt von gravitätischen Hörgewohnheiten in Gottesdiensten bedienenden, geistlichen Musiken äußert sich da ein anderer, nicht minder anspruchsvoller Geist. Die Stücke „Morse“, „Funkfeuer“, „Echos“und „Geister“forderten den Zuhörer, indem sie seine Hörerwartungen total konterkarierten.
Bei dieser Art des Konzertierens gilt es unbedingt, sich darauf einzulassen. „Effata“, gleich „Öffne Dich“hieß es denn auch völlig zutreffend. Wer diesem Rat folgte und sich auf die Neuklänge und sogar auf den an der Orgel selbst pfeifenden Künstler einließ, machte Entdeckungen. Die Öffnung ungeahnter Tonwelten und Ausdrucksformen ist damit endgültig im Kirchenraum angekommen.
„Zu allen Zeiten“, brach Moderator Udo Flaskamp eine Lanze dafür, „war das Komponieren eine Suche nach neuen Ausdrucksformen.“So ist es.